ArtikelComic-ReviewComics

Comic-Review: Tim und Struppi Kompaktausgabe Band 1

Die Abenteuer des furchtlosen Reporters Tim und seines besten Freundes Struppi gehören neben Asterix und Lucky Luke zu den absoluten Größen in der europäischen Comiclandschaft. Die Comicserie wurde 1929 vom Belgier Georges Remi (besser bekannt unter seinem Künstlernamen Hergé) erdacht und brachte es auf 24 Comicalben sowie ein letztes 25. Abenteuer, welches Hergé leider nicht mehr fertigstellen konnte. In den diversen Geschichten verschlägt es Tim an eine Vielzahl exotischer Schauplätze und sogar auf den Mond. Immer dabei sind sein treuer Hund Struppi und der Seebär Kapitän Haddock. Für Komplettisten und Neusammler gibt es jetzt etwas ganz Besonderes: Der Carlsen Verlag bringt alle Abenteuer als achtteilige Sammelbandreihe heraus. Band 1 (enthält „Tim im Lande der Sowjets“ und „Tim im Kongo“) und Band 2 (enthält „Tim in Amerika“, „Die Zigarren des Pharaos“ und „Der blaue Lotos“) sind bereits erhältlich, weitere Bände erscheinen halbjährlich. Wir haben den ersten Band unter die Lupe genommen.

Tim_Sowjets_Cover.jpg

Tim im Lande der Sowjets

In diesem Abenteuer verschlägt es Tim ins heutige Russland. Die Handlung ist nicht besonders komplex: Tim soll für eine Zeitung in das von Kommunisten regierte Land reisen und über die dortigen Umstände berichten. Der sowjetische Geheimdienst will jedoch verhindern, dass Tim seine Erkenntnisse an die Öffentlichkeit trägt, und setzt einen Attentäter auf ihn an. Fortan stolpert Tim von Situation zu Situation und nimmt es mit allerlei sowjetischen Soldaten auf. Einen konkreten Spannungsbogen kann man hier nicht erkennen. Das liegt daran, dass dieses Abenteuer in Episoden in einer Zeitschrift abgedruckt wurde. Zwar erschienen auch viele andere Tim und Struppi-Geschichten zuerst in Zeitschriften, doch anders als spätere Abenteuer wurde dieses nicht für die Albenpublikation bearbeitet. Deswegen hat es auch einen Umfang von ca. 140 Seiten.

Tim_Sowjets.jpg
In der Sowjetunion bekommt es Tim auch mit Kampfflugzeugen zu tun

Hergé ist unter anderem für seinen unverwechselbaren Zeichenstil bekannt. Der ist hier jedoch nicht erkennbar. Tim im Lande der Sowjets weist keines der Merkmale späterer Alben auf. Mal abgesehen davon, dass man Farben vergeblich sucht, sind die Zeichnungen sehr grob und detailarm und lassen den beherrschten Look der Folgeabenteuer vermissen.

Tim_Kongo_Cover_01.jpg

Tim im Kongo

Auch hier ist die Handlung simpel: Tim reist nach Afrika, um von dort zu berichten. Doch das ist nicht das Interessanteste an dieser Geschichte. Um diesen Band gab es in der Vergangenheit immer wieder Kontroversen. Der Vorwurf: Er sei rassistisch. Und ja, das hier gezeigte Bild der Bewohner Afrikas ist schwer verzerrt und entspricht in keiner Weise der Realität. Sie werden als dumme, faule und rückständige Wilde dargestellt, was aber nicht daran liegt, dass Hergé bewusst gegen dunkelhäutige Menschen hetzen wollte. Die Darstellung repräsentiert ganz einfach die zum Erscheinungszeitpunkt (1931) vorherrschenden Vorurteile gegen Farbige. Zwar wurde das Abenteuer 1946 und 1475 neu bearbeitet, doch die negative Darstellung der Einwohner Afrikas wurde beibehalten. Darüber hinaus geht Tim auf Großwildjagd und erlegt nur wegen des Elfenbeins einen Elefanten. Diese Gewalt gegen Tiere ist total überflüssig und hätte ausgespart bleiben können.

Tim_Kongo.jpg
Die Eisenbahn in Afrika scheint nicht die Beste zu sein…

Optisch gibt es jedoch nichts zu meckern. Hergé liefert genau das, was man von ihm erwartet. Saubere Zeichnungen, schöne Hintergründe und nett designte Figuren. Dazu kommt die tolle Koloration, die den Zeichnungen noch mehr Leben einhaucht.

Meinung:
Der erste Band der Kompaktausgabe ist interessant, aber keinesfalls weil die Geschichten so gut wären. In den hier abgedruckten Abenteuern werden sowohl die Kommunisten als auch die Farbigen komplett undifferenziert dargestellt. Als Zeitdokument ist das durchaus spannend, doch ist der Band auch aufgrund der wiederholten Gewaltdarstellungen nicht für Kinder geeignet. Doch abgesehen von diesem ersten Teil der Reihe kann man eine absolute Kaufempfehlung für die Kompaktausgabe aussprechen, denn die Abenteuer von Tim und Struppi zählen zu den besten Comics, die in Europa je geschaffen wurden.

INFOTim_Cover_01.jpg
SEITEN: 208
PREIS: 17 Euro
AUTOR: Hergé
ZEICHNER: Hergé
VERLAG: Carlsen Comics 

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"