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Special: Tekken 3 (Namco, 1998)

Alle reden heute über zu hohe Wertungen, doch schon 1998 gab es für Tekken 3 sowohl auf Gamerankings als auch auf Metacritic eine Durchschnittswertung von 96%. Zurecht, wie ich finde, weshalb wir im Jahr von StarCraft, Resident Evil 2, Metal Gear Solid und Need for Speed III: Hot Pursuit heute über eines der besten Beat’em-Ups aller Zeiten sprechen wollen – nein, müssen.

Bibione, Italien. 1994. Es ist heiß und am Strand suchen pubertierende Mädels nach männlichen „Mitspielern“. Klein-Alex ist 16 Jahre alt und hat keinen Bock auf Fummeln. Das nennt man wohl spätreif. Stattdessen gammelt er in einer klimatisierten Spielhalle rum und verliert permanent gegen einen Freund in Virtua Fighter 2. Nach der letzten 15 Hit-Combo von Sarah gegen seinen Lieblingscharakter Kage gibt er entnervt auf und sucht sich nach Alternativen um. In einem Eck steht ein unscheinbarer Automat mit der Aufschrift „Tekken“. Auch ein Beat’em-Up, aber irgendwie anders als Virtua Fighter. Die erste Münze in den neuen Automaten hat dann doch einen kurzen Urlaubsflirt gestartet.

Aller Anfang ist hässlich

Neben Battle Arena Toshinden war dieser Flirt dann auch ein Grund mir die PlayStation zu holen und ich war glücklich. Man könnte sagen Tekken und Tekken 2 haben mich dann zum Mann gemacht, denn 1998 hatte ich nicht nur eine fixe Freundin, sondern auch die Möglichkeit bei einem Freund die japanische Version von Tekken 3 zu spielen. Was soll ich sagen – bis heute war dieser Teil der Höhepunkt einer langen, sagen wir Freundschaft. Teil 3 war nicht nur optisch ein Sprung zu seinen Vorgängern, sondern hob das Kampfsystem auf ein Niveau ungeahnter Dynamik (ich spreche von der jap. Version, die PAL-Variante war in etwa 30% langsamer und für uns deshalb unspielbar). In einem Umfeld voll mit Kampfsportlern war es toll zu sehen, wie fast alle Kampfstile vertreten waren. Ein Freund von mir, der gerade voll im Teakwondo-Fieber war, freute sich über Hworang, ein anderer war Kung-Fu- und Jackie-Chan-Fan, was die Wahl auf Lei Wulong mit seinem Drunken Boxing fallen ließ. Ich selbst wechselte als ehemaliger Karateka zwischen Jin Kazama und dem Bruce Lee Verschnitt Forrest Law.

Dank diverser Statistiken (Anzahl der Siege, welchen Charakter man prozentuell am meisten ausgewählt hat usw.) und des guten Balancings – mal abgesehen von Eisenfaust Paul und Button-Mash-Freund Eddy – machte das Spiel auch nach dem 1.000 Duell noch Spaß.

Hard Facts

Mit dem neuen Ausfallschritt, einem realistischeren Sprung, besseren Animationen, den coolen Juggle-Combos und 15 neuen Charakteren war Tekken 3 ein Schlag in den Solar Plexus der damaligen Konkurrenz (Dead or Alive, Virtua Fighter 3). Ein guter Versuch, aber leider nicht mehr, war der neue „Tekken Force Modus“, in dem man in einem Sidescroller den immer selben Gegnertyp verprügeln durfte. Den ebenfalls vorhandenen „Tekken Ball Modus“ erwähne ich hier auch nur am Rande, da er ähnlich unterhaltsam wie der „Tekken Force Modus“ ist – nämlich gar nicht. Von Spielern anderer Beat’em-Ups wurde die Tekken-Serie ja auch gern als Button-Mashing-Selbstläufer bezeichnet, was auf niedrigem Niveau vielleicht stimmen mag, Könner aber, wie in jedem anderen guten Beat’em-Up, Anfängern leicht einmal den Hintern versohlen können.

Der Mishimia-Clan ist mir ans Herz gewachsen. Zum Start der PS2 habe ich mir gleich Tekken Tag Tournament geholt, Tekken 3 wird neben Samurai Shodown und Street Fighter II ewig in meiner Beat’em-Up-Top-3-Liste bleiben und auch in Zukunft werde ich beobachten, wie sich die Tekken-Jungs und -Mädels Games schlagen werden.

Metal Gear Solid ist eines von 20 vorinstallierten Spiele auf der PlayStation Classic-Konsole.

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Alexander Amon

Alexander Amon war jahrelang Chefredakteur beim Gaming-Magazin consol.AT, ist noch immer leidenschaftlicher Gamer und außerdem Ressortleiter bei Red Bull Games. Neben dieser Kolumne ist er hier auf SHOCK2 auch regelmäßig als einer der beiden Gameminds im gleichnamigen Podcast zu hören.

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