Review: The Many Deaths of Laila Starr
Der Tod ist arbeitslos... und jetzt?
Ram V ist zwar erst seit 2016 als Comic-Schaffender aktiv, konnte in den wenigen Jahren aber bereits das eine oder andere Mal auf sich aufmerksam machen und Preise gewinnen. So konnte seine mit-konzipierte Miniserie Blue in Green 2022 einen Eisner Award gewinnen, und auch das dieser Review zugrundeliegende The Many Deaths of Laila Starr war gleich für mehrere „Comic-Oscars“ nominiert.
Der Tod macht mal Pause
Wir befinden uns im (indisch-anmutenden) Götterpantheon. Die zahlreichen Gottheiten gehen je nach Bestimmung ihrem Tagwerk nach und wirken mal mehr, mal weniger gestresst. Dieses bunte bürokratische Treiben ähnelt dabei dem Alltag eines Großraumbüros. Der Tod wurde zu einem Meeting mit seinem Vorgesetzten gerufen. In diesem wird ihm mitgeteilt, dass er gekündigt wird. Man bedankt sich für seine treuen Dienste und möchte ihn bei der Tür hinausbitten. Aber… wie kann das sein? Das dachte sich diese ewig währende Gottheit auch und stellte Fragen. Es wird mitgeteilt, dass seine Dienste schon bald nicht mehr von Nöten sein werden. Die Sterblichen würden nämlich in den kommenden Jahren die Erfindung der Unsterblichkeit machen. Warum sollte dann noch irgendjemand seine Dienste in Anspruch nehmen wollen. Er wäre schlichtweg abgeschafft und seine Arbeit fortan sinnlos geworden. Als Dank wird ihm jedoch ein sterblicher Körper zu Verfügung gestellt: die gerade gestorbene Laila Starr.
Lässt sich die Unsterblichkeit verhindern?
Auf Erden beschließt der Tod aka Laila Starr denjenigen zu finden, der für die Erfindung der Unsterblichkeit verantwortlich sein wird – und ihn zu ermorden. Dann wäre das Problem schließlich gelöst und er hätte seinen Job und seine Bestimmung zurück. Auf seiner Reise als Laila Starr begegnet sie den künftigen Erfinder auch immer wieder, nur um hierbei häufig selbst das Zeitliche zu segnen. Durch ihre Freundschaft mit dem Gott des Lebens erhält Laila jedoch mehrere Versuche, jedoch stets zeitversetzt um einige Jahre oder Jahrzehnte. Wird sie die Unsterblichkeit verhindern können?
Aus einer anderen Perspektive
Auf ihrer langen Reise lernt Laila die Welt der Menschen aus einer anderen Perspektive kennen, nicht mehr als Gottheit, die über ihnen thront, sondern auf Augenhöhe mit ihnen. Sie lernt Gefühle wie Trauer und Verlust aber auch Freundschaft und Liebe kennen. So fühlt sich das Lesen der einzelnen Seiten wie ein Begleiten auf einer emotionalen Reise an, bei der viele Aspekte der Endlichkeit so beleuchtet werden, dass ein warmes Gefühl zurückbleibt – und nicht die Angst vor dem Sterben oder dem Alleinsein. Die verschnörkelten Linien und das bunte Farbdesign tun ihr Ãœbriges.
Meinung
The Many Deaths of Laila Starr ist einer der besten Comics des zurückliegenden Jahres und gilt für mich bereits jetzt als Geheimtipp für meinen persönlichen Comic des Jahres 2024. Die berührende Geschichte um den Tod aka Laila Starr und die Sterblichen zieht einen in seinen Bann und lässt erst dann wieder aus, wenn die letzte Seite verschlungen wurde. Ram V und Filipe Andrade hätten hierfür mit jeweils einem Eisner Award bedacht werden müssen. Cross-Cult hat sich hier eine wahre Perle ins Programm geholt, welche auf gar keinen Fall verpasst werden darf. Klare Kaufempfehlung!
Infos:
Zeichner: Filipe Andrade
Verlag: Cross-Cult (Original: BOOM! Studios)
Preis: ca. 26 Euro