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Review: Rise of the Rōnin

Aufstieg eines weiteren PS5-Hits?

Ghost of Tsushima (PS4|PS5), Blue Eye Samurai (Netflix) und zuletzt Shōgun (Disney+) haben eindrucksvoll bewiesen, dass Japan als historisches Setting aktuell für Medienschaffende äußerst relevant ist. Rise of the Rōnin versucht nun als nächster Eintrag in dieser Liste zu glänzen. Team Ninja versuchen hiermit jedoch keinen Trend nachzujagen und einen raschen „cash grap“ abzuziehen, sondern wollten ihre Vision bereits 2015, noch vor dem ersten Nioh, in die Tat umsetzen. Nun, fast zehn Jahre später, ist es endlich soweit und Rise of the Rōnin erscheint exklusiv für Sonys PlayStation 5.

Let’s beginn…

Von der Zwillingsschneide zum Rōnin

Rise of the Rōnin spielt in der Mitte des 19. Jahrhunderts im historischen Japan, zum Ende der Edo-Zeit, benannt nach der Stadt Edo, dem heutigen Tokio. Japan hat sich lange von der Außenwelt abgeschottet und die längste Friedenszeit in seiner Geschichte hinter sich gebracht. Nun, im Jahr 1853, scheint dem ein Ende gemacht zu werden als die sogenannten „schwarzen Schiffe“ der Amerikaner unter Commodore Perry die Insel erreichten. Eine Zeit der Umbrüche beginnt.

Inmitten dieser historischen Ereignisse des „Bakumatsu“ werden zwei Samurai als sogenannte Zwillingsschneide ausgebildet. Die beiden haben eine besondere Verbindung, wodurch sie stets zusammen trainiert wurden, um potenziellen Gefahren gemeinsam die Stirn bieten zu können. Als die beiden schließlich getrennt werden, entscheidet ihr euch (als männlicher oder weiblicher Charakter) entgegen der Vorgaben des Samurai-Clans zu handeln und fortan als herrenloser Rōnin eure andere Hälfte zu suchen.

Auf das Aussehen kommt es an

Vor dem Eintauchen in das feudale Japan müsst ihr euch aber in den Charakter-Editor begeben. Hier findet ihr zwei vorgefertigte Protagonist*innen vor, deren Aussehen ihr verändern und deren Stats ihr anschließend beeinflussen könnt. Dafür sammelt ihr im Laufe des Spiels ganz Rollenspiel-typisch Erfahrungspunkte, die ihr auf Attribute wie Stärke, Intelligenz oder auch Geschicklichkeit verteilt und somit euren Helden oder eure Heldin individualisiert. Es gibt Spiele mit deutlich ausgeprägteren, optischen Anpassungsmöglichkeiten. Rise of the Rōnin liegt hier, gefühlt, im Mittelfeld.

Irgendwelche Beauty-Tipps?

Ist das noch ein Soulslike?

Team Ninja war zuletzt dafür bekannt, den Weg, den From Software mit ihrer Souls-Formel eingeschlagen hat, ebenfalls zu bestreiten – und mit Erfolg, denn für viele gelten Wo Long: Fallen Dynasty und die beiden Nioh-Teile als die besten Soulslikes, die nicht von From Software selbst entwickelt wurden. Rise of the Rōnin hingegen geht nun aber einen anderen Weg. Der PS5-Exklusivtitel ist nach wie vor nicht einfach, um nicht zu sagen schwierig, aber dennoch meilenweit von einem Dark Souls oder Elden Ring in seiner Erbarmungslosigkeit entfernt. Hierfür wurde seitens Team Ninja auch bewusst gesorgt. Die Zugänglichkeit soll für ein möglichst breites Publikum erhalten bleiben. Aus diesem Grund haben sich die Entwickler*innen auch dazu entschieden, anders als bei Nioh oder Wo Long, Schwierigkeitsgrade einzuführen. Hiervon gibt es drei Stück, mit denen jeder Spieler*innentyp bedient werden soll. Wir begrüßen diesen Schritt, ist doch so für alle Spieler*innen etwas dabei.

Wie wird es mit Japan nach den vielen historischen Umbrüchen weitergehen?

Wenn der KI das Ki ausgeht…

Die Kämpfe sind abwechslungsreich gestaltet und überraschend anders als wir das zuvor angenommen hätten. So verfügt Rise of the Rōnin noch über einige Aspekte eines Soulsikes, präsentiert sich aber eher als eine Annäherung an ein breiteres, Sony-Exklusivtitel-gewohntes Publikum.

Das Gameplay ist langsamer als Bloodbourne oder zuletzt Lies of P. Als Rōnin warteten wir häufig die Aktionen des Gegners ab und versuchten im richtigen Moment zu kontern. Dies hat nämlich zur Folge, dass er zu taumeln beginnt, also das Gleichgewicht und seine Deckung verliert und unser Protagonist einen verheerenden Treffer landen kann. Acht geben müssen wir in diesem Zusammenhang auf unsere Ki-Leiste. Das eingeführte Ki-System ist äquivalent zu einer Ausdauer-Mechanik zu betrachten. Ki/Ausdauer verwenden wir, wenn wir angreifen aber genauso, wenn wir Angriffen ausweichen oder diese versuchen zu blocken. Das bedeutet, dass über diese Leiste gesteuert wird, wie angriffslustig wir vorgehen können.

Skilltree und so weiter…

Aktive Passivität

Bei unserem Playthrough fanden wir eine passive Spielweise deutlich gewinnbringender als einfach drauf loszupreschen. Dies bezieht sich jedoch nicht nur auf das Verhalten während der Kämpfe. Häufig ist es ratsam, bei Infiltrationen von beispielsweise Schiffen oder Siedlungen, sich an seine Gegner heranzuschleichen und diese unauffällig und leise auszuschalten. Ist dies nicht möglich kann unser Rōnin auf eine Reihe an Waffen in seinem Arsenal zurückgreifen. Dieses umfasst klassisch ein Katana oder auch Speere, Säbel, aber auch Schusswaffen. Letztgenannte haben wir stets als Zweitwaffe verwendet. Diese eignen sich gut, um Distanz zwischen euch und eure Feinde zu bringen sowie, um die Gegner kurz zu „stunnen“. Ihr habt jedoch auch die Möglichkeit, euren „Grappling Hook“ zu verwenden, um feindliche Soldaten aus der Ferne an euch heranzuziehen oder Dinge auf diese zu schleudern. Richtig kombiniert, kann auf diese Art und Weise ein schöner Flow in den Kämpfen entstehen – auch bei den diversen Bossgegnern, die auch in RotR zahlreich vorkommen.

Über den Wolken

In Rise of the Rōnin durchquert ihr einige historische Gegenden. Grundsätzlich umfasst dies jedoch drei größere Städte: Edo (Tokio), Yokohama und Kyoto. Die Städte sind, so wir das nachempfinden können, liebevoll an die alte Zeit angepasst worden. Allgemeiner muss festgehalten werden, dass dieses Action-RPG mit der Tradition eines Nioh oder Wo Long bricht und nicht schlauchartige Level-Strukturen aufweist, sondern eine waschechte Open World liefert. Diese durchqueren wir, wie ein wahrer Samurai/Rōnin, mit einem Pferd, dem besagten Grappling Hook oder nutzen unseren Gleiter, um über die Dächer der historischen Bauten zu fliegen. Umso schöner wird es, wenn ihr zuvor Raytracing in den Einstellungen aktiviert habt und das einfallende Licht des sich zuneige gehenden Tages eine großartige Atmosphäre schafft.

Lasst uns Commodore Perry finden und erledigen

Rant

Apropos: Vor Beginn des Spiels könnt ihr erneut zwischen einigen Grafikoptionen auswählen. Alle, die dies mögen, bitte diesen Absatz überspringen, uns nerven diese Möglichkeiten nämlich mittlerweile. Wir möchten einfach die seitens der Entwickler*innen optimale, grafische Voreinstellung vorfinden. Häufig entsteht bei uns auf die Weise nicht das Gefühl, dass wir unser Spielerlebnis optimal anpassen können, sondern dass wir zugunsten eines Aspekts, wie beispielsweise Raytracing, auf andere, wie z.B. Framerate verzichten müssen. Dadurch entsteht eine ganz eigene Art von „Fomo“ bei uns. Dafür kann jedoch Rise of the Rōnin nichts, handelt es sich doch um einen allgemeinen Trend in der Industrie.
Rant Ende.

Wenn ein PS4-Spiel besser aussieht…

Grundlegend muss jedoch festgehalten werden, dass RotR nicht die grafische Opulenz eines Spider-Man 2 oder anderer Sony Exklusiv-Titel aufweist. Auch bei dem Vergleich mit dem thematisch ähnlichem für die PlayStation 4-exklusiven Ghost of Tsushima zieht Rise of the Rōnin leider den Kürzeren (insbesondere die Gesichter einzelner Charaktere wirken hölzern und altbacken). Häufig beschlich uns während des Playthroughs auch das Gefühl, dass der Titel ursprünglich noch für die PS4 geplant gewesen ist und sich einfach verzögert hat. Beweisen können wir dies freilich nicht. Nichtsdestotrotz ist Rise of the Rōnin kein hässliches Spiel, ganz im Gegenteil sind vor allem die Umgebungen und Lichtstimmungen unbedingt einen Besuch im feudalen Japan wert. Von außen betrachtet, wäre nur angesichts der finanziellen Unterstützung Sonys – das Spiel ist ein 2nd Party-Titel – mehr drinnen gewesen.

Da ist er ja…

Entscheidungen, die sich auswirken

Um abschließend nochmal auf die Story des Spiels zurückzukommen… In Rise of the Rōnin habt ihr die Möglichkeiten, mit euren Entscheidungen (gelegentlich öffnen sich Dialogfenster mit vorgefertigten Antwortmöglichkeiten) den Verlauf eben dieser maßgeblich zu beeinflussen. Dies geht soweit, dass einzelne Charaktere die Story je nach gesetzter Entscheidung oder Handlung entweder überleben oder leider das Zeitliche segnen. Wählt als mit Bedacht!

Fazit

Wertung - 8

8

Rise of the Rōnin weiß mit seiner Mischung aus Soulslike und massentauglicher Zugänglichkeit zu gefallen. Mit seinem Setting im feudalen Japan zur Zeit des Bakumatsu trifft es zudem genau den Nerv der Zeit. Haben doch Serien, wie Blue Eye Samurai oder Shōgun, Hochkonjunktur in der Popkultur. Die Story ist zwar etwas klischeehaft aber stets interessant und gelegentlich sogar spannend. Diese Aspekte täuschen jedoch nicht über die etwas altbackene Optik, die gelegentlich an die PS4 erinnert, hinweg - und das obwohl Team Ninja alles versucht, um inszenatorisch hiervon abzulenken. Nichtsdestotrotz haben wir es hier mit einem Spiel zu tun, dem man anmerkt, dass die Entwickler*innen dafür gebrannt haben und es (noch vor dem ersten Nioh) machen wollten.

Genre: Open World-Action-RPG
Entwickler*innen: Team Ninja
System: PlayStation 5
Erscheint: 22. März 2024
Preis: ca. 70 Euro

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