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Review: Remnant II

Der Soulslike-Koop-Shooter geht in die nächste Runde

Als Darksiders-Entwickler Gunfire Games einen Multiplayer-Shooter angekündigte, der die Geschichte ihres zuerst VR-exklusiven Soulslikes Chronos weiterführen solle, war die Freude vorerst verhalten. Doch das texanische Entwickler-Team schoss mit Remnant: From the Ashes eine Spielspaßgranate in das Jahr 2019, die für viele wohl zum absoluten Überraschungshit wurde. Nun will Gunfire mit Remnant 2 auf dem neu etablierten Erfolg aufbauen und seine Stellung als Alleinherrscher des Genres weiter festigen. Ob dies gelungen ist, lest ihr in den folgenden Zeilen.

Zwar nicht schön, aber gesprächig.

So startet Remnant 2 wie sein Vorgänger mit einem sehr rudimentären Charakter-Editor, der nur wenige Optionen an vorgefertigten Gesichtern und Frisuren zur Verfügung stellt und sich in diesem Bezug auch kaum entwickelt hat. Zumindest darf aus der doppelten Menge an unterschiedlichen Stimmen gewählt werden, die auch in einer höheren Frequenz für dynamische Gespräche mit den Charakteren eurer Mitstreiter, sowie für diverse Cutscenes zur Verwendung kommen.

Erweitere deinen Horizont!

Wie gewohnt wird der Spieler anschließend in einer eher zweckmäßigen Tutorial-Mission zu dem bekannten Ward 13 geführt, der wieder als HUB-Areal des Titels dient, diesmal aber eine deutlich bessere Aussicht als nur dunkle Bunkerwände bietet. Auch werden die für Veteranen teils bekannten Bewohner der Ward-Siedelung diesmal deutlich stimmiger in das Geschehen eingeführt und wissen dank bahnbrechendem Voice-Over und gut geschriebenen Geschichten einen auch abseits der Hauptstory zu unterhalten.

Wirds mal zu bunt, streichle den Hund!

Hier darf sich anschließend auch ein Archetyp, also im Grunde eine Klasse gewählt werden, die diesmal dank exklusiven Fähigkeiten deutlich mehr Varianz mitbringt, als die drei vorwiegend durch ihre Startausrüstung definierten Klassen des Vorgängers. So wird der Helfer-Klasse beispielsweise ein Schäferhund zur Verfügung gestellt, der sogar Charaktere wiederbeleben kann, der Jäger kann kurzfristige Gegner durch Wände sehen und der Draufgänger stampft kurzerhand eine Druckwelle in den Boden.

Fürchte den heilenden Jäger!

Damit aber nicht genug, lassen sich im späteren Spielverlauf nicht nur insgesamt 7 weitere Klassen freispielen, es darf sogar noch eine zweite Klasse simultan ausgewählt und gelevelt werden, wodurch eine Unmenge an unterschiedlichen Spielstilen und Fähigkeiten-Kombinationen geschaffen werden können. Das neue Klassensystem stellt damit die deutlichste Weiterentwicklung des neuen Teils dar und verspricht Fans eine ganz neue Ebene an Tiefgang.

Now I am become Root, Destroyer of Worlds.

In allen anderen Bereichen orientiert sich Remnant 2 vorwiegend an den Stärken des Vorgängers. So darf der Spieler wieder per Welten-Stein auf drei drastisch unterschiedliche Planeten mit liebevoll ausgedachten Alien-Zivilisationen reisen, um die Baum-artigen Root davor abzuhalten, die Galaxy einzunehmen.

Scifi-Vampir-Feen

Für jeden Spieler und jeden Spiel-Durchlauf werden die besagten Planeten jeweils völlig neu generiert und neben unterschiedlichen Haupt-Storylines, auch mit jeweils 5-6 aus gut einem Dutzend unterschiedlicher Mini-Dungeons, mit eigenen Questlines und Bossen befüllt. Mit dem neuen Planeten N’Erud, der sich vollends in die Scifi-Schiene legt, und dem Renaissance Fantasy-angehauchten Losomn, auf dem sich Feen-Krieger mit Vampiren und Werwölfen die Klinke in die Hand drücken, ist auch für ausreichend Abwechslung gesorgt. Für Veteranen spannend ist außerdem der wiederkehrende Planet Yaesha, der sich Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers einigen drastischen Veränderungen unterzogen hat.

Snack-Size Funbox

Die Kreativität und Liebe, mit denen die Templates der somit gut drei Dutzend möglichen Mini-Dungeons, Side-Quests, Bossen und Rätsel gestaltet wurden, stellen auch in Remnant 2 wieder ein absolutes Highlight des Titels dar. Mal will ein die Realität verformender Drache besiegt, mal ein Amulett für eine Golum-artige Kreatur gefunden, ein Uhrwerk-Rätsel gelöst, oder ein lebendiges Labyrinth besiegt werden. Nahezu jede Tätigkeit fühlt sich frisch und spannend an und lässt sich meistens auf Wunsch bequem in etwa einstündigen Häppchen konsumieren.

Richtig oder falsch, das sind doch bürgerliche Kategorien

All diese Gebiete sind dabei neben den audiovisuell reizvoll in Szene gesetzten Settings auch wieder mit einer reichhaltigen Geschichte versehen, die stellenweise durch fantastisch vertonte Konversationen oder auf Wunsch durch diverse zufällig in den Arealen verteilte Schriften konsumiert werden kann. Wer nur zum Schießen und Looten gekommen ist, kann all dies aufgrund der subtilen Implementierung natürlich auch leicht ignorieren, verpasst dadurch aber eine der größten Stärken des Spiels. Vor allem die moralisch durchaus interessanten Entscheidungsmomente, die meist kein richtig oder falsch vorgeben und beide einschlagbare Wege belohnen, wissen aufmerksamen Spielern spannende Momente mit teils Gameplay-verändernden Folgen zu bieten.

Zum Glück die Lakaien zuhause gelassen

Der eigentliche Gameplay-Loop ist dabei wieder gewohnt süchtigmachend und kombiniert befriedigende Baller-Action mit handgemachten Loot, der jede neue Errungenschaft, egal ob Ring, Rüstung, Waffe oder Modifikation, zu einem Groß-Ereignis macht. Dass bei den Bossen nun mehr auf Rätsel und Mustererkennung als auf Mob-Massen und Kugel-Schwämme gesetzt wurde, tut dem Titel dabei ebenfalls sehr gut.

Das ist meine Karte, die darfst du nicht sehen!

Es ist aber nicht alles heiter Sonnenschein in Remnant 2 und so hat der Titel leider auch seine Schatten-Seiten. Zuallererst ist das UI leider nur mäßig gelungen, verlangt auch von Kontroller-Spielern mit einem Zeiger herum zu fuhrwerken und zentriert diesen auch noch immer wieder unnötig in die Mitte von Einstellungs-Optionen die anschließend gar nicht dort bedient werden können. Auch wird die sonst ganz gut gelungene 3D-Karte der Areale bei einer Multiplayer-Session immer nur beim Host dauerhaft gespeichert und synchronisiert sich auch nicht, was oft für unnötige Verwirrung sorgt.

Ab durch die Wand!

Zusätzlich kam es leider trotz nach-release Status des Spiels zu einigen unguten Bugs. So gaben die auswählbaren Stimmen im Charakter-Editor plötzlich keine Beispiele mehr zum besten, das Spiel crashte mehrfach komplett bei Versuch in und aus einer Multiplayer-Sessions zu kommen und zweimal wurden Wände plötzlich durchlässig und führten zu unverschuldeten Bildschirm-Toden.

Wer braucht schon Licht?

Visuell, wird zwar die Unreal Engine 5 für dynamisch nachladende Texturen ohne Detailverlust oder Pop-Ups genutzt, Optionen für dessen fantastische neue Beleuchtungstechnologie Lumen sowie Ray Tracing-Modi werden aber nicht angeboten. All diese Wermutstropfen wissen zwar das ansonsten fantastische Gesamtbild nur mäßig zu trüben, sind aber unnötige Frustrations-Punkte, die vor allem bei einer ansonsten eher konservativen Fortsetzung durchaus korrekt umgesetzt werden hätten können.

Fazit:

Wertung - 8.5

8.5

Grundsolide Fortsetzung

Remnant 2 ist keine sehr experimentierfreudige, aber dafür durchwegs konsequente Fortsetzung des fantastischen Vorgängers und weiß mit seinem neuen Klassensystem sowie den frischen Planeten, Arealen, Gegenständen, Quests und Geschichten wieder auf ganzer Linie zu überzeugen. Kleine technische Komplikationen und die nicht ganz so durchdachte UI-Bedienung sind da, vor allem für den mehr als fairen Preis, überschaubare Probleme. Fans des Vorgängers, Soulslikes oder Koop-Shootern greifen hier blind zu, aber auch wer gutes Worldbuilding und stimmig erzählte Geschichten zu schätzen weiß, darf einen Blick riskieren. 

Genre: Soulslike-Koop-Shooter
Entwickler: Gunfire Games
System: PC, PS5, Xbox Series S/X
Erschienen: 25.07.2023
Preis: ca. 50 Euro

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