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Review: God of War 3 Remastered

Die Welle an HD-Remakes für die beiden aktuellen Konsolen scheint auch 2015 nicht abzureißen. Nun hat es auch das große PS3-Finale der God of War-Saga erwischt. Nach ausgiebigen Spielen servieren wir euch eine „Remastered“-Version unseres consol.AT-Reviews vom März 2010. Wir beantworten natürlich auch die Fragen: Was hat sich eigentlich geändert? Und lohnt sich der Neukauf?

Alles, mit einem Anfang, hat bekanntermaßen auch ein Ende – so auch die Antihelden-Fahrt von Kratos, Sonys Spartanerkönig, der sich in God of War aufmachte, Kriegsgott zu werden und im Sequel, God of War II, gar versuchte, Zeus vom Olymp zu stürzen. Genau hier setzt der dritte Teil an und lässt euch die Schlacht um den Berg der Götter mit all seinen blutigen Einzelheiten, oder besser gesagt Einzelteilen miterleben. Wir waren live dabei, führten Kratos’  Klingen und haben für euch herausgefunden, ob der dritte Teil des digitalen Sandalen-Epos auch der göttlichste ist.

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Das Ende beginnt
So ähnlich God of War III seinen beiden Vorgängern in puncto Gameplay auch ist – haben die Entwickler von Sonys Santa Monica Studio enorm viel Fleiß, Mühe und wortwörtlich Blut ins Spiel fließen lassen, damit ihr raubeiniger Held ohne Allüren im Finale der Reihe beweisen kann, dass er auch in der neuen Konsolengeneration für offene Münder in der Zocker-Gemeinde sorgen kann. Dies beginnt gleich in der ersten Szene, in der Kratos auf dem Rücken der Titanin Gaia den Olymp erklimmt, um dort oben mit den Himmlischen aufzuräumen. Dabei sorgt die automatische Kamera stets für filmreife Einstellungen, während der Spartaner sich auf Gaias Körper gegen Schergen der Götter stellt oder plötzlich kopfüber an ihrem Arm baumelnd ein gigantisches Wasser-Ross mit seinen Ketten-Klingen aufschlitzt, das von Wassergott Poseidon geschickt wurde, um den Titanen mit seinem kleinen Mitreisenden aufzuhalten. Dies gelingt ihm sogar einige Male, Kratos wird vom Rücken geschleudert, kann sich dank Ikarus-Schwingen, die ihm einen Gleitflug ermöglichen, aber retten und muss sich vorübergehend durch einen Abschnitt des arg mitgenommenen Olymps kämpfen, bevor er kurze Zeit später wieder auf der Erdmutter landet, um sich dort nach einem kleinen Rätsel im Inneren ihres Körpers, dem ersten Gott auf seiner „to kill“-Liste, Poseidon, zu stellen. Diese Eröffnungs-Sequenz von God of War III dient als perfektes Tutorial: Hier lernt ihr die altbekannten starken und schwachen Schläge Kratos’ kennen, aber auch die Möglichkeit, Gegner aus der Ferne mit euren Ketten zu packen und anschließend als Rammbock zu benutzen oder mit einem Finishing-Move zu entsorgen. Des Weiteren macht ihr hier erstmals mit dem entschlackten Magie-System Bekanntschaft, welches nun auf R2 gelegt wurde und einen Angriff passend zu eurer Primär-Waffe parat hält. Außerdem merkt man hier deutlich, dass God of War III seine Alterseinstufung ab 18 Jahren nicht zu Unrecht erhalten hat: Toppt das Gefecht mit Poseidon doch bereits in den ersten 15 Minuten die gesamte Brutalität der beiden Vorgänger, wenn Kratos in Quick-Time-Manier auf den Herrscher der Meere einprügelt, bis dessen Blut den Boden und des Spartaners bleiche Gestalt besudelt, und ihr ihm schließlich per Klick auf die Analogsticks die Daumen in die Augenhöhlen bohrt. Appetitlicherweise erlebt ihr einen Großteil dieser Tortur aus der Ego-Perspektive, aber nicht aus jener von Kratos – solange zumindest, wie dies für den Geschundenen Augapfel-technisch möglich ist.

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Blinde Rage
Wie ihr sehen könnt, müssen die Gelüste von Fans der harten Action in kaum einer Sekunde von God of War III ihrer Befriedigung harren. Gedärme plätschern aus Körpern, Köpfe rollen oder fliegen durch die Luft und das eine oder andere Bein wird schon mal ohne Narkose – man könnte fast sagen: spartanisch – amputiert. Mit einem Wort: brutal; aber es passt, wie das kurze Röckchen um die Bodybuilder-Hüften des Glatzkopfes mit dem Spitzbart – noch dazu, weil alles extrem cineastisch mit Slow-Motion-Effekten und Perspektiven-Veränderungen in Szene gesetzt wird. Wenn Kratos gerade im Begriff ist, einem mordlüsternen Minotauren per Quick-Time-Event den Dolch in den Rachen zu treiben, aus dem sichtbar heißer Atem strömt, und ihr deshalb vor dem Bildschirm wild auf den Kreis-Button einhämmert, werdet ihr verstehen, wie viel Genugtuung der archaischen Sorte God of War III in sich birgt. Hier muss auch gleich angemerkt werden, dass die Entwickler die im ersten Teil noch coolen, mittlerweile aber größtenteils geschmähten Knöpfchendrück-Einlagen wesentlich erträglicher und abwechslungsreicher einsetzen sowie die eingeblendeten Hinweise meistens an die Ränder des Bildschirms (Dreieck oben, Viereck rechts und so weiter) gelegt haben, was den Blick auf das eigentliche Spielgeschehen freihält und alles insgesamt wesentlich intuitiver als bisher ablaufen lässt.

Viele Feinde, wenige Freunde
In Sachen Gegner-Riege gibt sich der Titel ebenfalls keine Blöße: Die aus den alten Teilen bekannten Monster wurden komplett neu gestaltet und sind teilweise eine visuelle Wucht. So lange hat garantiert noch nie der Schwanz einer Gorgonin den Blick auf sich gezogen, aber die feinen Texturen und Lichteffekte geben dem geschuppten Unterkörper des Medusen-ähnlichen Schlangenmosters einen derart naturalistischen Look, dass man ihn am liebsten abschneiden und als Trophäe behalten würde. Kein Wunder also, dass Kratos permanent versucht, dies zu tun. Die vielen Gegner, wie Geister, Harpyien und Zyklopen, erfordern naturgemäß alle ihre eigenen Vorgehensweisen, wenn ihr sie unter die Erde bringen wollt. Passend, dass Kratos jetzt manche der Untiere reiten kann und seine Kontrahenten auf diese Weise auf dem Rücken eines Feuer speienden Mini-Zerberus zu Aschehäufchen verarbeitet kann, oder einen Zyklopen für Prügel-Zwecke einsetzt, bevor er ihm lässig und von einem schmatzenden Geräusch begleitet das Oculus aus der Stirn reißt. Wie es scheint, hat der wilde Spartaner etwas gegen Sehorgane und benutzt seine ganze Bewaffnung im Kampf gegen diese und ihre Besitzer. Im Laufe des Spiels erhaltet ihr durch Auseinandersetzungen mit den Bewohnern des Olymps und dessen Umland neben den typischen Ketten-Klingen auch einen feurigen Bogen, mächtige Handschuhe und – was uns besonders gefallen hat – zwei Metall-Klauen, die euren Widersachern die Seelen aus der Brust reißen, welche sich anschießend als Magie-Angriff entfesseln lassen.

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Für coole Kombos schaltet ihr via Digi-Pad zwischen euren Waffen um, oder nutzt die Schnellwechsel-Funktion, indem ihr L1 und X drückt – dadurch laufen die Gefechte noch geschmeidiger als in Teil 1 & 2. Von den Göttern erhaltet ihr unfreiwilligerweise außerdem andere Hilfsmittel, die ihr im Kampf, aber vor allem zur Lösung der – diesmal im Vergleich zu den weitläufigen Puzzles der Vorgänger viel geradlinigeren – Rätsel benutzen müsst. So könnt ihr mit den Stiefeln von Hermes, dem Götterboten, à la Prince of Persia an Wänden entlang- oder emporlaufen, oder enthüllt mit Helios’ Kopf verborgene Durchgänge oder bringt Licht ins Dunkel von mit Riesenskorpionen und ihrer Mama bewohnten Höhlen, damit ihr bei einer der vielen Sprungpassagen nicht abstürzt. Ein etwas diffizileres Puzzle gegen Ende des Games erinnert stark an den PSP-Hit Echochrome, denn hier müsst ihr die Perspektive verändern und anschließend unter Berücksichtigung der entstandenen optischen Täuschung durch Verschieben von Objekten neue Wege erschließen; etwas später wartet ein Abstecher in die antike Version des Horrorkabinetts aus dem Sci-Fi-Film „The Cube“ auf den Spartaner, bei dem er gemeinsam mit einer computergesteuerten Figur einige raumgroße zusammengewürfelte Quader voller Stacheln, Monster und rotierender Klingen durchwandeln muss. Spielerisch erste Sahne, optisch stoßen die hässlichen Texturen, die etwas an die PS2-Titel erinnern allerdings etwas sauer auf. Glücklicherweise sieht der Löwenanteil der Spielwelt absolut klasse aus, sodass man diese gerne nach Geheimnissen durchstöbern will. Waffen und Hilfsmittel lassen sich nämlich wieder God of War-typisch mit in Truhen gefundenen roten Orbs aufrüsten. Diese in den Arealen – vor allem durch ungünstige Kamerawinkel – verborgene Kisten beinhalten ferner Upgrades für eure Lebens-, Magie- und Waffen-Leisten, von denen letztere beispielsweise bestimmt, wie viele Pfeile ihr auf einmal abschießen könnt.

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Ein Hymnus für Kratos!
God of War III beinhaltet hauch in der Remastered-Version all das, was man sich von einem fulminanten Actiongame erwartet. Nicht SCE Santa Monica sondern Wholesale Algorithms sind für die Umsetzung verantwortlich, die man auf ganzer Linie als geglückt bezeichnen kann. Der visuelle Eindruck ist allerfeinst und hält jedem Betrachtungswinkel stand – konnte bereits auf der PS3, in manchen Momenten sogar Kratos’ Poren erkennen, vorausgesetzt man will den grobschlächtigen Mann freiwillig so genau in Augenschein nehmen, so ist die Optik dank der 1080p Auflösung nun nochmals deutlich schärfer. Die auf dem normalen Schwierigkeitsgrad rund 10 Stunden dauernde Reise reiht Kopfnüsse, spannende Action-Szenen und Ihresgleichen suchende, bombastische Duelle mit berggroßen Titanen nahtlos aneinander, ohne dies durch Ladezeiten zu unterbrechen – das ganze läuft nun auch noch deutlich flüssiger, was vor allem den Charakteranimationen größeren Schlachtgetümmel zugute kommt. Vor allem Spieler, die zum ersten Mal God of War 3 spielen, bekommen einen ungemein lebendigen und actionreichen  Titel, der auch heute noch um die Krone des Genrekönigs mitkämpft. Dank der Schwierigkeitsgrade sowie knackigen Bonus-Challenges und einer Kampfarena werdet ihr lange in Kratos’ vorerst letztes Abenteuer ziehen. Denn auch, wenn die Story mit Teil 3 abgeschlossen wird, darf man gespannt sein wie, die bereits durchgesickerte, native PS4-Fortsetzung aussehen wird. Ach ja, bevor wir es vergessen: Klar, dürft ihr euch mit dem griechischen Rüpel wieder an ein lustvolles Quick-Time-Event mit einer barbusigen, himmlischen Maid wagen, welches den Olymp zum Beben bringt. Kratos, du cooler Höllen-Hund! (hpg/pk)

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Review Overview

Wertung - 8

8

Blutiges HD-Spektakel

Auch im Jahr 2015 rockt Kratos auf der PS4 noch aufs Gröbste! In diesem Genre gibt es kaum ein Spiel, das packendere Moves und interessantere Levels bietet. Das Ganze wird noch mit der (vermutlich nicht ganz) finalen Story rund um den unglücklichen, extrem misanthropischen Antihelden gewürzt. Die deutlich höhere Auflösung, flüssigere Animationen und der gut gemachte Fotomodus wissen zu gefallen. Insgesamt bleibt  God of War 3 ein phänomenales Game, vor allem für jene Spieler, die keine PS3 hatten. GoW3-Veteranen werden für den neuerlichen Preis von rund 60 Euro wohl zu wenig Neues geboten bekommen, auch wenn alle für God of War 3 veröffentlichten DLCs ebenfalls enthalten sind. Da hätten wir uns eher gleich eine Umsetzung der gesamten Trilogie gewünscht.

 

Genre: ActionGod of War 3 Remastered - [PlayStation 4]
System: PS4
Entwickler: Santa Monica Studio/Wholesale Algorithms
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 60 Euro
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