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Review: Enshrouded

Man kann sagen was man möchte, das Genre der  Survival-Games ist klar im Aufwind! Palworld hat der Game Pass und die Steam-Charts im Sturm erobert, aber es gibt noch ein weiters Game, der respektable Zahlen vorweisen kann: Enshrouded. Der run 30 Euro teure teure Survival-Titel (derzeit im Early Access für PC, daher gibt es auch keine Bewertung) ist im Wesentlichen eine erweiterte Version von Spielen wie Valheim. Auf der einen Seite bietet Enshrouded mit seinen Karten-, Erkundungs-, Bewegungs- und Fertigkeitsbäumen erweiterte Versionen von unterhaltsamen Systemen, die in vielen Genre-Klassikern zu finden sind.

Was in dieser frühen Phase vom deutschen Entwicklerstudio Keen Games aber bereits geboten wird, kann sich sehen lassen. Enshrouded nimmt sich typische Elemente großer Rollenspiele wie The Legend of Zelda, The Elder Scrolls und Elden Ring, vereint sie aber nicht zu einem billigen Klon, sondern mixt sie zu etwas Einzigartigem und Charmantem. Auch die Story ist im Großen und Ganzen schon Hunderte Male erzählt worden, zeigt sich aber bisher spannend und unterhält auf hohem Niveau. Ins Spiel startet man als sogenannter „Flammengeborener“ in eine Spielwelt, die (ja, das ist vielleicht etwas zu forsch) von einem Nebel heimgesucht wird.

Dieser mysteriöse Nebel namens „Shroud“ wird von allerlei Monstern, den „Fell“, bewohnt, und verdirbt dazu auch noch das Land, auf das er fällt. Was aber nicht bedeutet, dass man außerhalb des Nebels am Kontinent Embervale sicher ist, denn auch hier lauern wilde Kreaturen, gemeine Kriminelle und eine erbarmungslose Natur. Als Spieler soll man diese brutale Welt nicht nur überleben, sondern auch seine eigene Bestimmung finden und mysteriöse, uralte Kräfte entfesseln. Hilfe bekommt man von einer magischen Flamme, die den Nebel zumindest zeitweise zurückdrängen kann, damit man sich eine Basis errichtet, aus der heraus die befallene Spielwelt erobert werden kann. Wie groß Enshrouded letztlich ausfallen wird, lässt sich bisher nur grob schätzen – dreistellige Spielstunden-Zahlen scheinen aber garantiert zu sein.

Mit bis zu 16 Spielern in ein Abenteuer der Extraklasse starten

Zum Auftakt erschlägt euch das Survival-Rollenspiel jedoch weder mit kryptischen Story-Fetzen, noch mit kompliziertem Gameplay. Stattdessen gibt es ein nettes Intro, danach starten wir direkt in die Spielwelt und bekommen durch ins Spiel beziehungsweise in Missionen integrierte Tutorial-Einheiten die Grundlagen in gut portionierten Häppchen serviert. Während die Spielwelt durch die geschehene Apokalypse ziemlich NPC-leer und dafür Monster-gefüllt ist, erfahren wir dennoch etwas über die Bewohner, die hier einst lebten, durch das Loot, das diese hinterlassen haben. Das Besondere am Game: Es handelt sich um ein Koop-Survival-Rollenspiel, das bis zu 16 Spieler gemeinsam bestreiten können. Und auch KI-Gehilfen gibt es, deren Spuren man einsammelt, um sie in die eigene Basis zu beschwören.

Das generelle Verbessern der Herstellungs-Möglichkeiten geschieht natürlich – indem man die Gebäude in der Basis nach uns nach ausbaut und erweitert sowie den Bewohnern immer bessere Werkzeuge besorgt. Auch die Aufteilung der Aufgaben ist logisch: Schmiede hämmern uns neue Waffen, Zauberer mischen neue Sprüche zusammen und Landwirte kümmern sich um die Verpflegung. Damit der Ablauf nicht schnell langweilig wird, erzählen uns die Figuren außerdem allerlei Spannendes aus der Spielwelt und bitten uns auch, sie in Missions-Form bei unterhaltsamen Anliegen zu unterstützen. Enshrouded zeigt aber schnell, dass sehr, sehr vieles optional und kein Muss ist und die spielerische Freiheit großgeschrieben wird. Die hergestellten Ressourcen braucht man kaum, der Basis-Bau ist fein, aber nicht im Fokus.

Die große spielerische Freiheit fällt in sehr vielen Bereichen auf
Auch die Spielwelt selbst bedroht (bisher) unsere Basis und ihre Bewohner nicht. So kann man sich vollkommen frei entscheiden, wann man ein paar Gebäude in die Landschaft pflanzt und sich durch die Herstellungsmenüs craftet – oder wann man Quests und Missionen in der Spielwelt nachgeht. Diese Freiheit, bei der nicht an einer Stelle Schluss ist, bis man sich um eine bestimmte Tätigkeit gekümmert hat, ist für ein solches Rollenspiel so ungewohnt wie willkommen. Und es reicht schon aus, sich ein paar simple Waffen und etwas Nahrung, die für Buffs und Ausdauer-Stärkung dient, einzupacken, schon geht es los mit der Spielwelt-Erkundung. Ebenso anders als in vielen Rollenspielen ist man bei der Fortbewegung nicht so beschränkt. So kann unser Flammengeborener nicht nur laufen, sondern auch springen und klettern.

Wie in „Elden Ring“ deckt man immer mehr des Nebels auf, der sich über die Spielkarte gelegt hat, und entdeckt dabei nicht nur Hunderte Aufgaben, sondern nebenher auch immer wieder kleine Details, die kaum erwähnt werden, aber umso schöner selbst herausgefunden werden können. Schnell lernt man (ebenso wie in „Elden Ring oder in „The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom“, wie man die eigene Ausdauer schneller regenerieren kann, indem man Nahrung zum passenden Zeitpunkt nachschießt. Und dass geschützte und wohlig warme Orte der Regeneration überaus förderlich sind. Oder, dass die eigene Ausrüstung regelmäßig repariert werden muss. Außerdem finden sich bei Streifzügen und Missionen immer wieder Notizen in der Spielwelt, die zu ganz neuen Schauplätzen und Geheimnissen führen können.

Und plötzlich eine Gameplay-Prise Far Cry und Minecraft

Wie es sich für ein riesiges Rollenspiel gehört, gibt es in den verschiedenen Regionen der Spielwelt auch Schnellreise-Türme, von denen aus man in eine jeweils ganz anders bevölkerte und aussehende Region wechseln kann. Dies reicht von satten Wald- und Wiesengebieten bis hin zu den Ruinen mittelalterlich wirkender Burgen und Schlösser. Sehr spaßig: Manchmal fühlt man sich nach den ersten Spielstunden fast in ein Far Cry oder Minecraft versetzt, wenn man sich per Wingsuit zu entfernten Punkten gleiten lässt, per Greifhaken Berge und Wände überwindet oder sich per Spitzhacke durch ganze Gebirge gräbt. Was nach viel Arbeit klingt, um neue Wegen in der Spielwelt zu öffnen, passiert in Windeseile, wenn man mit bis zu 15 Mitspielern an einem Strang zieht. Cool: Es gibt absolut immer mehr als einen Weg zum Ziel.

Um nur eine Region vollständig zu erkunden und zu kontrollieren, dürften Dutzende Spielstunden vergehen, so vollgestopft ist die Welt mit abwechslungsreichen Aufgaben, Kämpfen, Rätseln und Ablenkungen, aber auch knallharten Bossen. Besonders herausfordernd sind auch die Gebiete, die noch vom Shroud befallen sind, denn in ihnen darf man sich nur kurze Zeit aufhalten, bevor man sich in der nebelfreien Umgebung erholen muss. Etwas mehr Komplexität hätten wir uns wiederum beim Kampfsystem gewünscht, das aus einem Block, einem Parieren und einer Attacke besteht, wobei man mit steigenden Erfahrungspunkten auch einige eher unspektakuläre Spezialattacken freischalten kann. Zumindest gibt es durch die Art der verwendeten Waffe – von Bögen über Magie bis zu Schwertern – mehr Abwechslung.

Enshrouded ist im Early Access ein brutal gutes Survival-Rollenspiel

Schön gelöst ist, dass weder die Charakter-Entwicklung, noch die Waffen-Aufwertung sonderlich beschränken, welche Ausrüstung wir nutzen können. Das öffnet dem Experimentieren Tür und Tor und wir sind ständig versucht, mit neuen Waffen in die Kämpfe zu ziehen. Apropos Kämpfe: Dringend bräuchte das Spiel noch eine Art „Ordnung“, was den Schwierigkeitsgrad der Feinde betrifft. Denn während wir uns durch eine Gruppe leicht zu besiegender Kreaturen prügeln, kann um die nächste Ecke eine Horde an Wesen warten, die uns mit nur einem Schlag auslöschen. Bisher konnten wir weder anhand der Region, noch an möglichen Kennzeichnungen sagen, wie herausfordernd die Kämpfe mit den jeweiligen Feinden werden könnten. Das ist eines der wenigen, kleinen Mankos, das die Entwickler beheben sollten.

Abseits davon kann man über eine manchmal etwas störrische Kamera in der Third-Person-Perspektive und ein zu umständliches Inventar-Management klagen, ansonsten jedoch macht Enshrouded bereits im Early Access einen hervorragenden Eindruck. Vor allem in technischer und optischer Hinsicht gibt es kaum Bugs zu berichten, mit denen wir eigentlich gerechnet hätten. Da wird es extrem spannend, was die deutschen Entwickler für Enshrouded noch alles planen, das mit aktuellem Stand rund ein Jahr lang im Early Access bleiben soll, bis die Vollversion erscheint. Neben der PC-Version sind übrigens auch Ausgaben für Konsolen geplant. Rollenspiel-Fans können jedenfalls jubeln, denn Enshrouded scheint ein gewaltiges Abenteuer zu werden, das qualitativ mit den besten Vertretern des Genres mithalten kann.

Genre: 
Entwickler: Keen Games
System: (PC, Umsetzungen für PlayStation 5 und  Xbox Series folgen)
Erscheint: erhältlich (Early Access)
Preis: ca. 30 Euro

 

 

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