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Review: Bayonetta 3

Rückkehr der Burlesque-Hexe

Als Platinum Games (Nier:Automata, The Wonderful 101) 2008 Bayonetta auf den Markt brachte, wurde das eigens dafür ins Leben gerufene Team Little Angels (als Anspielung auf die ursprünglichen Devil May Cry-Macher Team Little Devils) sogleich weltweit in den Himmel gelobt. Trotz unverkennbaren Ähnlichkeiten zur direkten Konkurrenz, gelang es dem Titel mit einer Überdosis an Charm, Atmosphäre und abwechslungsreichem Gameplay das unterbesetzte Hack’n’Slay-Genre mit frischem Wind zu beleben. Überraschend von Nintendo als neuen Publisher finanziell beflügelt, konnte Bayonetta 2 anschließend als Wii U-exklusiv auf dem starken Konzept weiter aufbauen. Nach einem Switch- und einem PC-Port ist es nun endlich wieder so weit und Team Little Angels schickt ihre tanzwütige Hexe in die dritte Runde.

Multiverse of Umbra

Passend zu aktuellen Trends, ist das Thema des neuesten Teils die Multiversum-Theorie, weswegen der Spieler gleich zu Beginn als Bayonetta im Nostalgie-Outfit des ersten Teils, in Raumzeit-verformten Häuserschluchten in Kaiju-Kämpfe verstrickt wird. Hier wird auch die tollpatschige Punk-Hexe Viola vorgestellt, die dem Titel als zweiter spielbarer Hauptcharakter dient. Diese reist nämlich durch die Dimensionen um ein Universen-übergreifendes Übel zu stoppen, das Welten und alternative Bayonetta-Versionen im Dauerlauf vernichtet.

Surfing Time

Somit trifft sie auch auf die aktuelle Haupt-Bayonetta, die sich passend zum Titel neben einem neuen Outfit auch mit einem Set dreiläufiger Pistolen präsentiert. Auch hier wird nicht lange gefackelt und der Spieler wird sogleich auf ein Kreuzfahrtschiff geworfen, welches von der dominanten Hexe kurzerhand durch einen von einem Weltraum-Wahl ausgelösten Tsunami gesurft wird.

Schleimbombe statt Gedärme-Feuerwerk

Hier werden auch erstmalig die neuen Gegnertypen vorgestellt, die diesmal weder Engel noch Dämonen, sondern Homunculi, also von Menschenhand erzeugte Biowaffen, in Form von belebten Schleimhaufen in diversen Rüstungen, darstellen. Diese treten wieder in Dutzenden, fantastisch designten Varianten in allen Größen und Formen auf, auch wenn deren schleimige Konsistenz nicht ganz mit der brachialen Befriedigung mithalten kann, die das Zerlegen übermächtiger Engel und Dämonen mit sich brachte. Zumindest wurden Engel nicht ganz von der Speisekarten gestrichen und so dürfen diese noch in diversen verstecken Kampf-Prüfungen vermöbelt werden.

Seite an Seite mit Giganten

Wenig zu kritisieren gibt es dafür an Bayonettas neuen Fähigkeiten. Die neue Bayo kann zwar zwar nicht mehr separiert unterschiedliche Waffen an Beinen und Händen anbringen, dafür treten die neuen Waffen selbst aber mit abgedrehteren Designs und mehr Möglichkeiten als jemals zuvor auf den Plan. So kommen die gut ein Dutzend im Kampagnenverlauf freispielbaren Tötungswerkzeuge nicht nur mitsamt jeweils einem vollständig kontrollierbaren Riesen-Dämon daher, sie bringen auch zusammenhängend eine eigene Fortbewegungsart in Fusions-Form mit sich, die allesamt auch noch mit geradezu überschwänglich vorhandenen Animationen in Szene gesetzt wurden.

Fuuussssiiiooon-HA!

Anstatt also nur wie in den Vorgängern als Panther oder Tausendfüssler durch die Levels zu
pirschen, klettert Bayonetta nun als Dämonen-Spinne Hauswände empor, rauscht als Dämonen-Zug durch die Levels oder fliegt als Tintenfisch-Monster über Abgründe. Dies ist auch notwendig, denn die Areale sind bis zum Rand gefüllt mit diversen Schätzen, Rätseln und optionalen Kämpfen, die wiederum oft sogar neue Levels und Waffen freischalten.

Von der großen Mauer zu den Pyramiden

Die 14 Hauptkapitel der Kampagne führen die Umbra-Hexen dabei durch diverse Parallel-Dimensionen, von denen allerdings manche leider etwas unspektakulär ausgefallen sind. So ist auch das ägyptisch angehauchte Wüsten-Areal zwar mit abgedrehten Kämpfen, interessanten Rätseln und abwechslungsreichen Minispiel-Sequenzen gefüllt, gibt aber als Umgebung selbst dennoch etwas weniger her, als Bayonettas vorherige Ausflüge in Himmel- und Höllen-Reiche.

Gameplay im Schnellfeuer

Dennoch kann von Langeweile keine Rede sein, denn diesmal ist das Wort Abwechslungreichtum sogar noch größer geschrieben als jemals zuvor. Ständig jagt einen der Titel von einer bombastischen Sequenz mit völlig neuem Gameplay in die nächste. Mal schwinge ich mich als Lava-Spinne wie Spiderman durch Raumzeit-gewölbte Hochhäuser, dann fliege ich wieder in einer überraschend tiefgängigen 3D-Shooter Sequenz als Dämonen-Drache durch ein apokalyptisches Paris, oder wehre in einem Rhythmus-Spiel als dämonische Opernsängerin heranfliegende Feinde ab.

Muster-Schüler

Doch damit nicht genug, werden die Hauptkapitel auch immer wieder durch 2D-Schleichlevels mit Hexenschwester Jeanne abgewechselt oder ihr schlüpft in die Haut von Viola, die mit ihrem Samurai-Schwert und der eigenständig agierenden Dämonen-Katze Cheshire für zusätzlich Abwechslung sorgt. Der Schwierigkeitsgrad ist dabei in allen Haupt- und Nebenaufgaben auf einem solide herausfordernden Niveau, wobei der wahre Reiz natürlich wie immer im Erreichen von Bestnoten liegt.

Rotschopf-Bayo

Mit den so erspielten Währungen, lassen sich diesmal neben Heil- und Stärkungs-Items, sowie diversen freispielbaren Fertigkeiten und Kombos für die jeweiligen Waffen und Dämonen auch wieder eine Vielzahl von Kostümen freispielen, die sogar unterschiedlich eingefärbt werden dürfen. Zusätzlich lässt sich auch erstmals Bayonettas Haarfarbe ändern, was natürlich durch den Fakt stärkere Bedeutung erhält, dass ihre langen Strähnen stets nicht nur in ihr Outfit eingeflochten sind, sondern auch visuell für diverse Dämonenbeschwörungen verwendet werden.

Violetta 3

Trotz abgedrehter Dimensions-Reisen, wirkt die Geschichte von Bayonetta 3 etwas grundierter als bei den Vorgängern. Es gibt einen klaren Handlungsverlauf und nachvollziehbare Wendungen, die zu einem fulminanten Finale führen, in dem endlich der zu diesem Zeitpunkt viel gehasste Bösewicht nach allen Regeln der Kunst vermöbelt werden darf. Diverse Anspielungen auf vorherige Teile und jede Menge Fan-Service an allen Ecken und Enden inklusive. Einzig, dass sich die Handlung rund um Violas-Geschichte aufbaut, Viola selbst aber leider nicht mal im entferntesten mit Bayonettas Charisma mithalten kann, lässt das sonst bahnbrechend inszenierte Action-Feuerwerk mit einem etwas fahlen Nachgeschmack abklingen.

Fazit:

Wertung: - 9

9

Bayonetta 3 ist ein fantastisches Spiel voller Abwechslung und mitreißend abgedrehter Momenten, das genauso wie seine Vorgänger einen geradezu extremistischen Krieg gegen jede Form von Langweile führt. Dennoch fällt auf, dass die Entwickler ein wenig Identitätsfindung betrieben haben. So wurden im Vergleich zu den Vorgängern sowohl die Brutalität, Nackheit als auch die Umgebungen und die Geschichte tonal etwas gemäßigter gestaltet. Wenn ich mit meinen erstmals vollständig steuerbaren, Hochhaus-großen Dämonen ganze Städte in Schutt und Asche lege, um meine Gegner als Pingpong-Bälle zu missbrauchen, fällt dies aber wenig auf. So ist auch bei Bayonetta 3 der Übertriebenheits-Faktor Kilometer über so ziemlich jedem vergleichbaren Titel der letzten Jahre. Dennoch wird Veteranen, der ein wenig zurückgeschaltene Gang auffallen. Ob einem das nun gefällt oder nicht, ist Geschmacksache. Ich persönliche wünsche den Entwicklern für die Zukunft tatsächlich wieder etwas mehr Mut, auch wenn ich jede Minute der gut 20 stündigen Kampagne genossen habe.

Genre: Hack’n’Slay
Entwickler: Platinum Games
System: Nintendo Switch
Erscheint: 28.10.
Preis: ca. 60 Euro

 

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