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Review: Armored Core VI: Fires of Rubicon

Rückkehr des Mecha-Königs

Durch den steigenden Erfolg von From Softwares Soulborne-Titeln, die mittlerweile ja nicht nur als Genre-Gründer sondern geradezu als Messgewicht für düstere Fantasy Action RPGs etabliert wurden, hatten viele Armored Core-Fans die Befürchtung, ihr geliebtes Franchise sei dem Tode geweiht. Zwar konnten sich vereinzelt solide Titel wie das von Armored Core-Mech Designer Shōji Kawamori und einem Team ehemaliger From-Mitglieder 2019 herausgebrachte Daemon X Machina (Shock2 Review der Switch-Version hier) als neue Hoffnungsträger etablieren, aber sonst sah es eher düster aus. Doch From Software hat ihr früheres Alleinstellungsmerkmal keinesfalls vergessen und nun, über 10 Jahre nach dem Vorgänger, erscheint mit Armored Core VI: Fires of Rubicon, endlich der heiß ersehnte Nachfolger.

Kein Souls Core!

Armored Core VI ist dabei vor allem eines: Mehr Armored Core. Denn wer sich jetzt denkt, dass der Titel mit Sicherheit auf die etablierten Erfolge von Froms anderen Titeln anschließen oder sich gar eine Art Souls-Nachfolger mit Mechs statt Schwertern erwartet, der kennt das japanische Studio schlecht. So ist jede Faser von Fires of Rubicon schlichtweg ein direkter Nachfolger von Armored Core V, während sich die Einflüsse von Elden Ring und Co. schon mit der Lupe suchen lassen.

Elden was? Wir machen Mech-Games!

Tatsächlich wurden hier nämlich keine allzu großen Experimente eingegangen und letztlich spielt sich der neue Teil wie eine moderne Version seines Vorgängers. Zwar wurden an allen Ecken liebevoll gesetzten Detail-Verbesserungen und neuen Quality of Life-Features wie ein besseres Lock-On angebracht, in seiner Essenz lebt ACVI aber in kompletter Ignoranz zu Froms gigantischem Erfolgen der letzten Jahre.

Söldner statt Abenteurer

Eine Open World wird hier also vergebens gesucht und so wird der Spieler als augmentierter Söldner und Mech-Pilot Nummer 621 (später unter dem bekannten Callsign “Raven”) auf von diversen Parteien beauftragte Missionen geschickt um Ziele auszuschalten oder Intel zu sammeln. Besagte Missionen gestalten sich dabei kurzweilig, sind meistens innerhalb von wenigen Minuten abzuschließen und bieten wenig Raum für freie Entscheidungen oder Erforschungstrips.

6..2..1.. GO!

Sie lassen sich auch nur bedingt in beliebiger Reihenfolge abschließen und wer jeweils in das nächste der insgesamt 5 Kapitel der Story vorankommen will, muss mit ein paar wenigen Ausnahmen sämtliche Aufträge des vorigen Kapitels abgeschlossen haben. Dafür bleiben sie aber auch Serien-typisch durchwegs abwechslungsreich und stellen den Spieler gegen diverse andere Armored Cores, aber auch experimentelle Kriegsmaschinen, Drohnen, ganze Schlachtschiff Armadas und gigantischen Spinnenroboter.

Zurück ans Zeichenbrett

Zwischen den Missionen geht es dann jeweils zurück in den Hangar. Hier findet argumentierbar der Hauptteil des Spiels statt, denn hier lässt sich der eigene Mech wie gewohnt bis ins kleinste Detail auf die eigenen Bedürfnisse und für unterschiedlichste Spielstile anpassen sowie nach Lust und Laune visuell gestalten. Auch können hier “Arena-Simulationen” gegen eine ganze Datenbank an gespeicherten ACs bewältigen, sowie sich in Multiplayer-Schlachten gestürzt werden.

Qualität statt Quantität

Ein typischer Armored Core besteht dabei nicht nur aus Körper, Beinen, Kopf und Armen, sondern auch aus einem Energie-Generator, einem Ziel-Chip, unterschiedlichen Boostern und einer Expansion. Wie für die Serie und From Software-Spiele im Allgemeinen typisch, ist dabei jedes Teil einzigartig und per se keines besser als ein anderes. Stattdessen spielen sich alle einfach stark unterschiedlich und wissen in unterschiedlichen Konstellationen und Situationen ihr Potential zu entfalten.

Build-A-Bot Deluxe

Egal ob Schwebe-Panzer mit Artillerie-Aufsatz, Plasma-Schwert schwingender Grashüpfer oder Spinnen-Panzer mit Miniguns und Kettensäge, jeder AC verlangt eine präzise Abstimmung seiner Teile und kann dann sowohl durch Effizienz als auch Eigenständigkeit glänzen. Die zur optimalen Abstimmung nötigen Teile werden so wieder nach und nach im Shop oder durch unfrequent auffindbare Kisten in der Welt freigeschaltet.

Mechdos 3.1

Völlig neu ist nun auch die Möglichkeit mit sogenannten OST-Chips dauerhafte Betriebssystem-Upgrades für z.B. mehr Schaden von Energie-Waffen bzw. sogar neue Angriffe wie den Boost-Kick freizuspielen. Die OST-Chips können dafür über Arenasiege gewonnen werden und werden auch für den Erwerb der neuen Expansions benötigt, die es z.B. ermöglichen, kurzzeitig ein Plasma-Schild um den eigenen Mech aufzubauen.

Alte Teile neuer Glanz

Die Neuzugänge fügen sich alle sehr gut in den vorwiegend bekannten Pool an Mech-Teilen ein und so können sowohl neue Konstellationen ausprobiert, als auch alte Lieblinge rekonstruiert werden. Allzu innovationsfreudig waren die Entwickler aber auch hier nicht, und so wurden die meisten Komponenten tatsächlich einfach generalüberholt und mit schönen neuen Effekten versehen.

Zündet den Himmel an und lasst die Funken sprühen!

Visuell lässt das From-Team allgemein wieder nichts anbrennen und so überzeugen die weitläufigen Missions-Arealen mit liebevoll gesetzten Details, atemberaubenden Hintergründen und bombastischen Lichteffekten, die als Gesamtkomposition wieder in den diversen Bosskämpfe in ein beeindruckendes Crescendo übergehen. Das neue Technologien wie DLSS oder FSR auf dem PC nicht unterstützt werden und Ray Tracing lediglich für den im Hangar hängenden Mech verwendet wird, sind da verkraftbare Wermutstropfen. Die hin und wieder auftretenden Crashes der PC-Version tun da allerdings schon mehr weh, da auch bereits besiegte Bosse nicht vor ihnen sicher sind.

Wen hab ich denn da eigentlich besiegt?

Die sich über 40 Missionen erstreckende Kampagne lässt sich so in etwa 20-30 Stunden abschließend und erzählt eine verstrickte Geschichte über seelenlose Riesenunternehmen, Rebellenarmeen, geldgierige Söldnertruppen und die ominöse Energie-Quelle Coral, die den Planeten Rubicon für alle Beteiligten so reizvoll macht. Das Geschehen wird dabei vorwiegend über Sprachnachrichten mit grundsolidem Voice-Over weitergetragen. Details zu Welt und Vorgeschichte lassen sich aber auch wieder über diversen Item-Beschreibungen und die Geschichten der in der Simulations-Datenbank gespeicherten Mechs zusammenfinden.

But what about second Playthrough?

Doch damit ist Fires of Rubicon noch lange nicht am Ende seines Contents angelangt. Wer nach dem Ende der Kampagne im bekannten New Game+ in seinen nun bereits voll aufpolierten Mech steigt, bekommt nämlich über 20 zusätzliche oder stark variierende Missionen und Arena-Simulationen geliefert, die im zweiten bzw. sogar dritten Spieldurchlauf noch eine völlig andere Erfahrung mit sogar einer veränderten Geschichte bieten. Wer nicht alle Missionen auf S-Rank abschließen will, was diesmal auch leider nicht wie in den Vorgängern mit besonderen Teilen belohnt wird, darf hier trotzdem nicht mit dem Umfang eines Elden Ring rechnen, was aber in diesem Jahr der gigantischen Open World-Spiele wohl den meisten ganz recht sein dürfte.

Fazit:

Wertung - 9

9

Rückkehr des Mech-Königs

Armored Core VI: Fires of Rubicon ist in erster Linie ein Traum für alle Armored Core- und Mech-Fans, die sich einfach nur ein neues und auf hochglanz poliertes Armored Core gewunschen hatten. Gefährlich ist der Titel nur für alle neuen From Software-Fans, die sich hier vielleicht erwarten, Einflüsse aus der Souls-Serie oder gar Elden Ring zu sehen. Denn ACVI hat sehr wenig mit Froms anderen Spielen zu tun und bietet weder frei erkundbare Welten noch sonderlich viele versteckte Geheimnisse oder auch nur die Möglichkeit sich aufzuleveln. Aber es bietet knallharte, flüssige Action und bombastische Bosskämpfe, sowie tiefgehende Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung, mit einem liebevoll hand-designten Set an Waffen und Teilen. Wem das reicht, der sollte hier auch als nicht AC-Veteran definitiv einen Blick riskieren, für den hoffentlich durch den soliden Erfolg bereits abgesegneten nächsten Teil, würde ich mir aber trotzdem etwas mehr Mut zur Innovation wünschen.

Genre: Mech Action
Entwickler: From Software
System: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series S/X, PC
Erscheint: 25.08.2022
Preis: ca. 60 Euro

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