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Comic- Review: Der Killer: Die Gesamtausgabe (Bd. 1)

Eiskalter Auftragsmörder doch nicht so abgebrüht?

Vor einigen Wochen erschien mit Der Killer der neueste Film des Star-Regisseurs David Fincher (Sieben, Fight Club) mit Michael Fassbender in der Hauptrolle auf Netflix. Nur wenige wissen, dass der Thriller auf der gleichnamigen, französischen Comic-Reihe um einen eiskalten Auftragsmörder basiert.

Eiskalt und abgebrüht(?)

In Der Killer begleiten wir einen namenlosen Auftragsmörder bei seiner Arbeit: Er ist gut in seinem Job, vielleicht sogar der beste. Er geht präzise vor, legt sich seine Opfer oft wochen- und monatelang zurecht und stellt seinen Auftraggeber*innen keine unnötigen Fragen. Er verbietet sich Empathie und geht nur ein kalkulierbares Risiko ein. So geht er Tag ein, Tag aus seinem Beruf nach, reist dabei von Ort zu Ort, mordet und kassiert ab.

An einer Stelle erwähnt der Protagonist sogar, dass es ein „Super Job“ sei. Er ist nicht gebunden, kann tun und lassen, was er möchte. Die finanziellen Möglichkeiten hat er dafür. Beziehungen zu anderen kann er sich hingegen nicht leisten. Emotionaler Ballast kann schließlich tödlich enden, weil er zu Fehlern führt. Bald merken wir jedoch, dass auch der namenlose, ach so abgebrühte Killer eben solche Beziehungen führt, sei es zu einer südamerikanischen Frau oder zu einem Drogendealer – und dass ihm diese doch nicht egal sind.

Vorbereitung ist alles | © Schreiber & Leser

Innere Konflikte

Der Killer erzählt sich vor allem in der Gedankenwelt des namenlosen Auftragsmörders. Dieser nimmt seine Leser*innen bei seinem mörderischen Alltag mit und scheint gelegentlich sein kapitalistisch-nihilistisches Weltbild in seitenlangen, inneren Monologen rechtfertigen zu wollen. Sympathie erweckt er hiermit wohl bei den wenigsten. Erst als man merkt, dass der Hauptcharakter doch nicht so kalt und abgebrüht ist, wie er gerne vorgibt zu sein, beginnt man schön langsam mit der Figur mitzufühlen. Die Zeichnungen von Luc Jacamon setzen die Abenteuer des „Helden“ unaufgeregt in Szene und unterstreichen hiermit das Gefühl, dass die vielen Morde für ihn ein Job wie jeder andere ist.

„Super Job“ | © Schreiber & Leser

Meinung:

Der Killer erzählt keine bahnbrechend neue Geschichte. Vieles hat man in der ein oder anderen Form bereits gesehen oder gelesen. Dennoch schaffen es der Autor Matz (Alexis Nolent) sowie Zeichner Luc Jacamon eine Szenerie und eine Welt zu erschaffen, die spannend ist und seine Leser*innen zum Weiterzulesen verleitet. Allen, den David Finchers Umsetzung auf Netflix gefallen hat und die nicht warten können, ehe es weitergeht, sei dieser Comic empfohlen und wärmstens ans Herz gelegt. Es gibt noch ausreichend zu entdecken!

Vieles scheint ihm gleichgültig zu sein | © Schreiber & Leser

Infos:

Autor: Matz (Alexis Nolent)
Zeichner: Luc Jacamon 
Verlag: Schreiber & Leser (Original: Casterman)
Seiten: 320
Preis: ca. 50 Euro

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