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Comic-Review: The Changer Nr. 1

War Plem Plem bisher für Comedy und Parodien bekannt, wird mit The Changer ein neuer Weg bestritten. Ernsthaftere Superheldencomics. Ob sich dieses schwere Unterfangen, in einem Markt der vor Superhelden nur so wimmelt, auch in Deutschland, gelohnt hat, könnt ihr in diesem Review nachlesen …

changer-001-bild-000 The Changer Nr. 1

Jackie Dillon ist 19 Jahre alt und ein erfolgreicher Musiker. Zusammen mit seiner Band klettert er steil die Karriereleiter nach oben. Sex, Drugs und Rock ’n‘ Roll ist ihr Lebensmotto. Bis Jackie die 17-jährige Kathie kennenlernt. Es war die große Liebe und veränderte sein Leben. Jackie schwörte den Drogen und dem leichten Lebensstil ab, um mit Kathie glücklich zu werden. Doch auch wenn Jackie selbst nicht an Gott glaubte, schien dieser mit ihm ein böses Spiel zu spielen. Bei einem schweren Unfall wurde Jackie schwer verletzt, während Kathie starb. Zu allem Ãœberfluss wurde der Unfallfahrer während des Prozesses auch noch für unschuldig erklärt. Für Jackie schien sein Leben zu Ende zu sein. Wie sollte er ohne Kathie weiterleben. Aber Gott scheint mit seinem Plan noch nicht am Ende zu sein. Während eines mysteriösen Gewitters mit Meteoriteneinschlägen wird Jackie von einem dieser Geschosse getroffen. Doch statt zu sterben, erhält er gewaltige Kräfte, mit denen einfach alles möglich zu sein scheint. Und einen Verfolger, der ihm offenbar nach dem Leben trachtet und Spaß daran hat, ihn zu quälen …

Das Unheil regnet auf die Erde nieder.
Das Unheil regnet auf die Erde nieder.

Wenn ich ganz ehrlich bin, ist die Geschichte rund um Jackie Dillon nichts Neues. Aber wenn ich noch ehrlicher bin, gibt es kaum noch Neues zu erzählen. Alles wurde in irgendeiner Form schon irgendwie verarbeitet. Oftmals liegt es daher am Kreativteam, das Beste herauszuholen. Christopher Kloiber ist kein Visionär, aber ein Mann mit Visionen und Ideen. Und er hat auch den Willen dies umzusetzen. Mit The Changer versucht er jetzt erstmals, einen ernsthafteren Weg zu bestreiten.
Sein Drama um einen jungen Mann und seine große Liebe ist spannend und mitreißend erzählt. Hier kann sich der junge Autor, Zeichner und Geschäftsführer von Plem Plem Productions einmal so richtig austoben. Und man merkt es dem Heft auch an. Chris, der selber ein leidenschaftlicher Comicleser und Sammler ist, hat hier eine Geschichte verfasst, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Ja, The Changer hat man sehr schnell durchgelesen. Dies ist aber nicht etwa einer inhaltsarmen Geschichte geschuldet, sondern dem Umstand, dass man als Leser sofort in den Bann gezogen wird, und man unbedingt wissen will, wie es mit Jackie weitergeht. Die Handlung ist nachvollziehbar und hat nur mit wenigen Sprüngen zu kämpfen. Hier wären erläuternde Captions die erläutern durchaus angebracht gewesen. Denn oftmals gibt es kurze Zeitsprünge, die durch aus verwirren können. Auch wenn es sich hierbei manchmal nur um wenige Minuten handelt. Trotz aller Ernsthaftigkeit kann es Chris dennoch nicht lassen ein paar kleine witzige Easter Eggs einzubauen, die wohl nur denjenigen auffallen, die das Team von Plem Plem und deren Veröffentlichungen ein wenig genauer kennen.

Eines der Easter Eggs. Wer alle Anspielungen findet, darf sie behalten. :D
Eines der Easter Eggs. Wer alle Anspielungen findet, darf sie behalten. 😀

Für das Artwork dieses zweiten vollfarbigen Titels von Plem Plem nach Teenage SuperFreaks zeichnet sich der bis dato eher unbekannte Thomas Wagner verantwortlich. Er ist ein sehr talentierter Zeichner, den Chris in einem Comicforum kennengelernt und vom Fleck weg für Plem Plem begeistern konnte. Und dieses Talent sieht man von der ersten Seite an. The Changer kann sich ohne Probleme mit den großen US-Verlagen wie Marvel, DC oder Image messen. Aber man merkt auch, dass The Changer anders als die typischen US-Superhelden, einen wesentlich längeren Entstehungszeitraum hatte. Die ersten Seiten wurden als Preview bereits letztes Jahr veröffentlicht und auch im diesjährigen Gratis Comic Tag-Beitrag war Jackie Dillon vertreten. Dementsprechend gibt es einen sehr sichtbaren Anstieg der zeichnerischen Qualität im direkten Vergleich der ersten mit der letzten Seite. Um so erstaunlicher wird diese Tatsache, wenn man weiß, dass The Changer das erste komplette Comicheft für Tommy darstellt, das er jemals umgesetzt hat. Seine Zeichnungen sind dynamisch, sehr detailliert und sogar mit der Anatomie kennt er sich gut aus. Es gibt kaum „Verrenkungen“, wie sie bei so manchem bekannten US-Comiczeichner des öfteren vorkommen, und Füße kann er auch Zeichnen. 😉
Die gleichen positiven Aspekte der Weiterentwicklung zeigen sich auch bei der Koloration von Dennis „Bouncie D.“ Lehmann. Wie auch bei Tommy Wagner hat Bouncie zum ersten Mal ein Heft von Anfang bis Ende koloriert. Und man merkt dem Heft an, dass es ihm Spaß gemacht haben muss. Anfangs sind die Bilder und Farbgebungen zwar noch ein wenig verwaschen, aber nach dem ersten Teil, der auch bereits im Preview und im Gratis Comic Tag-Heft abgedruckt wurde, wird das „Bild“ klarer. Auch scheinen sich die Effekte ab hier auf das Notwendigste zu konzentrieren, wo deren Einsatz am Anfang noch für meinen persönlichen Geschmack ein klein wenig zuviel war. Insgesamt jedoch hat sich hier ein Dreamteam zusammengefunden, und wenn es hinter den Kulissen genauso harmonisch läuft, wie es das Endergebnis hoffen lässt, dann kann es mit Ausgabe 2 nur noch bergauf gehen.

Jackie von Seite 2 (links) und von Seite 16 mit seinem Freund (rechts).
Jackie von Seite 2 (links) und von Seite 19 mit seinem Freund (rechts).

FAZIT:

Thomas Muelbradt AvatarWas gibt es noch großartig über „The Changer“ zu sagen?

Kauft es!!!

Neben Tomppas „Der Engel“ ist „The Changer“ eine willkommene Abwechslung im deutschen Comicmarkt, der bisher vorrangig aus Comedy, Nostalgietiteln und Nischenprojekten besteht. Mit diesem Heft zeigt auch Plem Plem, dass sie zu weitaus mehr fähig sind, als schenkelklopfenden Drogencomics, durchgeknallten Superheldenparodien und aufsässigen, pupertierenden Roboterjugendlichen. Mit dem Label „Beyond Reality“ ist der Verlag endlich auch inhaltlich erwachsener geworden und baut somit sein Verlagsprogramm gekonnt aus. Für mich persönlich hat sich das lange Warten auf jeden Fall gelohnt.
„The Changer“ ist zwar kein Top-High-End-Titel, neben dem alles andere blass aussieht und auch an Serien wie „The Walking Dead“, „Hawkeye“ oder „Saga“ reicht es bei Weitem nicht heran, aber es ist für mich persönlich das bisher Beste, was der Verlag auf die Beine gestellt hat, und das will bei den sehr guten bisherigen Veröffentlichungen schon etwas heißen. Es gibt immer noch Luft nach oben, was die Qualität betrifft, aber sie wird dünner, und diese Leistung auch bei Ausgabe 2 zu erreichen, oder sogar noch zu übertreffen wird für das Team nicht leicht werden.

Trotzdem!

Wer The Changer verpasst, dem entgeht eine wirkliche Perle der deutschen Indie-Comic-Kunst.

Kathie. Die große Liebe.
Kathie. Die große Liebe.

„The Changer“ erhaltet ihr direkt im Onlineshop von Whoa Comics. Und wenn ihr euren Comicshop des Vertrauens fragt, kann dieser das Heft bestimmt auch bestellen.

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