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Brettspiel Review: Lorcana

Wenn man sich als Unternehmen in die Welt der TCGs (Trading Card Games) vorwagen will, muss man davon ausgehen, dass man es mit starker Konkurrenz zu tun bekommt. Allein Pokémon und Magic sind scheinbar unüberwindbare Mitbewerber, von den vielen kleineren Spielsystemen fange ich gar nicht erst an. Da mussten schon andere Spiele zu World of Warcraft oder sogar Star Wars nach einigen Jahren klein bei geben. Somit braucht es schon eine entweder zugkräftige Marke oder ein besonders zugängliches Spielprinzip um hier Fuß zu fassen. Das dachte sich vielleicht auch Ravensburger und brachte mit Lorcana einen Mix vieler beliebter Disney Animationsfilme mit ebenjenem einfachem Regelwerk, dass auf den ersten Blick eine Lücke in diesem Genre schließen könnte.

Einfach und übersichtlich, ein Spieltisch in Lorcana.

In Lorcana treten die Spielenden mit Decks zu je 60 Karten, die immer aus zwei der sechs vorhandenen Tinten, das Äquivalent der Farben (Energien, Häuser,…) in anderen Spielen, an. Diese sind Amethyst, Bernstein, Rubin, Saphir, Smaragd und Stahl und umfassen jeweils eigene Held*innen, Schurk*innen, Aktionen, Lieder und Gegenständen. In Summe gibt es rund 200 verschiedene Karten, wobei Figuren und Dinge aus einer Vielzahl an Filmen zur Verfügung stehen, Micky Maus, Vaiana, Peter Pan, Simba, Cruela de Vil, die Grinsekatze und viele, viele mehr.

Ziel des Spiels ist im Laufe des Spiels 20 Legendenpunkte zu generieren. Diese Punkte erhält man durch Charaktere, die in einem Zug entweder Figuren der Gegenseite herausfordern und so aus dem Spiel entfernen oder aber erkunden und so Legendenpunkte erhalten können. Um Charaktere auszuspielen wird jedoch Tinte benötigt, wobei man jede Runde eine seiner Handkarten zu seinem Tintenvorrat hinzufügen und sich so Runde für Runde teurerer Karten leisten kann. Im Gegensatz zu Spielen wie Pokémon oder Magic erleichtert diese Mechanik den Deckbau enorm, da man keine zusätzlichen Karten berücksichtigen muss.

Zusätzlich zu den Fähigkeiten der Charaktere stehen aber auch jede Menge Aktionen, Gegenstände oder Disney typisch, Lieder zur Verfügung, die von Charakteren genutzt werden können. Der Kampf zwischen Charakteren, die sogenannten Herausforderungen, funktionieren dabei ganz einfach: Es werden einfach gegenseitig Stärke und Widerstand verglichen, hat ein Charakter keinen Widerstand mehr wandert er auf den Ablagestapel.

Foil-Karten stechen (noch) nicht wirklich hervor.

Zum Start von Lorcana bietet Ravensburger neben den handelsüblichen Booster-Packs auch drei Starter Sets an, die alles enthalten um gleich loslegen zu können. Enthalten sind jeweils ein fertiges Deck, ein Booster, Marker und ein Spielplan zum Zählen der Legendenpunkte.

Ein Problem der Starterdecks ist jedoch, dass diese derzeit nicht sehr ausbalanciert sind und man in bestimmten Konstellationen ziemlich eindeutige Spielergebnisse erhält und bestimmte Decks und Farben klar im Vorteil sind. Verändert man diese Decks ein wenig, sind ausgeglichene Partien möglich, was jedoch ganz schön teuer werden kann, sollten noch keine Tauschpartner*innen zur Verfügung stehen. Kostet ein Pokémon Poster beim Händler meiner Wahl 4,50 Euro (10 Karten), schlägt ein Lorcana Booster mit 6,50 (manchnmal auch 5,99) zu Buche (12 Karten), ein sehr stolzer Preis.

Das Spiel selbst ist jedoch schnell erlernt, macht Spaß und bietet auch durch jede Menge Kombos einiges an Tiefgang. Mit den Starterdecks sind zwar theoretisch auch Kombos möglich, jedoch gibt es meist nicht genug der benötigten Karten um diese zu spielen oder gar seine Taktik darauf aufzubauen.

Die Gestaltung der Karten ist wunderbar gelungen und gerade für Fans sind die eigens für das Spiel erstellten Grafiken kleine Kunstwerke. Klar muss erwähnt werden, dass sich das Spiel mit seinem Look und der Zugänglichkeit vor allem an Disney Fans sowie ein jüngeres Publikum richtet, wobei auch ältere Semester durchaus ihre Freude an Lorcana haben können.

Für Sammler auch nicht unwesentlich, die sogenannten Foil-Karten, spezielle Karten mit holographischen Effekten, sind bei Lorcana noch nicht wirklich spektakulär und stechen nicht großartig heraus. Es gibt zwar wertvollere Karten, aber die sind aktuell sehr, sehr, sehr selten und werden in Tauschbörsen schon jetzt ab 90 Euro und aufwärts gehandelt, pro Karte versteht sich. Man darf gespannt sein, wie sich das Spiel hier weiterentwickelt und ob wir in kommenden Releases eine größere Vielfalt an speziellen Karten zu sehen bekommen.

Pros and Cons

+ einfache Mechanik, schnell erlernt
+ Grafiken extra für das Spiel angefertigt
+ Herausforderungen (Kampf) einfach gehalten
+ Verzicht auf eigene Karten für Tinte

– Preis der Booster sehr hoch
– Balancing Probleme bei den Starter Decks
– großer Vorsprung schwer einzuholen
– normale Foils bisher nicht sehr spektakulär, Enchanted dafür extrem selten

Fazit

Wertung

Ravensburger hat sich mit Lorcana auf den ersten Blick recht erfolgreich in den Markt der TCGs gewagt, der von einigen mächtigen Riesen bestimmt wird. Das Spiel ist schnell gelernt und gespielt, macht Spaß, bietet jetzt schon genug Spieltiefe um dran zu bleiben und hat vor allem mit Disney eine sehr starke Marke im Rücken. Die Gestaltung der Karten und die große Auswahl an Prinzessinnen, wagemutigen Held*innen und bösen Schurk*innen weiß nicht nur Fans zu gefallen. Etwas ungut stoßen noch die ungleichen Starterdecks und der geschmalzene Preis auf, der noch höher ausfällt als beim Mitbewerb. Der erste Schritt ist jedoch gemacht und man darf gespannt sein, wie sich Lorcana weiterentwickelt und ob es sich etabliert. Beim heute besuchten Turnier war die Freude am Spiel Alt und Jung jedoch bereits anzusehen.

Genre: Trading Card Game
Verlag: Rave
Spieleranzahl: ab 2
Alter: ab 8 Jahren
Spieldauer: ab 30 Minuten
Preis: ab 6,50Euro (Booster), 19,90 (Starterdeck)

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