TV-Serien

TV-Review: Sherlock – The Empty Hearse

Nach dem Finale der zweiten Staffel von Sherlock gab es einen Aufschrei in so ziemlich jedem sozialen Netzwerk. Egal ob Twitter, Tumblr oder Facebook, alle hatten nur ein Thema: „Was ist mit Sherlock passiert?“ „Er kann doch nicht tot sein“. Fans stellten die wildesten Behauptungen und Thesen auf, nur um sie dann später wieder zu ändern und als nichtig zu erklären. Wie in der ersten Folge der dritten Staffel Inspector Lestrade sagt: „Two years and the theorys get more stupid“. Zwei Jahre nach der Ausstrahlung des Finales ist er aber wieder zurück! Nur viel wichtiger als die Frage wie Sherlock den neusten Fall löst: Werden sich er und sein langjähriger Partner John Watson wieder vertragen?

Sherlock 1

Wie für den Zuschauer sind auch in der Serie zwei Jahre vergangen. Zwei Jahre ohne Sherlock Holmes, die John Watson (gespielt von Martin Freeman) sehr zusetzten. Doch trotz alledem versucht er sein Leben weiter zu leben. Er hat eine Frau gefunden, die er sogar heiraten möchte. Doch nicht nur Watsons Leben wurde durch den Unfall verändert. Es gibt einige Verschwörungstheoretiker, die mit den wildesten Theorien von Sherlocks Überleben um sich werfen. Diese haben sogar einen eigenen Verein gegründet, den Folgen-Namen gebenden „Empty Hearse“. Dort tummeln sich solch eigensinnige Gestalten, dass man fast denken mag, das Ganze wäre nur ein Seitenhieb auf einen Großteil des Sherlock Fandoms. Als dann eine junge Frau noch den Vorschlag bringt, Sherlocks scheinbarer Tod könnte vielleicht doch nur ein von James Moriarty und Holmes selbst inszenierter Plan sein, dessen Ausführung mit einem Kuss der Erzrivalen endet, dann weiß man ganz genau, auf welche Fraktion des Fandom das abzielt. Der ironischen Spiegel, der dem Fandom vorgehalten wird ist für mich ein brillanter Sprung auf die Metaebene.

Wir bekamen sogar eine Erklärung von Sherlock dafür, wie der inszenierte Tod vonstatten ging. Für mich war das Gezeigte leider etwas enttäuschend bzw. nicht richtig durchdacht. Mir scheint es fast so, als hätte das Produktionsteam zum Abschluss der 2. Staffel selbst noch nicht gewusst, wie sie das auflösen wollen. Alles wirkt viel zu sehr zusammengeschustert und unglaubwürdig. Aber ob das Gesagte tatsächlich der Wahrheit entspricht, weiß wohl nur Sherlock Holmes selbst.

Seit jeher ist das Besondere an Sherlock Holmes seine Beziehung zu John Watson, sei es in den originalen Büchern oder auch in anderen Medien. Doch in „Sherlock“ wurde dies meiner Meinung nach mit am besten umgesetzt. Martin Freeman und Benedict Cumberbatch harmonieren einfach perfekt! Umso interessanter war es zu sehen, wie der von Freeman gespielte John Watson auf die Rückkehr seines alten „Freundes“ Holmes reagiert. Hier lieferte Freeman eine brillante schauspielerische Leistung ab: Die Sprachlosigkeit, die Verwirrung, die Wut, es war alles perfekt in Szene gesetzt. Auch im weiteren Verlauf der Folge macht es einfach nur Spaß den beiden zuzuschauen. Die Dialoge sind gewohnt witzig und schwungvoll und man will am liebsten kein Wort verpassen, das Cumberbatch in seiner außergewöhnlich tiefen Stimme sagt. Doch nicht nur die beiden brillieren schauspielerisch, auch die anderen Cast-Mitglieder sind allesamt gut ausgewählt. Sherlock-typisch war auch die Regie wieder außergewöhnlich. Man bekam tolle und stilvolle Einstellungen. Die Schnitte waren sehr stimmig und die mittlerweile typischen Einblendungen der Handybildschirme sind immer noch brillant in Szene gesetzt.
Der Regisseur Jeremy Lovering hat hier eine extrem gute Leistung abgeliefert.

Sherlock 4

Nun habe ich schon einiges über diese Episode geschrieben, aber fast mit keinem Wort wirklich die Story aufgegriffen. Denn diese war für mich tatsächlich nur nebensächlich. Es gab zwar einen mysteriösen Fall, der von Sherlock und Watson geklärt werden musste, nur war er nicht wirklich der Mittelpunkt des Geschehens. Das Drumherum mit Holmes und Watson war zwar sehr nett, doch ich hätte mir ein wirkliches Mysterium gewünscht. Es gab keine Story, die das Geschehen so richtig trug. Durch diese Gegebenheit wirkt vieles an der Episode etwas halbgar. Sei es die Auflösung um den inszenierten Tod oder der Fall an sich. Ich fühlte mich zwar durchgehend gut unterhalten, nur war ich nie wirklich gefesselt wie es bei anderen Sherlock-Episoden der Fall war. Der Drehbuchautor Mark Gatiss (der übrigens auch wieder als Holmes‘ Bruder Mycroft zu sehen war) lieferte wieder einmal eine durchschnittliche Episode ab. Sie war als Einstieg gut und zeigte wie es zwischen Holmes und Watson weitergeht, nur war der Rest einfach halbgar. Es war nicht komplett schlecht, aber „The Empty Hearse“ wird mir nicht so im Gedächtnis bleiben wie andere Folgen.

Sherlock 2

Fazit:
Als Fazit bleibt also zu sagen, dass ich zwar alles bekommen habe was ich wollte, aber leider auch nicht mehr. Die Folge war zwar unterhaltsam, aber mehr auch nicht. Das Wort halbgar habe ich jetzt schon ein paar Mal benutzt und ich finde es passt einfach perfekt zu „The Empty Hearse“. Sie ist einfach eine gute Folge, aus der man aber meiner Meinung nach viel mehr herausholen hätte können. So bleibt zumindest in mir ein klitzekleines unbefriedigtes Stückchen übrig. Aber Watson und Holmes sind wieder da! Alleine dieser Umstand spricht für den Staffelauftakt!

2. Fazit von Michael:
Was für ein Start! Und ja das Warten hat sich gelohnt, alle 2 Jahre neue Sherlock-Folgen sind fast schon als Qual zu bezeichnen, aber wenn dann so eine Qualität abgeliefert wird, freue ich mich schon auf die nächsten 39 Staffeln! Mit viel Humor und dem perfekten Gefühl der Autoren für die Originaltexte aber auch dem enorm gewachsenen Fandom der Serie gegenüber ist für mich die 3. Staffel schon jetzt die stärkste. Auch weil sie damit aufräumt, dass die jeweils 2. Folge der Staffel die schwächste ist. Folge 2 „The Sign of Three“, soviel darf an dieser Stelle verraten werden, legt noch mal deutlich zu!

Ähnliche Artikel

Überprüfen Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"