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Review: Sunset Overdrive

Das Entwicklerstudio Insomniac Games (Resistance, Ratchet & Clank, Spyro) hat im Vorfeld immer wieder betont, dass Sunset Overdrive mit Shooter-Konventionen brechen und statt grau-brauner Kriegsszenarien einen bunten Abenteuerspielplatz bieten soll. Dementsprechend wenig ernst nimmt sich das Spiel von der ersten Sekunde an. Ein unzureichend getesteter neuer Energydrink namens Overcharge Delirium XT verwandelt beinahe die gesamte Bevölkerung von Sunset City in Mutanten, deren einziges Ziel es ist, noch mehr Overcharge zu trinken. Der Hersteller von Overcharge, Fizzco, riegelt daraufhin die Stadt ab und entsendet Roboter, um alle Beweise zu vernichten. Eine Erklärung warum so viele Menschen den Energydrink konsumiert haben obwohl er nur bei einem speziellen Pre-Launch-Event in Sunset City erhältlich war bleibt das Spiel schuldig. Der Tatsache, dass das Getränk auch noch gar nicht erhältlich ist widersprechen auch die zahlreichen Getränkeautomaten mit Overcharge, die in der ganzen Stadt verteilt sind. Diese Logiklöcher ignoriert das Spiel ganz einfach nach der Philosophie „Spaß vor Logik“.

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Die Mutanten sind ganz schön gefählich, weswegen sie am besten aus der Ferne erledigt werden sollten.

Sei (fast) wie du willst

Für den Hauptcharakter kommt diese Apokalypse wie gerufen. Statt einem miesen Job nachzugehen, heißt es nun böse Roboter und Mutanten abknallen! Doch bevor es ans Schnetzeln geht muss erst einmal definiert werden, wie dieser namenlose Held von Sunset City aussieht. Dafür, dass die Entwickler immer wieder betonten, wie wichtig ihnen Individualisierungsmöglichkeiten für den Charakter sind, fallen die Optionen magerer als erwartet aus – zumindest was den Körper angeht. Für Frauen und Männer gibt es je nur zwei Körpertypen. Der eine stämmig, der andere ein bisschen kleiner und dünner. Diese Einschränkung ist schade, weil es garantiert unglaublich lustig gewesen wäre, mit einem furchtbar übergewichtigen Helden durch die Stadt zu laufen und Mutanten zu killen. Die weiteren Möglichkeiten bestehen aus vorgefertigten Köpfen, Haaren und Bärten sowie Make-up. Mehr Parameter wären hier auf jeden Fall wünschenswert gewesen. Als Entschädigung gibt es eine gigantische Anzahl an Kleidungsstücken und Accessoires, die mir Ingame-Währung gekauft und beim Abschluss von Missionen freigeschalten werden können. Alleine eine besonders bescheuerte Kombination von Jacken, Brillen, Hosen, Handschuhen und Schuhen zu finden kann ungemein viel Spaß machen. Sämtliche Entscheidungen können auch während des Spiels geändert werden. Wenn also der plötzliche Wunsch nach einem weiblichen Charakter besteht, ist der Wechsel in wenigen Minuten vollzogen. Alle Outfits sind übrigens genderneutral. Also können auch Kerle in Röcken herumlaufen.

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Mit grafischen Elementen wird niemals gegeizt.

Die Awesomepocalypse

Nun ist es das Ziel, dieser „Awesomepocalypse“ zu entkommen. Um zu fliehen ist die Zusammenarbeit mit verschiedenen Fraktionen erforderlich. Um nicht zu viel vorwegzunehmen seien an dieser Stelle nur die LARPer erwähnt. Wie der Name schon sagt eine Gruppe von Live Action Roleplayen, die durch die Mutantenplage einen mentalen Knacks davongetragen haben und nun fest davon überzeugt sind, in einer Fantasywelt zu leben. Die Missionsstruktur gleicht im Wesentlichen anderen Open World-Spielen. Neben Hauptmissionen gibt es diverse Nebenaufgaben, Herausforderungen und Sammelobjekte. Wirklich interessant sind hierbei allerdings nur die Missionen. Die Hauptgeschichte kann in vielen Mission mit spaßigen neuen Mechaniken oder originellen Aufgaben aufwarten, sodass über weite Strecken genug Abwechslung geboten wird. Manchmal beschränkt sich die Anforderung jedoch darauf, ein Gebiet von Mutanten, Robotern oder Plünderern zu befreien, was nach mehrmaligen Wiederholungen ermüdend wird.

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Das Arsenal ist gleichermaßen beeindruckend und total bekloppt.

Ein Abenteuerspielplatz

Allgemein gilt, dass man in Sunset Overdrive konstant in Bewegung bleiben, also Springen, auf Kabeln rutschen und Wände entlang laufen muss, um nicht von den Gegnern zerfetzt zu werden. Die gesamte Stadt ist mit vielen verschiedenen Gebäuden und mehreren vertikalen Ebenen perfekt auf dieses Spielprinzip ausgerichtet und bietet massig Möglichkeiten um von Autos, Sonnenschirmen, Booten, Markisen oder Büschen abzuprallen oder an Schienen, Geländern und Stromleitungen eintlangzurutschen – ein bisschen wie Tony Hawk, nur ohne Skateboard. Es macht unglaublich viel Spaß, sich durch Sunset City zu bewegen, ohne den Boden zu berühren und ein akrobatisches Kunststück nach dem anderen zu vollführen. Gegner werden mit hoffnungslos übertriebenen Waffen erledigt, die allesamt ein einziger Witz sind. Schon die erste Waffe im Spiel heißt „flammender Kompensator“ und ist eine Schrotflinte mit zwei dicken Bällen unter dem Abzug – die Anspielung dürfte klar sein. Statt einer AK-47 gibt es eine AK-FU, der TNTeddy schießt mit Dynamit behaftete Teddybären und die High Fidelity schleudert den Mutanten Schallplatten entgegen. Die Waffen können mit sogenannten AMPs ausgestattet werden, die gewisse Boni wie eine Chance auf zusätzliche Explosionen bei einem Treffer bieten. Auch der Held selbst kann mit AMPs sowie Overdrives verbessert werden. Während Overdrives solange sie ausgerüstet sind gewisse Boni wie mehr Gesundheit oder Schaden bieten, müssen AMPs mittels Style-Meter aktiviert werden. Das ist eine Anzeige, deren Wert steigt wenn man sich agil bewegt und Gegner tötet, jedoch bei Stillstand wieder sinkt.

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Due schurkischen Roboter sehen ein bisschen so aus als wären sie von Apple designt worden.

Bunt, laut und selbstironisch

Sunset Overdrive ist ein Feuerwerk für die Sinne, das permanent auf Augen und Ohren einprasselt. Insomniac Games scheute sich offensichtlich nicht davor, das Spiel so knallbunt und verrückt wie möglich zu gestalten. Das Design schafft den Drahtseilakt, gleichzeitig übertrieben, absurd und trotzdem stimmig zu sein. Die Aufregung um die Auflösung von „nur“ 900pwar übrigens komplett unbegründet, denn Sunset City sieht großartig und knackig scharf aus. Dazu dröhnen feine lizenzierte sowie eigens komponierte Rock- und Grunge-Songs aus den Lautsprechern, die dynamisch auf das Geschehen reagieren und umso intensiver werden je hektischer das Geschehen auf dem Bildschirm ist. Ebenfalls wichtig ist die Selbstironie, mit der das Spiel förmlich um sich wirft. Die vierte Wand wird konstant regelrecht zerschmettert und dem Spieler öfter als nötig ins Gesicht gedrückt, dass es sich hier um ein Videospiel handelt. Das ist zu einem großen Teil sehr witzig, doch nervt stellenweise ein bisschen. Grandios sind hingegen die vielen Anspielungen auf die heutige Popkultur. Game of Thrones, Der Herr der Ringe, Breaking Bad und sogar das Videospiel-Forum NeoGAF werden augenzwinkernd erwähnt.

Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

Ein buntes Feuerwerk der Absurdität

Obwohl die Spielmechanik ein bisschen an "Tony Hawk" oder "Jet Set Radio" mit Knarren erinnert, fühlt sich das neue Werk der "Ratchet und Clank"-Macher ungemein frisch und originell an. Man merkt förmlich, dass die Entwickler einen Riesenspaß dabei hatten, das Spiel mit Anspielungen und witzigen Ideen vollzustopfen. Einzig Menschen, die mit seichtem Humor wenig oder gar nichts anfangen können, dürften mit "Sunset Overdrive" nicht glücklich werden. Sonst kann man diese Ansammlung von coolen und absurden Einfällen beinahe uneingeschränkt empfehlen. Und wie bei Marvel-Filmen gilt es, bis nach dem Abspann durchzuhalten!

Chaos Squad

Der kooperative Mehrspielermodus kann jederzeit durch das Betreten eines Fotoautomaten in der offenen Welt gestartet werden. In diesem „Chaos Squad“-Modus gilt es zusammen mit sieben anderen Spielern diverse Aufgaben zu lösen und am Ende gegen Wellen von Gegnern in der sogenannten Night Defense anzutreten. Am Ende gibt’s Belohnungen, die auch in den Einzelspielermodus mitgenommen werden dürfen.

Genre: Action
Entwickler: Insomniac Games
Erscheint: 31. Oktober 2014
Preis: ca. 70 Euro
System: Xbox One

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