HighlightNewsVideogame-ReviewVideogames

Review: Stellar Blade

Mit Stellar Blade bringt das koreanische Entwicklerstudio Shift Up sein Konsolendebüt exklusiv auf Playstation 5. Weshalb uns das bereits im Vorfeld kontrovers diskutierte Spiel schlussendlich mehr als überrascht hat und was Stellar Blade zu einem der PS5-Highlights in diesem Jahr macht, lest ihr hier.

Die Erde wurde von seltsamen, mächtigen Kreaturen verwüstet, und die Überreste der Menschheit sind in eine Kolonie im Weltraum geflohen. Von der Kolonie aus reist EVE, ein Mitglied des 7. Landetrupps, zu den verwüsteten Überresten unseres Planeten und hat genau eine Mission: die Menschheit zu retten, indem sie die Erde von den Naytibas zurückerobert – jener bösartigen Macht, die sie einst verwüstet hat. Doch während EVE es mit einem Naytiba nach dem anderen aufnimmt und in den Ruinen der menschlichen Zivilisation die Geheimnisse der Vergangenheit lüftet, muss sie erkennen, dass ihre Mission nicht so einfach sein wird, wie sie dachte. Denn nichts ist so, wie es scheint … soviel zur Prämisse von Stellar Blade.

Die Entwicklung von Shift Ups erstem Konsolenprojekt startete vor etwas mehr als 5 Jahren und ist das erste Spiel für eine Konsole des koreanischen Entwicklerstudios. Ursprünglich sollte das Spiel, das damals noch unter dem Codenamen ‘Project Eve’ startete, für die PlayStation 4 erscheinen, wurde aber bald als exklusiver Playstation 5-Titel angekündigt.

Action-RPG

Kein modernes Action-Adventure kommt heute noch ohne RPG-Elemente aus. Das gilt auch für Stellar Blade. Doch angefangen bei God of War über Spider-Man bis hin zu Sonys Horizon Serie, um gleich bei dem Playstation Exklusivtitel zu bleiben, wirken diese Elemente gelegentlich ein wenig aufgesetzt. Das trifft auch auf Stellar Blade zu, obwohl uns hier die Implementierung der RPG-Systeme weitaus besser gefallen hat, als bei vielen anderen Vertretern des Genres. Denn das Hochleveln neuer Moves und Fähigkeiten motiviert und macht eine Menge Spaß. Dennoch hätten wir uns im Nachhinein bei einer Handvoll Features gewünscht, dass diese gleich zum Start des Spiels verfügbar gewesen wären. Allen voran der Doppelsprung, der uns das Erkunden der Spielwelt erheblich erleichtert.

Die Bosse in Stellar Blade haben es in sich.

Ähnliche Kritik gab es schon zuvor bei Lies of P, doch auch hier ist es wie bei Stellar Blade eher jammern auf hohem Niveau. Zu sammeln gibt es in der Spielwelt von Stellar Blade jedenfalls eine Menge. Angefangen bei Gold, der Währung des Spiels, über Munition für die Drone-Gun bis zu den mannigfaltigen Materialien, die wir für das Hochleveln von EVEs Exo-Gear und Spezialfähigkeiten benötigen. Mit Hilfe der erwähnten Exo-Implantate lassen sich sogar EVEs Fähigkeiten eurem präferierten Spielstil anpassen. Je nachdem, ob es sich um eine defensive oder offensive Spielweise handelt.

Überzeugende Spielwelt

Apropos Spielwelt. Wie bei vielen Genre Vertretern üblich, wechseln sich auch bei Stellar Blade lineare Abschnitte mit offeneren Gebieten ab. Und auch hier finden wir neben nett designten Umgebungsrätsel zahlreiche Abzweigungen und versteckte Abschnitte voller Gegner und Loot. Genauso wie freischaltbare Abkürzungen, die uns einen erneuten Besuch in dem Gebiet erleichtern. Ein Fast-Travel-System wurde ebenfalls integriert, dem wir mittels in der Spielwelt verstreuter Telefone weitere Knotenpunkte hinzufügen können.

Sammelfans können in der Spielwelt verteilte Dosen entdecken, die einige Goodies freischalten.

Das Setting von Stellar Blade versprüht einige Nier-Vibes – kein Wunder, schließlich war Square Enix Action-RPG-Reihe eines der großen Vorbilder für die Entwickler von Shift Up – ist aber eigenständig genug um nach und nach eine überzeugende Spielwelt aufzubauen. An klassische Action-RPGs erinnert auch das Missionssystem, wo wir neben den Hauptmissionen wieder zahlreiche kleine Nebenmissionen und Aufträge annehmen können, die uns meist in zuvor besuchte Gebiete zurückreisen lassen und ihrerseits zum Worldbuilding beitragen. Hier erfahren wir nicht nur mehr von der Hintergrundstory und Spielwelt von Stellar Blade, sondern dürfen auch das ein oder andere kuriose Rätsel lösen.

Nach dem spektakulären Intro, das allen Spielern der Demo bereits bekannt ist, lernt EVE den Scavenger namens Adam kennen, der unsere Heldin mit seinem Tetrapod nicht nur durch die Spielwelt kutschiert, sondern auch auf ihrer Mission mittels ferngesteuerter Drohne hilfreich zu Seite steht. Hilfe erhält EVE auch von der Ingenieurin Lily, die immer im richtigen Moment mit einem nützlichen Ausrüstungs-Upgrade parat steht – “Hallo Doppelsprung”.

Im Versorgungslager können wir upgraden und eine Runde chillen.

Lagerfeuer einmal anders

Eine Schnellreise ist auch zu den Versorgungslagern möglich, das Element, das wohl am stärksten an From Softwares Spiele erinnert und die „Bonfire“ von Stellar Blade darstellt – samt dem berüchtigten Respawnen der Gegner, sobald sich EVE im Lager ausruht, um ihre Lebensenergie und Heilungsvorräte wieder aufzufüllen. Doch anders als es in vielen Soulslikes der Fall ist, verliert EVE keinerlei Loot oder Erfahrungspunkte, sobald sie das Zeitliche segnet. Zudem haben sich die Entwickler einige Gedanken zum Design dieser Savespaces gemacht. Statt simpler Menüs verfügen die Versorgungslager über verschiedene Terminals und Automaten, an denen wir uns neue Ausrüstung kaufen, neue Skills und Suits freischalten, oder unsere bestehende Ausrüstung verbessern können. Sogar die musikalische Untermalung lässt sich dort, wie im zuvor bereits erwähnten Lies of P ändern – nice.

Klingentanz

Auch wenn das Spiel einige Elemente aus dem Souls-Genre aufgreift, erinnert uns das Kampfsystem von Stellar Blade viel mehr an eine Mischung aus Spielen wie Devil May Cry oder Bayonetta und EAs Star Wars: Jedi-Reihe, dass sich ja bekanntlich ebenfalls an der Soulsformel bedient hat und dessen Button Layout stark dem von Stellar Blade ähnelt. Als Grundangriffe dienen EVE ein schneller und ein starker Angriff, die sich rasch zu spektakulären Kombo-Angriffen kombinieren lassen und auch Genre-Neulingen leicht von der Hand gehen. Greifen wir Gegner an, wird zudem Beta-Energie aufgeladen, die uns mächtige Spezialangriffe ermöglicht, welche im Fähigkeitenbaum freigeschaltet und verbessert werden können.

Essenziell für Stellar Blades Kampfsystem sind auch das perfekte Parieren, um Gegner zum Taumeln zu bringen, und Perfektes Ausweichen, wodurch EVEs später erhältliche Schubenergie weitere brachiale Special-Moves generiert. Hier erinnert das Kampfsystem etwas an From Softwares Sekiro, wobei Entwickler Shift Up weitaus großzügiger ist, was das perfekte Timing betrifft. Wem das immer noch zu schnell geht, der kann die Reaktionszeit durch verschiedene Upgrades im Spiel noch ein wenig ausdehnen.

Stellar Blade enthält einen Trainingsbereich, in dem wir EVEs stetig wachsende Fähigkeiten trainieren können.

Drone-Gun

Zudem erhalten wir in den ersten Spielstunden eine Fernkampfwaffe, die mit einer Vielzahl unterschiedlicher Geschossen erweitert werden kann und so völlig neue Optionen für den Kampf ermöglicht. Das klingt jetzt mal nach ein bisschen viel und ist es auch in Summe. Allerdings wurde das Kampfsystem von den Entwicklern so aufgebaut, dass wir alle wichtigen Systeme nach und nach erlernen. Erhält man zum Beispiel das Upgrade, durch das sich unsere Drohne per Tastendruck blitzschnell in eine Fernkampfwaffe verwandeln lässt, müssen wir schon in der nächsten Mission ohne unsere Blutklinge auskommen, um den Fernkampf zu verinnerlichen. Wem das immer noch zu schnell geht, der kann in einem eigenen Trainingsmenü die unterschiedlichen Techniken erlernen. Denn auch wenn Stellar Blade in puncto Einstiegshürde den From Software-Titeln nicht das Wasser reichen kann, sollte man die Gegner, und vor allem die zahlreichen Alpha Naytiba, nicht unterschätzen.

Alpha Naytiba

In den Ruinen der postapokalyptischen Erde trifft EVE die eingangs erwähnten Naytiba, die in Zusammenarbeit mit dem Filmmonster-Designer Hee-Cheol Jang (The Host, Okja) entworfen wurden und sich durch ihr eigentümliches Design, das u. a. von Meerestieren inspiriert wurde, auszeichnen. Die große Varianz des Gegnerdesigns ist auch eines der Highlights von Stellar Blade und überrascht einen immer wieder aufs Neue. Besonders die Alpha Naytiba genannten Bosse, aber auch die ein oder anderen Zwischenbosse, sind eine Herausforderung für sich. Die Standardgegner sollte man dennoch nicht unterschätzen – gerade zu Beginn des Abenteuers und vor allem, wenn sie in Gruppen auftreten.

Ich hab die Haare schön! Nach einer Nebenquest kann EVE sogar den Friseur aufsuchen.

Spektakuläres Action-Feuerwerk

Stellar Blade wurde mit Hilfe der Unreal Engine 4 entwickelt. Das sieht man dem Spiel auch an. Doch auch wenn Shift Up hier nicht die neueste Engine verwendet hat, kann das Ergebnis mehr als überzeugen. Das Charakter-Design und die Spielwelt glänzen durch Detailreichtum, eine gelungene Präsentation und überzeugend inszenierte Kämpfe, die sich vor allem in den spektakulären Bosskämpfen zu einem wahren Actionfeuerwerk entladen. Auch wenn gerade in den offenen Gebieten die Texturqualität nachlässt, ist Stellar Blade in Summe ein richtiger Hingucker geworden. Die Wahl einer älteren Engine hat natürlich auch seine Vorteile, was sich besonders in der Performance der Bildwiedergabe widerspiegelt. Denn die Entwickler stellen drei Grafikmodi zur Verfügung – Neben 4K/30fps und 1440p/60fps gibt es noch einen Balance-Mode der eine Auflösung von bis zu 4K mit etwa 50/60fps bietet und dessen Ergebnis uns am meisten zugesagt hat.

Ein weiteres Highlight ist der eigentümliche Soundtrack von Stellar Blade, an dem auch Nier-Composer Keiichi Okabe mitgearbeitet hat und der sowohl in seinen langsamen als auch schnellen Stücken überzeugt und erheblich zur Stimmung des Spiels beiträgt. Gleiches gilt für das knackige Sounddesign und die gelungenen DualSense-Features, die zwar nicht ganz an Housemarques Returnal heranreichen, aber weitaus besser implementiert wurden als in den meisten Firstpartygames von Sony – Top!

Fazit

Wertung - 8.5

8.5

Action-RPG-Feuerwerk

Stellar Blade fühlt sich wie eine Zeitreise zu den Action-Titeln der PS3-Generation an und das meine ich als Kompliment. Auch wenn EVEs Designs schon im Vorfeld für viel Kontroverse gesorgt hat, und vielleicht auch aufgrund dessen, die Zugriffe auf die Demo so hoch waren - das Ergebnis kann sich sehen lassen. Mit ihrem Konsolendebüt gelingt es dem koreanischen Entwicklerstudio Shift Up jedenfalls einen spektakulär inszenierten Action-Titel zu veröffentlichen, der sich zwar an vielen Genregrößen und bewährten Konzepten orientiert, am Ende jedoch genügend eigene Ideen mitbringt. Zusammen mit dem starken Monster-Design, dem motivierenden Kampfsystem, einer soliden Story und der gelungenen technischen Umsetzung ist Stellar Blade für mich ein klares Action-Highlight im Jahr 2024.

Genre: Action-RPG
Entwickler: Shift Up
System: PS5
Erscheint: 26.04.2024
Preis: ca. 80 Euro

Jetzt bestellen und SHOCK2 direkt unterstützen!

SaleBestseller Nr. 1
SaleBestseller Nr. 3

 

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"