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Review: Saints Row: The Third – The Full Package (Switch)

*****, ******** & *******!

Es gibt einige Konstanten in der Welt der Videospiele und eine davon ist, dass alle Leute Rockstars GTA lieben. Als einer der Vorreiter für Open-World-Spiele im urbanen Setting begeistert der Titel bereits seit Teil eins alt und oftmals viel zu junge Spieler. Leider veröffentlichte Rockstar bisher keinen Ableger des Franchises für die Nintendo Switch. Mehr noch: Schon länger dauert es deutlich länger, bis ein neues Grand Theft Auto erscheint. Eine Lücke, die schon seit geraumer Zeit von Volition Inc. gefüllt wird, nämlich mit Saints Row, das sich in erster Linie auf kurzweiligen Spielspaß und derben Humor verlässt, was mehr an die ersten Ableger der Rockstar Verbrecher-Simulation erinnert. So auch der dritte Teil der ursprünglich bereits 2011 erschienen ist und nun inklusive den drei Missionspacks Genkibowl VII, Gangstas in Space und The Trouble with Clones sowie 30 DLC-Gegenstände für die Switch von Fish Labs (Galaxy on Fire) umgesetzt wurde.

2011 war die Welt noch eine andere. Publisher THQ zog für das Spiel Pornostars und Wrestler zur Vermarktung heran, um aus der Masse an Open World-Games hervorzustechen, auch wenn der große Boom des Genres langsam aber sicher vorbei war.

Die Lücke, die du hinterließt…

Schon das Intro macht klar, dass man innerhalb dieser Spielwelt nichts ernst nehmen sollte und alles erlaubt ist. Die Saints, ihres Zeichens eine Straßengang, sind mittlerweile zu einem regelrechten Medienimperium herangewachsen und haben neben eigenen Energy Drinks, Filmen und allerlei anderem Schnickschnack trotzdem noch immer Zeit und Motivation für kriminelle Aktivitäten, wie zum Beispiel einem Bankraub mit dem die Story beginnt. Kurze Zeit später kommt man drauf, dass man die falsche Bank ausgeraubt und sich mit dem riesigen Verbrechersyndikat, dem Syndikat, angelegt hat. Als man dann auch noch entführt wird und eine spielbare Schießerei innerhalb und außerhalb eines fliegenden Flugzeugs hinter sich hat, landet man in der neuen Stadt Steelport und muss den Saints erneut zur Kontrolle auf den Straßen verhelfen.

Ihr seid der Boss der Gang und beginnt das Spiel damit euer eigenes Aussehen mithilfe eines Editors zu gestalten. Möglichkeiten der Selbstgestaltung gibt es ausreichend und wer will kann sein virtuelles Ebenbild modellieren oder einfach die meisten seiner Lieblingsvideospielhelden. Und keine Sorge: Wenn ihr später mit eurem Alter Ego unzufrieden seid, könnt ihr einfach zum plastischen Chirurgen und euch ein neues Gesicht verpassen lassen. Das verdeutlicht auch schon den großen Unterschied zur GTA-Reihe: In Saints Row geht es seit jeher um möglichst viel Spielspaß. Weder ernste Thematik, noch irgendwelche tiefgründigen Dialoge werden euch während eurer Zeit in Steelport zum Nachdenken anregen. Der einzige Gedanke, der euch jagen wird, ist der, welchen Unfug ihr als Nächstes anstellen sollt.

Mr. BOOM-bastic

Unfug könnt ihr jede Menge anstellen. Denn der Weg zum König der Straße ist ein langer und dank der verrückten Charaktere, die euch bei der schwierigen Aufgabe zur Seite stehen, wird euch nicht langweilig werden. Die Storymissionen werden euch nämlich von dem altbekannten Saints Pierce und Shaundi bereitgestellt, oder auch von den neuen Charakteren, wie dem Zuhälter Z oder der ehemaligen FBI-Hackerin Rebecca. Die Figuren könnten auch alle aus der Irrenanstalt kommen und ihr solltet euch darauf gefasst machen, dass mindestens einmal pro Zwischensequenz Anspielungen auf Genitalien, Zuhälterei und anderer derben Themen gemacht werden. Danach geht es auch schon ab zu euren Missionszielen, denen Volition dieses Mal einige Zeit spendiert hat. Man hat sich nämlich an anderen Action-Titel orientiert und versucht euch im Rahmen der einzelnen Missionen nicht nur möglichst viel Abwechslung zu bieten, sondern auch eine spektakuläre Präsentation. So werdet ihr in den ersten Missionen in luftigen Höhen im Freien Fall Gangster erschießen, House-Running an den Wänden eines Hochhauses mit einem Scharfschützengewehr veranstalten oder mit einem Helikopter und Raketenwerfern für Verwüstung auf der Straße sorgen. Missionen auf die man sich bei GTA freut, weil sie mal außergewöhnlicher sind, gehören hier zum Standard. Das funktioniert die meiste Zeit auch gut und ihr werdet durch die rund 12-15 Stunden lange Hauptstoryline immer wieder mit neuen Ideen überrascht, wie zum Beispiel einem Matrix-ähnlichem Ausflug in den Cyberspace, wo ihr als bewaffnete Kloschüssel virtuelle Gegner aus dem Speicher tilgt. Doch das hohe Niveau können die Entwickler dann doch nicht immer halten und so hat der Spielablauf auch seine eher flachen Zeiten, wo sich nicht unbedingt viel tut und ihr einfach von einer Standard-Mission zur nächsten Jagd.

Das alles macht ihr mit für Geld und vor allem für Respekt, denn der erlaubt es euch ähnlich wie Erfahrungspunkte in einem Rollenspiel Level zu steigen und euer Geld in neue Fähigkeiten zu investieren. Mehr Lebensenergie, schnelleres Nachladen, weniger Schaden bei Explosionen – die Liste der unterschiedlichen Upgrades ist lang und wird mit der Spielzeit länger. Viele dieser Verbesserungen sind auch dringend nötig, da der Schwierigkeitsgrad des Titels etwas unausgeglichen ist. So ist es keine Seltenheit, dass ihr inmitten von zig Gegnern positioniert werdet und euch immer härtere Jungs auf die Pelle rücken, was für einige chaotische Kampfszenen sorgt und euch in manchen Missionen auch zur Verzweiflung führen wird.

Entscheidungsgewalt

Um euch mehr wie den Boss der Gang fühlen zu lassen, hat sich Volition eine sehr nette Idee einfallen lassen. Immer wieder werdet ihr während oder nach Abschluss einer Mission vor eine Entscheidung gestellt, die die Entwicklung eures Imperiums oder den Missionsverlauf beeinflusst. Beispielsweise könnt ihr an einer Stelle eine feindliche Kommandozentrale in die Luft sprengen oder eben nicht. Entscheidet ihr euch für letztere Option, könnt ihr nach Abschluss der Mission dort einziehen und habt einen Unterschlupf mehr. Lasst ihr das Ding in die Luft gehen winken zusätzliche Respekt-Punkte und andere Boni. Zwar sind die Entscheidungen selten maßgeblich, aber dennoch eine interessante Gameplayidee, die den ansonst gewohnten Spielablauf etwas auflockert.

Fettes Arsenal

Damit ihr euch entsprechend zu Wehr setzen könnt, stellen euch die Entwickler ein breit gefächertes Arsenal an Schuss- und Nahkampfwaffen, sowie einiges an fahr- und fliegbaren Untersätzen, zur Verfügung. Neben einfach Pistolen könnt ihr auch Schrotgewehre, Laserwaffen, Raketenwerfer und allerlei andere Waffen kaufen oder finden. Interessant sind vor allem lustige Ballermänner, wie der Genki-Werfer, der Plüsch-Quallen verschießt, die getroffene Feinde verwirren und gegen die eigenen Leute kämpfen lassen, oder die Möglichkeit Fahrzeuge mit einem Controller fernsteuern zu können. Dazu gesellen sich Nahkampfwaffen wie ein Energie-Hammer, der stark an den aus Halo erinnert, oder ein Baseballschläger, der mehr einem Phallus-Symbol gleicht als einem Sportutensil. Die Waffen lassen sich in speziellen Shops weiter aufrüsten und erhalten somit im späteren Spielverlauf ganz neue Fähigkeiten, wie zum Beispiel die Standard-Pistolen, die auf Stufe 4 Explosivgeschosse verschießt.

Damit man sich all diese Updates für den eigenen Charakter, die Waffen und die zahlreichen Klamotten – man will als Gangster-Boss gut aussehen – leisten kann, braucht man notwendigerweise jede Menge Schotter. Den bekommt ihr entweder für das Erfüllen von Missionen oder Nebenaufgaben, aber auch stündlich aufs Konto überwiesen von den ganzen Bezirken, die ihr unter Kontrolle habt. Auch Gebäude könnt ihr euch kaufen, die die stündlichen Einnahmen in die Höhe treiben. Kauft ihr bestimmte Shops, bekommt ihr dort sogar das gesamte Sortiment billiger. Dazu sei euch auch geraten, denn die Upgrades in Saints Row 3 sind nicht unbedingt billig und wer sich austoben will, sollte sich darauf konzentrieren, dass der Geldfluss stimmt.

Etwas mehr Hilfe bekommt ihr von eurer Gang, die ihr ebenfalls aufrüsten und mit neuen Waffen, Klamotten oder Fahrzeugen eindecken könnt. Anschließend kann sie jederzeit zu Hilfe gerufen werden und wird euch automatisch verteidigen, solltet ihr in ihrer Nähe in einen Kampf verwickelt werden. In eurem Telefon befinden sich zusätzlich die Nummern eurer Kumpanen, die ihr in Notfallsituationen als Back Up einschalten könnt oder dazu verwenden, dass man euch euer Auto an einen bestimmten Punkt liefert. Apropos Fahrzeuge, die lassen sich auch verbessern und individualisieren, weshalb ihr euch schon bald für ein PS-starkes Monster entscheiden und es mit allerlei Upgrades, vom, Messern an den Rädern bis hin zur Nitro-Einspritzung verbessern, werdet. Um Unfälle braucht ihr euch keine Sorgen machen, da modifizierte Autos automatisch in eurer Garage gespeichert werden und danach jederzeit abrufbar sind.

Multiplayer

Viele Action-Spiele beinhalten heute einen ausgiebigen Multiplayer-Modus, dessen Versus-Komponenten bis auf wenige Stunden Abwechslung nicht viel bieten können und vor allem nicht fesseln. Volition hat sich im dritten Ableger der Saints Row-Reihe dazu entschlossen sich nur auf die Koop-Elemente zu konzentrieren und jegliche Arten von Deathmatch und anderer Gelegenheiten sich mit anderen Spielern zu messen außen vor gelassen. Wie schon im Vorgänger könnt ihr jederzeit einen weiteren Spieler in euer Steelport lassen und  anschließend gemeinsam alle Aufgaben bewältigen oder einfach durch die Straßen laufen und Zerstörung anrichten. Am Spielinhalt ändert sich dabei fast nichts, nur das Gameplay einiger Missionen wird angepasst, damit zwei Spieler auch wirklich was zu tun haben. Habt ihr Steelport gemeinsam übernommen, gibt es noch einen Horde-Modus, in dem ihr gegen Wellen von Gegnern antreten müsst, was für zusätzlichen kurzweiligen Spielspaß sorgt. Die Multiplayer-Modi können sowohl Online als auch über eine lokale Verbindung zwischen zwei Switch Konsolen gespielt werden.

Der dritte Teil konnte sich 2011 auf Xbox 360 und PS3 sehen lassen und bietet saubere Optik  – und wir reden nicht von den leicht bekleideten Damen! Zwar wirken einige Animationen noch immer etwas hölzern und auch Pop Ups fallen immer wieder negativ auf, einige Texturen, Effekte, wie Explosionen oder Shader wurden auch „heruntergerechnet“ sehen aber zumindest im Handheldmodus der Switch noch immer schick aus. Hier macht das Spiel auch heute noch eine gute Figur, am TV kommt das Spiel leider nicht an die Konsolen-Versionen von 2011 heran und präsentiert verwaschene Texturen und böse Ruckler. Leider fehlt (wie schon 2011) eine deutsche Synchronisation, und es gibt nicht durchgängig Untertitel und der lizenzierte Soundtrack macht einiges wieder wett. (Michael Furtenbach/Fatih Olcaydu)

Fazit

Wertung - 7

7

Wer etwas mit dem derben Humor der Saints Row anfangen kann und das Spiel vor allem im Handheldmodus spielen möchte, kann hier auch angesichts des Preises von rund 30 Euro zuschlagen. Und alle die Lust auf Open-World-Spiele haben, sollten auch einen Blick auf die späte Umsetzung werfen. Das Spiel ist extrem abwechslungsreich, die abgedrehte Präsentation weiß zu gefallen und die zahlreichen Möglichkeiten sich und seine Gang zu verbessern, wissen zu motivieren. Die Frustmomente, die ihr in einigen Szenen erleben werdet, und die Durststrecke an banalen immer gleich ablaufenden Missionen in der Mitte des Spiels sind die wenigen Punkte, die den Spielspaß ausbremsen. Und auch das Skript, das sich nicht so ernst nimmt, kommt nicht ganz an den Genre-König GTA ran, aber alles in allem ist Saints Row: The Third ein überdurchschnittliches Action-Spiel, das dem Gangster in euch die Möglichkeit gibt, sich auszutoben! Punkte Abzug gibts wegen der technischen Patzer am großen Bildschirm, ein acht Jahre altes Spiel sollte auf der Switch deutlich besser aussehen können.

Genre: Action
Entwickler: Fish Labs, Volition
System: Nintendo Switch
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 35 Euro

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