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Review: Logan

Im Gegensatz zu den Marvel Studios mit ihrer streng chronologisch erzählten Handlung des Marvel Cinematic Universe hat 20th Century Fox an irgendeinem Punkt aufgegeben, die X-Men-Filme in eine klar verständliche Zeitlinie einzubetten. Die Filme springen in die Vergangenheit, in die Zukunft, ändern nachträglich die Ereignisse ihrer Vorgänger und vollzogen im vergangenen Jahr einen leichten Reboot mit neuen Darstellern, obwohl die alten noch manchmal für Gastauftritte vorbeischauen. Dieses Chaos ermöglicht aber wunderbar eigenständige Filme wie Deadpool, der eindrucksvoll bewies, dass Superheldenfilme für Erwachsene nicht nur unterhaltsam sind, sondern auch jede Menge Geld einspielen. Dieser Erfolg erlaubte es Regisseur James Mangold und Hugh Jackman, den letzten Wolverine-Film mit R-Rating und vielen Freiheiten zum besten Auftritt des Charakters in seiner 17-jährigen Kinogeschichte zu machen.

In der Vergangenheit musste sich die Darstellung von Wolverine (Hugh Jackman) immer den Wünschen des Studios nach einer niedrigeren Alterseinstufung beugen. In Logan wird der Berserker das erste Mal richtig von der Leine gelassen. Bereits die erste Szene zeigt einen für Superheldenfilme ungewohnten Gewaltgrad, der Deadpool wie eine nette TV-Komödie wirken lässt. Doch obwohl Logan seine Klauen in die Schädel von unglücklichen Gegnern versenkt, ist er ein Schatten seiner selbst. Im Jahr 2029 sind kaum noch Mutanten übrig. Zu den wenigen Überlebenden zählen Professor Xavier (Patrick Stewart) und Logan, die sich gemeinsam mit Caliban (Stephen Merchant) in Mexiko niedergelassen haben. Der versoffene und mit seinem fortgeschrittenen Alter kämpfende Logan muss für Xavier sorgen, dessen mentaler Zustand sich zunehmend verschlechtert. Zu allem Überfluss taucht auch noch die junge Mutantin Laura (Dafne Keen) auf. Sie besitzt ähnliche Kräfte wie Logan und befindet sich auf der Flucht vor einer Privatarmee.

Logan profitiert immens von der Distanz zu den Spektakelfilmen im X-Men-Universum. Von ablenkenden Cameo-Auftritten ist keine Spur, genauso wenig müssen Fortsetzungen oder Spinoffs beworben werden. Regisseur und Autor James Mangold konzentriert sich ganz auf die Charaktere und ihre Geschichte, inszeniert sie wie einen Independent-Film, der auch ganz ohne Vorwissen oder Affinität für Superhelden funktioniert. Jackman und Stewart zeigen neue Aspekte der Charaktere, die sie erstmals 2000 im ersten X-Men-Film spielten, und machen den Abschied damit umso schwerer. Immerhin werden beide Darsteller wohl nicht mehr zu diesen Rollen zurückkehren. Im Gegensatz dazu gibt die elfjährige Dafne Keen ihr Filmdebüt und begeistert als Laura, die nicht nur für einige blutige Actionsequenzen sorgt, sondern auch trotz weniger gesprochener Worte das Herz des Films bildet.

Review Overview

Wertung - 9

9

Ein wunderbarer Abgang für Jackmans Wolverine

Es ist erfreulich und gleichzeitig schade, dass dieser großartige Auftritt von Hugh Jackman als Wolverine gleichzeitig sein letzter ist. Logan zeigt aber auch, dass die X-Men-Rechte auf keinen Fall an die Marvel Studios übergeben werden dürfen. Im Disney-Konzern wäre niemals Platz für diesen nuancierten, intimen Film gewesen, der Superhelden-Konventionen konsequent ignoriert. Stellenweise ist zwar klar in welche Richtung sich die Handlung entwickelt, das spielt aber keine Rolle. Man ist bis zur letzten Sekunde in das Schicksal von Logan, Xavier und Laura investiert, auch wenn die Antagonisten blass bleiben. Wenn Fox für jeden mittelmäßigen Blockbuster wie X-Men: Apocalypse einen erwachsenen, emotional packenden X-Film wie Logan veröffentlicht, nehme ich die generischen Zerstörungsorgien gerne in Kauf.

Logan (2017)
Regie: James Mangold
Drehbuch: James Mangold, Scott Frank, Michael Green
Mit: Hugh Jackman, Patrick Stewart, Dafne Keen, Stephen Merchant
Länge: 135 Minuten
Kinostart: 2.3.2017

Logan basiert lose auf der Story Old Man Logan von von Mark Millar und Steve McNiven.

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Bildrechte: © 2017 Twentieth Century Fox

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