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Review: Fallout 4

Es ist ruhig in meiner kleinen Siedlung und jeder Bewohner geht seinem Tagewerk nach. Plötzlich zerreißt das Heulen einer Sirene die vermeintliche Stille und kündigt Unheil an. Das Adrenalin rauscht mir ins Blut, als ich blitzschnell auf meinen kleinen, provisorisch zusammengebauten Aussichtsturm sprinte, um mir einen Überblick zu verschaffen. Ein Haufen Supermutanten hat sich entschieden, die kleine Siedlung zu überfallen und bietet meinen automatischen Wachtürmen gerade einen Kampf, dem sie nicht lange standhalten werden können. Zum Glück haben sich mittlerweile auch die anderen Bewohner eingefunden und heizen den Angreifern mit selbstgebauten Maschinen- und Laserpistolen ordentlich ein. Ich will den Turm fast schon wieder verlassen, da erblicke ich gerade noch einen Supermutant, der mit einer Mini-Atombombe im Arm auf die Mauer zuläuft. Erreicht er sie, könnte es das Aus bedeuten. Blitzschnell reiße ich meine gute alte Jagdflinte nach oben. Stundenlanges Feintuning auf Lauf, Abzugsmechanismus und Zielvisier haben sie für diesen Moment vorbereitet. Die Zeit verlangsamt sich als ich den Kopf des Mutanten anvisiere, kurz darauf rauscht meine Kugel durch die Luft und hinterlässt ein klaffendes Loch in seinem Schädel. Gerade noch rechtzeitig kippt der Mutant um und die Bombe detoniert in ausreichender Entfernung vor dem Tor. Die Siedlung ist sicher.

Fallout-4-Settlements

Das ist kein Müll, das ist mein Haus!
Verzeiht die lange Einleitung, doch wohl nichts beschreibt das Spielgefühl von Fallout 4 so gut wie eine Geschichte des Erlebten. Nach fünf Jahren Entwicklungszeit hat Bethesda etwas abgeliefert, das noch mehr ist als nur ein postapokalyptischer Open-World-Titel. Als ob das nicht schon genug gewesen wäre, lässt sich nun nämlich neben dem Erforschen der ästhetisch ansprechenden und mit spannenden Einzelschicksalen bestückten Welt auch endlich selbst etwas beitragen. So könnt ihr eine eigene Siedlung bauen oder aber plündernd durchs Ödland ziehen, um die gefundenen Schätze zu verwerten. Dabei ist ganz egal ob es Telefone, Mikroskope, Spielzeug Autos oder Klebebänder sind, alles lässt sich sinnvoll verwenden. Habt ihr das alles ausprobiert, bastelt ihr eben weiter an den Dutzenden Modifikationen für Waffen, Rüstungen und eurer ganz persönlichen Powerrüstung und stattet damit euer ganzes Dorf aus. Reicht das immer noch nicht, zieht ihr eben weiter zur nächsten Siedlung und breitet euer Einflussgebiet über das ganze Ödland aus. All diese neuen Systeme sind so umfangreich, dass sie schon fast für ein eigenes Spiel reichen würden.

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Hey, habe ich Ihnen eigentlich schon meine Lebensgeschichte erzählt?
Aber keine Sorge, wem es eher nach der klassischen Fallout-Erfahrung dürstet, kommt hier natürlich auch auf seine Kosten. Langjährige Fans müssen sich aber auf einige Änderungen einstellen. Allen voran hat euer Charakter nun zum ersten Mal in der Geschichte des Franchise eine Stimme. Diese, sowie auch alle anderen der 111.000 eingesprochenen Textzeilen, wurde auf sehr hohem Niveau synchronisiert, wodurch die Charakteren lebendiger denn je wirken. Die auszuwählenden Dialogoptionen sind dafür ein wenig zielgerichteter und so lassen sich ähnlich dem Dialogsystem der Mass Effect-Reihe jeweils nur vier Antwortmöglichkeiten auswählen. Bei diesen ist auch nicht immer ganz klar, was euer Charakter genau von sich geben wird, auch wenn es sich meist ganz gut erahnen lässt. Dies wirkt anfangs so, als ob dem Titel im Vergleich zu seinen Vorgängern ein wenig an Tiefgang verloren gegangen wäre, wer aber etwas weiter in das Spiel eintaucht merkt bald, dass die Entwickler lediglich versucht haben, die Unterhaltungen im Vergleich zu Fallout 3 natürlicher entstehen zu lassen. So drückt euch nicht jeder neue Protagonist auf Bethesdas postapokalyptischer Bühne gleich seine Lebensgeschichte auf. Trefft ihr ihn aber in der richtigen Situation und wählt die richtigen Antworten, entwickeln sich einige der interessantesten Storylines, die das Franchise je gesehen hat.

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Ich glaube diesen Schuss treff‘ ich zur Abwechslung wieder besonders gut
Auch das Gameplay wurde stellenweise neu justiert. Neben einem gänzlich überarbeiteten Perk-System wurde auch der V.A.T.S.-Modus angepasst. Durch diesen ließ sich früher die Zeit anhalten, um anschließend in aller Ruhe ein Körperteil des Gegners anvisieren zu können. Ob und wie gut ihr daraufhin trefft, war von euren Werten abhängig, alles abseits dieses Modus war dabei aber nur grenzwertig verwendbar. All das wurde nun generalüberholt und so lässt sich der Titel endlich in allen Ansichten auch abseits des V.A.T.S. gut steuern. Der V.A.T.S.-Modus selbst verlangsamt dafür nur noch die Zeit und stoppt sie nicht gänzlich. So sind die Kämpfe um einiges adrenalingeladener und Gegner können auch während dem aktivierten V.A.T.S. noch in Deckung gehen oder sich auf euch stürzen. Um dabei die Taktik nicht zu kurz kommen zu lassen seid ihr nun in der Lage, eure kritischen Treffer nicht mehr zufällig, sondern nach dem Aufladen einer Leiste gezielt setzen zu können. Das Ganze fühlt sich frisch und unverbraucht an und bietet nach einer gewissen Eingewöhnungsphase sowohl für Taktiker als auch für Rambos eine Vielzahl an spannenden Gefechtssituationen.

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Jarvis, bist das du?
Eine weitere Änderung betrifft die für das Franchise äußerst charakteristische Powerrüstung. War diese mächtige Rüstung im Vorgänger lediglich ein schweres Outfit mit viel Verteidigung, handelt es sich in Fallout 4 dabei um einen voll mechanischen Kampfanzug, in den ihr wie Tony Stark persönlich von hinten einsteigen und dank einbaubaren Jetpack, Tarntechnologien, Schlagkraftverstärkern und vielem mehr selbst zu einer mächtigen Waffe werden könnt. Voraussetzung für das Vergnügen ist aber das Finden von sogenannten Fusionskernen. Aus diesen seltenen Energiequellen schöpft die mächtige Kampfrüstung nämlich ihre Kraft, fehlen diese, ist der Anzug nutzlos. Auch ist sie nicht unzerstörbar und so lassen sich die einzelne Teile sowohl bei euch als auch bei euren Gegnern abschießen oder schlagen, um das verletzbare Fleisch zu entblößen. Dieses ganze System zieht die ikonischen Rüstungen unglaublich bedeutsam auf und so bastelt jeder in seinem Schuppen an seiner ganz persönlichen Zerstörungsmaschine, um sie dann für die härtesten Kämpfe hervorzuholen und seinen Gegnern die Hölle heiß zu machen.

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Es ist sehr effektiv!
All das ist grafisch schön in Szene gesetzt. Klar sind Gesichtsanimationen und Texturdetails Bethesda-typisch nicht auf dem höchsten Niveau, aber die Welt selbst wirkt zusammenhängend wie aus einem Guss und zeigt selbst auf den Konsolen kaum merkbare Kanten. Jeder einzelne der Hunderten findbaren Gegenstände ist dabei liebevoll gestaltet und auf sinnvollen Plätzen in der Welt verteilt. Noch mehr als je zuvor vermittelt jede Ecke des Spiels den sympathischen Retro-Zukunftsflair für den die Serie so bekannt ist. Außerdem stechen Licht-, Explosions-, Rauch-, Partikel-, Wetter- und sogar Soundeffekte auf einem Niveau hervor, wie man es wohl selten in einem großen Open-World-Titel gesehen hat. Besonders beindruckend sind auch die plastischen Einschusslöcher, die tatsächlich den Eindruck vermitteln, eine Wand ließe sich zur Gänze pulverisieren. Selbst wenn die Konkurrenz vielleicht in manchen Bereichen die Nase vorne haben mag, zählt der Titel alleine schon dank seines unvergleichlichen Charmes ohne Frage zu den wohl hübschesten Spielen des Jahres.

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Den selben Song nochmal? Den selben Song nochmal!
Trotzdem muss aber gesagt werden, dass es Fallout 4 den jahrelangen Fans nicht ganz so leicht macht, wie man erwarten könnte. So wird man nach einer bombastischen Einleitung, welche erklärt wie euer Charakter von einem gemütlichen Sonntagabend mit der Familie 200 Jahre in der Zukunft in einem postapokalyptischen Boston landet, mit einer derartigen Vielzahl an Neuerungen, dass man sich teilweise ein wenig das Altgewohnte zurückwünscht. Hat man sich aber erstmal mit den neuen Begebenheiten arrangiert und akzeptiert, dass Bethesda hier kein Fallout 3 Remastered, sondern ein gänzlich neues Spiel in ihrem viel geliebten Universum abliefern wollte, merkt man bald, dass alle Änderungen ihre logische Daseinsberechtigung haben. Einzig, dass sich Bethesda dann dennoch entschlossen hat, größtenteils die alten Songs aus Fallout 3 und New Vegas zu recyceln, statt eine gänzlich neue Playlist zu etablieren, wirkt inkonsequent und enttäuschend.. Die wenigen neuen Songs passen aber gut in das Ensemble und sind so mitreißend wie ihre Vorgänger.

Review Overview

Wertung - 9

9

Bethesdas neuer Meilenstein

Man kann wirklich nicht viel bemängeln an Fallout 4. Das Entwicklerstudio hat dem alt eingesessenen System ein komplettes Makeover spendiert und mit einigem Mut eine Vielzahl an sinnvollen Änderungen und neuen Mechaniken hinzugefügt, ohne das charakteristische Gefühl der Serie zu schädigen. Mancher Fan der alten Teile wird vielleicht eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigen, wer den Titel aber mit unbelastetem Geist eine Chance gibt, wird sowohl was Gameplay als auch Story angeht mit einer Lawine an interessanten Inhalten überhäuft, denen nicht viele andere Spiele das Wasser reichen können. Wer also mit dem Flair etwas anfangen kann, kann bedenkenlos zugreifen, denn hier ist für nahezu jeden Geschmack etwas dabei.

Genre: Rollenspiel
System:
 PS4, Xbox One, PC
Entwickler: Bethesda
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 60 Euro

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