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Review: eFootball PES 2020

Neuer Titel, aber primär alte Stärken und Schwächen. Der neue PES-Teil wird es trotz richtig gutem Spielgefühl dieses Jahr schwer gegen die Konkurrenz haben.

Da sind sie wieder. Die gefühlten 100 Klicks durch irgendwelche Bestimmungen, Sprach- und Controller-Einstellungen. Ja, ich sage ohnehin zu allem ja. Ich will ja spielen. Fangen wir mit einem Freundschaftsspiel an, das geht am schnellsten. Die Auswahl ist gewachsen, allerdings in undefinierbare Gefilde. Quiz-Frage: welches Land führt die Jupiler Pro League? Genau, das hab ich mir auch gedacht. Belgien. So geht es in etwa weiter.

Ich sehe schon die ersten PES-Fans die Augen rollen. Fängt er schon in der ersten Halbzeit mit dem leidigen Thema Lizenzen an? Nein, halt. Italien, Frankreich und Holland finden sich zumindest unter den bekannteren Namen wieder. Immerhin. Dank Editor und Geduld können Mannschaften auch editiert werden. Noch ein kurzer Check zu den Nationalmannschaften. Österreich hat 4 Sterne. Gut, machen wir weiter.

Wir wissen wo dein Auto steht

Ich wähle aufgrund der Juventus-Diskussion (tatsächlich exklusiv in PES) zuletzt den italienischen Meister und wähle Napoli als Gegner, die es vor dem Salzburg-Spiel emotional zu brechen gilt. Taktisch lässt sich gewohnt viel einstellen, allerdings noch immer in der bekannten Retro-Optik und auch das Handling könnte man an das neue Jahrtausend anpassen. Ungeduldig wie Arnautovic vor dem Ankick überspringe ich diesen Part und werfe mich auf den Platz. Davor noch der Ladebildschirm, der im Gegensatz zu FIFA noch immer nicht mit einem Minispiel gefüllt wurde. Schade.

Ankick. Das Tempo fühlt sich behäbig an. Die voreingestellte Stadion-Kameraperspektive wird gleich wieder geändert. Keine Experimente, Konami. Dann die ersten Ballstafetten. Kurzpassspiel, dann die erste Chance. Ronaldo mit der Flanke auf Mandzukic und … vorbei. Ich merke, dass der Schwierigkeitsgrad etwas zu leicht eingestellt ist. Ich dominiere und lasse Napoli wenig Raum. Immer wieder passieren Torchancen, jede fühlt sich anders an. Dennoch gelingt mir das Tor nicht.

In PES gilt weiterhin, Tore muss man sich verdienen. Jede Bewegung hat Auswirkungen, ob man den Ball gut trifft oder nicht. Schon bei Pässen merkt man das. Etwa dann, wenn ein stärkerer Pass den Boden verlässt oder das Anspiel in der Drehung auf halbem Weg verhungert. Alles fühlt sich unendlich richtig an. Die Trägheit und die dennoch verfügbare Beweglichkeit der Spieler. Dribblings, die Ballphysik – Football is finally home. Oder?

Taktikbesprechung

Aber wo viel Scheinwerferlicht, da auch viel Schatten. Die angepriesene, verbesserte Verteidigung merkt man oftmals nicht. Verteidiger bleiben manchmal stehen bzw. Laufpässe gehen mir noch immer zu oft durch. Auch das “neue” Dribbling im Angriff ist aufgrund der neuen Physik und dem recht physischen Zweikämpfen nicht wirklich eine Stärkung, außer mit bekannten Größen wie Messi. Und weil wir gerade im Ärgern sind, die Schiedsrichter sind in diesem Jahr erneut eine Zumutung. Sogar in einzelnen Spielen reagieren sie völlig unterschiedlich auf Situationen, was zu immer wiederkehrenden Frustmomenten sorgt. Genau wie die sich ständig wiederholenden Kommentatoren, über die wir aber jetzt kein weiteres Wort verlieren wollen.

Um hier noch kurz zu bremsen. Bei all den Kritikpunkten bleiben die meisten Spiele eine Augenweide, die viele einmalige Momente bieten. Abgeprallte Schüsse, Stochertore und die ein oder andere tolle Parade des Torhüters machen ganz viele Matches zu einmaligen Erlebnissen, die man als Fußballfan nicht missen möchte.

myClub und Master League

Kommen wir noch zu einigen Fakten. 10 Ligen stehen zur Verfügung, Österreich und Deutschland sind leider nicht dabei. Schön, die UEFA Euro 2020 wird als gratis Turnier-DLC im kommenden Jahr pünktlich zum Event zugänglich sein. myClub (Konkurrenz zu FIFAs Ultimate Team) und Master League (dieses Jahr etwas aufwendiger inszeniert) sind wieder mit von der Partie.

Obwohl an beiden Modi, speziell an der Master League, mit einigen coolen Features geschraubt wurde, hält sich die Weiterentwicklung sehr in Grenzen. Abgesehen von den unendlich statischen und langweiligen Menüs, ist das Drumherum in PES generell gefühlt vor rund 10 Jahren stehengeblieben. Es fehlt das Leben, die Abwechslung und der Pfiff, den die Konkurrenz jedes Jahr mehr versucht ins Spiel zu bekommen. Als Beispiel: ihr gebt als Manager Interviews, doch bleiben diese meist generisch und wenig aussagekräftig. Mittelmäßig befriedigend, leider.

Thema Esports

In den Online-Modi findet sich der neue “Matchday”. Hier tretet ihr für euren Klub an und sammelt Punkte. Am Ende wird der beste Spieler eures Teams als Vertreter im großen Finale antreten. Gesehen können diese Finalspiele im Matchday-Modus selbst werden – als Live-Stream. Der Weg zum eSportler ist also ein kurzer und erklärt zumindest ansatzweise den neuen Teil des Titels “eFootball”.

Neben dem “Matchday” könnt ihr online noch in anderen Modi, darunter auch Coop mit einem Freund Turniere oder die bekannten Online Divisions spielen. Am Ende des Tages kein wirkliches Aufbäumen gegen das in Österreich und Deutschland in diesem Feld bereits erfolgreiche FIFA. Wie ihr vielleicht wisst, gibt es bei der Konkurrenz von EA bereits zahlreiche Turniere und sogar Profispieler, die echte Fußballklubs bei Veranstaltungen vertreten. Hier reicht das Ändern des Namens nicht, um hier noch einmal Boden gut zu machen.

Fazit

Wertung - 8

8

eFootball PES 2020 ist wie der österreichische Fußball. In einem Moment schlägt man einen deutschen Verein auswärts mit 4:0, im nächsten Moment pflanzt man Bäume im eigenen Stadion. Spielerisch ist das Game erneut eine Augenweide. So viel fühlt sich richtig an, speziell wenn man gegen Freunde auf der Couch spielt. Online - und genau diesen Bereich will Konami ja erobern - gibt es Rückschläge, die 2019 nicht mehr sein dürfen. Das Spieldesign lässt ewig gleiche Manöver durch (zB Laufpass) und der schwache Schiedsrichter tut sein übriges, um den Controller im TV versenken zu wollen. Wenn ihr also Esportler werden wollt bzw. auf schicke Menüs und mehr Klimbim steht, bleibt dieses Jahr eigentlich nur FIFA. Wer gern mit Freunden saugeile Fußball-Momente erleben will, wo es nicht immer nur ums Gewinnen geht, der ist bei PES in jedem Fall richtig.

Genre: Sport
Entwickler: Konami
System: PS4/XboxOne/PC
Erscheint: 10. September 2019
Preis: 60 Euro

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Alexander Amon

Alexander Amon war jahrelang Chefredakteur beim Gaming-Magazin consol.AT, ist noch immer leidenschaftlicher Gamer und außerdem Ressortleiter bei Red Bull Games. Neben dieser Kolumne ist er hier auf SHOCK2 auch regelmäßig als einer der beiden Gameminds im gleichnamigen Podcast zu hören.

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