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Review: Dragon’s Crown Pro

Koop-Vergnügen im Gemälde

Wenn es darum geht, handgezeichnete 2D-Sprites in ein optisch ansprechendes Spiel zu verwandeln, lassen sich die nennenswerten Entwickler wohl auf einer Hand abzählen. Vanillaware spielt in dieser wunderhübschen Nische zwischen Kunstwerk und Videospiel aber ohne Frage ganz vorne mit und als Dragon’s Crown 2013 auf der PS3 erschien, ließ es nicht wenige seiner Spieler die Kinnladen herunterklappen. Leider war es jedoch auch einer der letzten Titel einer sterbenden Konsolengeneration und so wurde vor allem der Europa-Launch bald von dem der PS4 überschattet. In 4K-Optik feiert der stimulierende Side-Scroller nun aber mit Dragon’s Crown Pro sein Comeback und weiß immer noch über alle Maßen zu verzaubern.

Mehr als nur ein hübsches Gesicht

Die Faszination von Dragon’s Crown liegt nämlich nicht nur in seiner Optik, sondern auch an der stimmigen Atmosphäre, den durchdacht gestalteten Charakteren und dem kreativen, überraschend abwechslungsreichen Gameplay. Zu Beginn des Abenteuers darf sich jeder der bis zu vier Couch-Koop-Spieler einen von sechs gänzlich unterschiedlichen Charaktere aussuchen. Während sich die anmutige Elfe mit rasanten Tritten, Salti und mächtigen Pfeilschüssen zur Wehr setzt, teilt die kräftige Amazone mit einer riesigen Hellebarde und ihrem stahlharten Körper aus. Magier und Zauberin bevölkern den Bildschirm mit mächtiger Elementar-Magie und Beschwörungen, während Zwerg und Krieger genauso gut austeilen wie sie einstecken.

Multiplayer-Side-Scrolling-Beat’em Up-RPG

Soweit so bekannt, handelt es sich bei Dragons Crown aber auch um ein Rollenspiel und so werden durch das Öffnen von Schatzkisten im Dauerlauf neue Waffen und Ausrüstungsgegenstände gefunden, die eure Werte und das ganze Gameplay verändern können. Zusätzlich dürfen mit jedem Levelaufstieg auch Skillpunkte in neue Fertigkeiten vergeben werden und überall in den Levels sind nutzbare Dinge wie Armbrüste, Schwerter und sogar Reittiere verstreut, die eure Attacken kurzzeitig vollkommen verändern. Mana will außerdem regelmäßig regneriert, Pfeile und Wurfwaffen wieder aufgesammelt sowie Unmengen an verstecktem Loot gefunden werden, wodurch Langeweile hier wohl selten aufkommen dürfte.

Schau mal da, da und da!

Um besagtem Loot zu finden, müsst ihr häufig eure ständigen Begleiter, den Dieb Rannie sowie eine kleine Elfe, durch einen per rechten Stick oder Touchpad gesteuerten Pointer dazu dirigieren, Türen zu öffnen, Schatzkisten zu knacken und Runen auszulösen. Manche Schätze sind überhaupt einfach im Hintergrund versteckt und zeigen sich erst durch das darüber fahren mit dem Pointer, was dazu motiviert wirklich jeden einzelnen Raum der liebevoll designten Dungeons bis in kleinste Detail zu begutachten.

Wo bin ich?

Wer gerade keine Freunde zur Hand hat, darf außerdem die Gebeine verschiedenster Abenteurer finden, die in den durchwegs kniffligen Levels das Zeitliche gesegnet haben und diese in einer Kirche wieder zum Leben erwecken. Diese können euch anschließend als von der KI gesteuerte Helden auf eurem Abenteuer begleiten. So praktisch dieses Feature jedoch sein kann, sollte seine Nutzung aber nicht übertrieben werden. Denn auch wenn es möglich ist, bis zu drei Freunde oder KI-Kollegen mit ins Abenteuer zu nehmen, leidet bei zu vielen Mitstreitern in den actiongeladenen Kämpfen häufig die Übersicht. Außerdem ist die zu Seite gestellte KI nicht gerade die hellste Fackel im Schloss und läuft häufig über dieselbe Falle oder löst unbedacht Brandbomben aus, die oft mehr Schaden als Nutzen verursachen.

Das werd ich morgen noch spüren

Gerade für komplexer zu spielende Charaktere wie Magier und Bogenschütze ist es allerdings geradezu notwendig, zumindest einen Gefährten mitzunehmen, der zumindest kurzzeitig die Aufmerksamkeit auf sich lenken kann. So schenkt Dragon’s Crown seinen Spielern nichts, sondern füllt den Screen lieber in regelmäßigen Abständen mit Dutzenden seiner immer ansprechend designten Gegner. Automatische Regeneration gibt es nicht, weswegen hierfür entweder stark limitierte Heiltränke bzw. Ringe aus dem Inventar oder das in unregelmäßigen Abständen gefundene Essen zu Hilfe gezogen werden müssen.

Die Drachen von unten sehen

Kommt es dann zu einem Kampf mit einem der gut 20 Bosse trennt sich endgültig die Spreu vom Weizen. Diese abwechslungsreichen Begegnungen verlangen adaptives Denken genauso wie schnelle Reflexe und ein gutes Auge. Denn die ohnehin schon etwas überladenen Gemetzel legen hier noch einen drauf und wem es dann nicht gelingt, Ruhe und Übersicht zu bewahren, wird schnell als handlungsunfähiger Gerippehaufen in den Boden getrampelt.

2 in 1

Da es sich aber um ein RPG handelt, kann jeder Spieler selbst die Intensität seiner Herausforderung bestimmen. So hat jeder Dungeon eine Levelvorgabe und es ist zwar ohne Weiteres möglich, diese auch mit einem weit niedrigeren Level zu bestehen, wird euch das ganze aber zu prekär, lässt sich die Schwierigkeitsgrad durch ein wenig grinden stufenlos nach unten schrauben. Um dies auch motivierend zu gestalten, wird per Level jeweils eine Nebenquest mit reizvollen Belohnungen wie Skillpunkten bereitgestellt. Außerdem sind in jedem Level alternative Wege zu finden, hinter denen sich gut die Hälfte der genannten Bosse verstecken, weshalb zumindest ein zweimaliges Durchspielen jeder Stage eigentlich zum Pflichtprogramm gehört.

Es war einmal vor langer Zeit, als ich einen Ork spaltete

Das ganze Dungeoncrawlen wird natürlich auch in eine Story rund um das Königreich Hydeland sowie die namensgebende Drachenkrone verpackt. Trotz des ständigen Drangs, sich einfach in den nächsten Dungeon zu stürzen, vermag es diese dank eines subtilen aber gewitzten Humors, hingebungsvoll erdachter Figuren sowie dem sympathischen Voice-Over des Erzählers, auch hier euer Interesse zu halten.

Audiovisueller Genuss der Extraklasse

Dieses runde Gesamtpaket wird unterstrichen von der bereits erwähnten atemberaubenden Aufmachung des Titels. Die Art wie Vanillaware ihre ausdrucksstarken 2D-Sprites mit pointierten Lichteffekten und beeindruckend flüssigen Animationen in Szene gesetzt hat, vermag von Anfang bis Ende zu begeistern und stellt ein absolutes Highlight dar. Da stört es auch wenig, die etwa zehn Dungeons des Spiels öfter zu besuchen, da jeder Abschnitt ein eigenes kleines Kunstwerk darstellt. Zusätzlich wurde der mitreißende Soundtrack für Dragon’s Crown Pro noch einmal komplett mit einem ansprechenden Orchester aufgenommen, um das Geschehen nun besser denn je zu untermalen.

Fazit

Wertung: - 8.5

8.5

Spielbares Kunstwerk

Wer etwas mit Side-Scolling-Beat’em’Ups, RPGs und Couch-Koop-Titeln anfangen kann und Dragon’s Crown seinerzeit auf der PS3 verpasst hat, sollte dies nun unbedingt nachholen. Das Gefühl, mit einem lebendigen Gemälde interagieren zu können, schafft es gekonnt über Frust und kleine Kritikpunkte hinwegzutrösten und sorgt dafür das auch nach Dutzenden Stunden nicht die Faszination abflaut. Sowie bei den meisten Side-Scrollern wird das Geschehen mit vier Spielern etwas unübersichtlich und Unkonzentriertheit wird hier gnadenlos bestraft. Zwei bis drei Spieler können sich hier aber in ein fantastisches Abenteuer stürzen, welches auch fünf Jahre nach seiner Erstveröffentlichung seinesgleichen sucht. Für Veteranen gibt es außer besserer Auflösung und orchestral aufgenommen Soundtrack wenig Neues, was aber nicht bedeutet, dass es nicht mehr als genug Anreiz gibt, um sich erneut in das großartige Abenteuer zu stürzen, welches Vanillaware hier kredenzt hat.

Genre: Side-Scrolling-RPG
Entwickler: Vanillaware
System: PS4
Erschienen: Erhältlich
Preis: 49,99 Euro

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