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Retro-Gaming: Metal Gear Solid

Vom Schleichen und nackten Männern in Toiletten.

Wie in vielen „Freizeitaktivitäten” gibt es auch bei Spielen eine Einstiegsdroge und ob der relativ breit gefächerten Palette an Genres und unterschiedlichen Semestern der Spielenden sieht diese für viele anders aus. Doom wird den meisten Shooter-Fans ein Begriff sein, während wieder andere ihre ersten Erfahrungen vielleicht mit Rainbow 6 gemacht haben. Meine Einstiegsdroge für die Spiele mit Stealth-Element war Metal Gear Solid für die PSX. Manch einer wird jetzt sagen „Pah! Da gab es doch schon vorher dies und jenes …”, doch ich sag mir einfach: „Besser spät als nie!“

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Erstschlag
Glaubt es oder auch nicht, aber 1999 war ich noch nicht soooo bewandert, was Konsolen angeht. Im Anschluss an die obligatorische NES/GameBoy-Kombo folgte das aufkommende Interesse am PC; die reichlich billige Demo-Kost sowie die Crusader-Titel fesselten mich langsam an Maus und Tastatur – jedenfalls, bis ich auf den Arbeitskollegen meiner Mutter traf, der nicht wusste, wohin mit seinen durchgezockten PlayStation-Games. Es sollte der Anfang einer wunderbaren Geschäftsbeziehung sein, denn bald kristallisierte sich heraus, dass ich mit dem Erwerb einer PlayStation einen exklusiven Second-Hand-Deal mit besagtem Samariter eingehen konnte, was ich auch tat und im ersten Schwung an günstigen Titeln versteckte sich sogleich ein mir unbekanntes Spiel mit dem Name Metal Gear Solid. „Tactical Espionage Action” stand da als Untertitel – ich war neugierig! Ein Mann alleine auf einer Mission hinter feindlichen Linien, der sich nur auf seine Fähigkeiten der Tarnung und seine Gadgets verlassen kann. Beinahe Stoff, aus dem Jugendträume sein können. (Die Jugendfreien jedenfalls!) Doch kaum war das gute Stück eingelegt, fing auch schon der Krieg mit meinen Nerven an. Könnt ihr euch noch an den Start des Spiels erinnern? Diese verschneite Helikopterplattform mit den Scheinwerfern und den Lastern? Als jungfräulicher Infiltrator, unvertraut mit dem Konzept des „nicht gesehen Werdens”, war bereits der erste Abschnitt eine Härteprobe der besonderen Art. Erste Wache umgangen – BAM – eine Kamera hat mich entdeckt. F**k! Nächster Versuch. Wache umgangen, Kamera ausmanövriert, fast am Ziel – BAM – meine Fußspuren im Schnee haben mich verraten. F**k. Meine Spuren? Im Schnee!? ECHT JETZT!? Doch trotz all meiner Pannen ließ mich das Konzept nicht los; ich wollte es schaffen, ich wollte es besser machen! Nach gefühlten 15 Neustarts hatte ich den perfekten Weg durch die ersten zehn Minuten von Metal Gear Solid gefunden – und ich liebte dieses undankbare Stück Software über alle Maßen!

Das Remake
Wer noch einen GameCube sein Eigen nennt und bis jetzt keinen Zusammenstoß mit dem Titel hatte, sollte sich das 2004-Remake Metal Gear Solid: The Twin Snakes aus dem Hause Silicon Knights organisieren. Tolle Grafik, neue Zwischensequenzen und einige praktische Features aus Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty runden das Spiel gekonnt ab und machen es zu einer tollen Spielerfahrung – sowohl für Fans als auch Neueinsteiger.

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Geniestreich

Doch abseits des knackigen Schwierigkeitsgrades und der ewig präsenten Notwendigkeit, sich unbemerkt zu bewegen, hat mich das Spiel auf so vielen anderen Ebenen fasziniert, dass es schwer ist, sie hier alle unterzubringen. Hideo Kojima, seines Zeichens Film-Crack par excellance, hat es nämlich geschafft, den Titel nicht nur in seiner Gänze westlicher zu gestalten (was vielen anderen Ostproduktionen bis heute nicht gelingt), sondern in diesen ernsten Situationen immer wieder etwas Auflockerndes und Unerwartetes zu verstecken. So wird mir der arme Soldat, der nackt und bewusstlos in einer Toilette liegt (und im Verlauf der Serie noch eine überaus wichtige Rolle einnimmt!), ewig in Erinnerung bleiben, genau so wie das erste Aufeinandertreffen von Solid Snake und Otacon, der sich ob des Auftauchens von Gray Fox, alias Cyber Ninja, gleich einmal die Hose einnässt. Ebenfalls erinnerungswürdig sind die Bosskämpfe, in denen Snake auf seine ehemaligen Teamkollegen der FOX-Unit trifft. Während jeder Kampf eine ganz spezielle Taktik fordert, glänzen besonders die Charaktere selbst. Es sind vielleicht Bösewichte, aber zum ersten Mal in meinem Dasein als Spieler habe ich verstanden, dass nicht immer alles Schwarz und Weiß ist und warum „die Bösen” tun, was sie tun, welche Motivation hinter ihren Handlungen steht. Ich war schlicht fasziniert von der Geschichte rund um Täuschung, Verrat und Spionage und begeistert von den Nuancen, die darin existieren. Apropos Taktiken: Der wohl coolste Moment in der Spielgeschichte ist sowieso der Bosskampf gegen den Telepathen Psycho Mantis, der plötzlich die Speicherkarte der PlayStation ausliest und gerne mal die Vierte Wand durchbricht. Besiegen konnte man ihn übrigens nur, wenn man das Gamepad in den zweiten Controllerslot wechselte, um zu verhindern, dass Psycho Mantis eure Bewegungen „vorhersieht“.

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Fazit
Metal Gear Solid hat mir gezeigt, dass Spiele mehr sein können, als einfache Gameplay-Mechaniken und zweckmäßige Geschichten. Es war hart, dramatisch, fordernd und ich habe jede Minute in der Haut von Solid Snake geliebt (bis auf die ersten zehn vielleicht). Es war der Anfang einer Faszination, die mich bis heute nicht verlassen hat, und der Beginn einer Serie, die Kojima ein knappes Jahrzehnt später trotz wildester Storytwists und Ereignissen mit Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots zu einem dermaßen perfekten Ende brachte, dass sich so manche Hollywoodproduktion ein Stück davon abschneiden sollte.

Genre: Stealth-Action
System: PSX
Entwickler: Konami
Erschien: 1999

Was sonst noch war 1999

Megafusion
Am 30. November geht in den USA die Fusion von Exxon und Mobile Oil über die Bühne. Mit ExxonMobile ensteht daraufhin das größte Unternehmen unseres Planeten!

Wachstumsschub
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Rückgaben
Während Nordirland nach 27 Jahren britischer Herrschaft seine Autonomie zurückerhält, geht das Las Vegas des Ostens, Macao, in den Besitz der Volksrepublik China über und die USA übergeben den 1914 fertiggestellten Panamakanal an Panama. 12.000 amerikanische Soldaten verlassen daraufhin die Militärbasen entlang des Kanals.

Kartenhaus
Der US-Amerikaner Bryan Berg baut in Berlin aus 91.800 Spielkarten ein 7,71 Meter hohes Kartenhaus mit 131 Stockwerken. Crazy!

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