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Analyse: Warhammer 40K (10. Edition) Was wir bisher wissen

Der Zyklus setzt sich fort

Wer schon lange im Warhammer-Hobby ist, kennt es: alle paar Jahre heißt es Tabula Rasa bei den Editionen der Warhammer-Spiele. Egal ob Warhammer 40.000 oder Age of Sigmar, der Editionswechsel ist unausweichlich wie die Gezeiten. Sogar Nebensysteme wie Blood Bowl oder Horus Heresy sind davor nicht sicher. Früher waren solche Veränderungen sogar von der Community gewünscht, wie in Zeiten von Warhammer Fantasy, in der Hoffnung, dass das die eigene Armee wieder erstarkt und es durch die veränderten Regeln mit anderen Armeen besser aufnehmen können – oder super-starke Armeen einfach generft werden.

In einer Zeit, in der Updates aber super schnell durchs Internet passieren können und Codices oder andere Sourcebooks nicht billiger werden, wünschen sich sicher viele wieder einen längeren Rhythmus zurück und dass ihre Regeln mehr als 3 Jahre gültig sind. Also was erwartet uns beim Editionswechsel genau?

Neue Regeln: Vereinfacht, aber nicht einfach.

Eines der größten Probleme der letzten Editionen von Warhammer 40k war die Einstiegsbarriere. Age of Sigmar hat aufgrund von einfach gestalteter Regeln immer mehr Zuwachs bei vor allem neuen Spielern gewonnen. Dadurch bilden sich immer mehr Spielgruppen und auch die Turnierszene wird wieder viel stärker besucht. Dank Warscrollkarten und allen Regeln in einem Buch, punktet Age of Sigmar bei der Simplizität und Einsteigerfreundlichkeit. 40k hingegen hatte immer ein Komplexitätsproblem. In der 7. Edition war es normal, mit 4 Büchern für die eigene Armee zu einem Turnier zu fahren, um alle nötigen Regeln zur Hand zu haben. Fans hofften, dass die 8. Edition damit Schluss machen würde und am Anfang wirkte es, als wäre das Kunststück geglückt, aber nach den ersten Codices war klar: die erdrückende Masse an Sonderregeln war zurück. Dazu kamen zu sehr vereinfachte Regeln, die viel Raum für Interpretation ließen und somit musste man sich auch durch endlose FAQs durchlesen. Die 9. Edition stopfte zwar diese Löcher, aber ihre Codices waren abermals Armeeregeln in Schichten auf die eigentlichen Regeln gelegt  und dazu kamen Massen an Befehlsoptionen für inzwischen 20 Armeen (Space Marine Variationen nicht eingerechnet! Das wären nochmal 11 zusätzliche Bücher.). Da kann man schnell den Überblick verlieren und für ein Balancing ist es sicher auch nicht praktisch. Für Einsteiger im Besonderen kann diese Menge an Regeln erdrückend wirken, es ist also nicht verwunderlich, dass sie in ihrem Artikel zur neuen Edition schreiben, die Regeln werden: “[…] geradliniger […] – ohne das Spiel zu simpel zu machen.”

Einsteigerfreundlich, aber eine Herausforderung.

Es gilt eine Balance zu finden, zwischen Einsteigerfreundlichkeit und trotzdem ein Spielsystem zu haben, das Veteranen herausfordert. Man will sich ja nicht nach ein paar Partien langweilen, weil es repetitiv oder nicht anspruchsvoll ist. Hierzu zeigte Games Workshop das neue Datasheet Format anhand der Termaganten, die sich in der neuen Starterbox befinden werden. Auf den ersten Blick wirkt es, als würde sich alles ändern und einen gewaltigen Ruck Richtung Age of Sigmar machen. Zum Beispiel ist der Profilwertblock beinahe halb so groß wie früher und die Waffen haben ihre eigene Aufschlüsselung darunter. Dort steht auch, wie gut die Waffen treffen, statt wie früher zu Beginn der Profilwerte. Bei genauerem Hinsehen ist aber klar: alle Profilwerte aus der letzten Edition sind noch da – es ist sogar einer mehr! Die Aufschlüsselung der Waffen, wie gut und wie stark diese treffen, macht es für die Spieler leichter, sich in der Hitze des Gefechts zurechtzufinden. Gleichzeitig ermöglicht es, Waffen und Truppen zu individualisieren. Der geheimnisvollste Wert war aber der neue im Profil: OC. Die Enthüllung ließ auch nicht lange auf sich warten: “Objective Control” heißt er und wird tatsächlich das Zählen der Modelle auf Missionszielen sowohl einfacher, als auch spannender machen, da jedes Modell seinen eigenen passenden Wert haben wird.

Außerdem stellt Games Workshop klar, dass auch die Gefechtsoptionen reduziert werden und nur die charakteristischsten bei den Armeen bleiben. Auch allgemeine Sonderregeln, wie es sie jetzt in Horus Heresy noch immer gibt, kehren zurück. Ein logischer Schritt, da alle Veteranen des Spiels ihre Sonderregeln noch immer bei den alten Namen wie “Deep Strike” oder “Feel no Pain” genannt haben – und neuere Spieler diese auch übernommen haben. Dieser Schritt hilft vor allem, die Armee des Gegners leichter zu verstehen. Auch die allgemeinen Befehlsoptionen werden ähnlich wie bei Horus Heresy oder Age of Sigmar eher Reaktionen auf Aktionen des Gegners darstellen.

Hinfort mit den alten Codices, her mit den Neuen!

Der bitterste Geschmack bei der neuen Edition ist vermutlich, dass bei so vielen Änderungen natürlich die aktuellen Codices bald nicht mehr gültig sind. Armeen wie Astra Militarum und World Eaters haben ihren Codex erst dieses Jahr bekommen und werden diesen bald einmotten müssen, sofern sie ihn nicht als Bilder- und Geschichtenreferenz verwenden wollen. Zwar werden die Regeln zu Beginn der Edition gratis zur Verfügung gestellt in einem Index, aber sicher werden trotzdem einige Spieler verärgert sein. Aber wichtig ist: die alten Armeen bleiben gültig.

Die neuen Codices sollen viel besser strukturiert und kompakter sein. Vielleicht sehen wir sogar eine Rückkehr der dünnen Codices der 3. Edition, die kaum mehr als die Regeln hatten. Viele Fans wünschen sich ohnehin, dass die Codices heruntergebrochen auf das Nötigste sind. Die Armeeregeln sollen tatsächlich über 2 Seiten verteilt sein. Das wäre unglaublich übersichtlich und leichter zu handhaben als die aktuellen Codices. Wichtig wäre aber, dass die Codices genau wie der Index zu Beginn gleichzeitig kommen oder zumindest innerhalb sehr kurzer Zeit, um eine bessere Balance zu gewährleisten. Ein weiterer Vorteil des Index selbst ist aber, dass sich Spielergruppen dazu entscheiden können, auf Codices ganz zu verzichten! So wie es manche Spieler der 6. Edition Fantasy jetzt noch machen, dass sie nur mit den kriegerischen Horden das Spiel spielen, wäre das auch für die 10. Edition eine Option.

Armeekonstruktion ganz neu.

Wie die Armeen zusammengestellt werden, ist ab der 10. Edition auch neu: vorbei die Zeiten der Kontingente! Egal was ihr spielen wollt, ihr könnt es tun. Ihr müsst euch lediglich an die “Regel der 3” halten: kein Datasheet kann öfter als dreimal in der Armee gewählt werden, es sei denn, es handelt sich um Linientruppen. Eine Battle Company Space Marines ist damit noch immer möglich. Der Armeeaufbau ist dem Arks of Omen-Kontingent sehr ähnlich. Dieses hat nämlich auch kaum Einschränkungen und lässt schon jetzt sehr freie Armeen zu – wie zum Beispiel eine Panzerkompanie des Astra Militarum mit drei superschweren Panzern wie dem Baneblade oder dem Shadowsword. Wir können also davon ausgehen, dass wir in Zukunft viele spezielle Armeen wie reine Deathwing- oder Ravenwing-Kompanien, Dämonenmaschinen-Kohorten oder sogar einfach nur die Acht von Farsight am Schlachtfeld sehen werden, die bis jetzt eher bestraft wurden, obwohl sie stylish oder, wie die Veteranen sagen würden, “fluffig” sind.

Wer keine Lust auf große Schlachten hat, kann sich eine Combat Patrol Box schnappen und bemalen und sich mit dieser in die Schlacht stürzen. Die zehnte Edition wird nämlich auch Regeln für diese besondere Art von Schlacht haben. Kleine Schlachten sind ideal um das Spiel zu lernen und sind deutlich weniger einschüchternd. Außerdem kann man schon im Vorhinein sagen, wie die Armee aussehen wird, gegen die man spielt, da die Boxen ja bekannt sind, es gibt also keine Überraschungen. Gerade für kleine, freundschaftliche Meisterschaften im Bekanntenkreis sind solche schnellen Spiele bestimmt auch eine tolle Herausforderung. Es wird sich nur zeigen, wie das Balancing der Boxen in der Zukunft aussehen wird, aktuell wirken die Boxen doch eher unausgeglichen.

Fans der Crusade-Kampagne werden sich übrigens freuen: auch das Kampagnensystem wird weiter Support erhalten.

Was wäre eine neue Edition ohne neue Modelle?

Natürlich kommt die zehnte Edition auch mit einer neuen Starterbox (und hoffentlich auch mit einer Launchbox!) und ein paar Miniaturen daraus hat uns Games Workshop schon präsentiert: neue Termaganten der Tyraniden – bemalt im Schema des Leviathan-Schwarms und Terminatoren der Space Marines. Erstere sind diesmal der Antagonist. Die Schwarmflotte galt auf Baal als vernichtet, aber nun sind sie zurück, noch mächtiger und bereit, das Imperium und alles darin zu verschlingen. Die Terminatoren sind wider erwarten keine reinen Primaris-Terminatoren, sondern lediglich die klassischen Terminatoren mit einem Upscale und einer Politur. So wie es aussieht, bleiben uns die Firstborn-Marines noch eine Weile länger erhalten.

Ein paar Teaser zu weiteren Modellen zeigt uns übrigens das Video zur neuen Edition, in der die Tyraniden die Space Marines ordentlich in die Knie zwingen: in dem Video sieht man unter anderem einen fast klassischen Screamer-Killer Carnifex, ein psionisches Ungetüm, das einen Scriptor in Gravisrüstung bedroht und auch der Apothecarius der Marines trägt eine Gravis Rüstung. Es besteht also eine Möglichkeit, dass diese auch in einer zukünftigen Box enthalten sein werden.

Segen für die Fans oder doch nur Tropfen auf den heißen Stein?

Die neue Edition kommt definitiv zu einem guten Zeitpunkt, auch wenn es schön gewesen wäre, wenn Games Workshop das Versprechen der zwei Jahre ohne neuen Codex, bevor eine neue Edition kommt, wahr gemacht hätte, das kurz vor Corona und dem Brexit gemacht wurde. Aber dann hätten wir auch zwei Jahre auf neue Modelle warten müssen, wie Farsight, Lion El’Jonson oder die neuen Tyraniden. Diese läuten jetzt die neue Edition ein. Die Zukunft wird zeigen, ob das Spiel wirklich wieder einfacher zu erlernen wird oder ob uns die Regelmasse wieder erdrücken wird. Games Workshop hat auf jeden Fall in den letzten Monaten gezeigt, dass sie den Fans zuhören und schon mit einigen Überraschungen aufgetrumpft. So zum Beispiel letztes Jahr, als die Arks of Omen-Bücher angekündigt wurden, erwähnten sie, dass sie verstanden haben, dass die Spieler keine Kampagnen-Bücher mit sich schleppen wollen, wenn sie Matched Play spielen. Es sollten also in ihnen keine für Turniere notwendigen Regeln enthalten sein – und so ist es nun auch bei Arks of Omen. Und wenn sie wirklich auf die Fans gehört haben, dann haben wir womöglich tatsächlich die beste Edition aller Zeiten vor uns.

Welche war eurer Meinung <nach die bisher beste Edition?

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Bilder: © Copyright Games Workshop Limited 2022.

 

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