Vantage Studios ist offiziell: Ubisoft und Tencent bündeln Assassin’s Creed, Far Cry und Tom Clancy’s Rainbow Six
Ubisoft hat seiner im Frühjahr angekündigten, teils von Tencent finanzierten Tochter jetzt einen Namen und einen Startschuss gegeben: Vantage Studios ist seit dem 1. Oktober 2025 operativ und erhält für die drei größten Marken des Publishers weitreichende kreative wie geschäftliche Autonomie. Die neue Einheit umfasst laut Unternehmensangaben Teams in Montréal, Quebec, Sherbrooke, Saguenay, Barcelona und Sofia und soll als erste „Creative House“ den Umbau des Konzerns hin zu mehr Eigenverantwortung vorantreiben.
Was hinter Vantage Studios steckt
Die Tochter bündelt die Entwicklung und das Geschäftsmanagement von Assassin’s Creed, Far Cry sowie Tom Clancy’s Rainbow Six. Ziel ist, schneller und fokussierter auf Spielenden‑Feedback zu reagieren, Live‑Inhalte effizienter zu liefern und Singleplayer‑Erlebnisse qualitativ zu stärken. Intern spricht Ubisoft von einer „Creative House“-Struktur: Marken‑Teams erhalten mehr Entscheidungshoheit, teilen sich aber Technologie, Tools und Support‑Services des Gesamtkonzerns.
Wer das Sagen hat
Geführt wird Vantage Studios von den Co‑CEOs Christophe Derennes und Charlie Guillemot. Letzterer kehrte nach Stationen bei Owlient und dem Indie‑Studio Unagi zu Ubisoft zurück, während Derennes als langjähriger Leiter des erfolgreichen Standorts Montréal gilt. Beide sollen in kreativen wie wirtschaftlichen Fragen die letzte Instanz sein – Tencent fungiert als Minderheitsgesellschafter im Beirat.
Finanzierung und Struktur
Bereits im März hatte Ubisoft den Plan für die neue Tochter erläutert: Tencent investiert rund 1,16 Milliarden Euro und hält damit 25 Prozent an der Gesellschaft. Der Rest verbleibt bei Ubisoft. Offiziell ist Vantage Studios weiterhin Teil der Ubisoft-Gruppe, agiert aber eigenständig bei Roadmaps, Monetarisierung und Markenführung der drei Serien. Laut mehreren Berichten arbeiten in Summe rund 2.300 Mitarbeitende in den genannten Studios unter dem Dach von Vantage Studios.
Was das für Spielerinnen und Spieler bedeutet
Kurzfristig ändert sich an den veröffentlichten Spielen nichts. Mittel‑ bis langfristig könnte die neue Struktur aber spürbar werden: Mehr Autonomie der Reihenverantwortlichen verspricht klare inhaltliche Visionen, kürzere Wege für Patches, Balance‑Anpassungen und Live‑Operationen sowie gezieltere Singleplayer‑Investments – ohne auf technische Synergien des Konzerns zu verzichten. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, wie sich die stärkere Eigenständigkeit auf Veröffentlichungsrhythmen, DLC‑Politik und mögliche Free‑to‑Play‑Touchpoints auswirkt.
Einschätzung der SHOCK2-Redaktion
Die Konsolidierung der drei Flaggschiffe unter Vantage Studios ist ein deutliches Signal nach innen wie außen. Einerseits schafft Ubisoft Klarheit in der Verantwortung für seine wichtigsten Marken und verschafft sich dank des Tencent-Einstiegs finanzielle Luft. Andererseits stehen die anderen Reihen – von Just Dance über The Division bis Ghost Recon – nun im Schaufenster für ähnliche „Creative Houses“. Ob und wie schnell die neue Struktur greift, wird sich an kommenden Roadmaps, der Kadenz neuer Inhalte und der Qualität künftiger Singleplayer‑Teile messen lassen.
Mit Vantage Studios startet Ubisoft ein Experiment in großem Maßstab: Maximale Markenfokussierung bei gleichzeitigem Rückgriff auf gemeinsame Technologien. Für Fans von Assassin’s Creed, Far Cry und Tom Clancy’s Rainbow Six heißt das vor allem: Die nächsten Weichenstellungen fallen nicht mehr in einer fernen Zentrale, sondern direkt dort, wo die Spiele entstehen – in den Teams, die sie seit Jahren prägen.




