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The CW: Darum kam das Aus für Batwoman, Legends, Legacies und viele mehr

Die TV-Landschaft verändert sich

In den letzten Tagen berichteten wir schon, dass der US-Sender The CW die beiden Arrowverse-Serien Batwoman und Legends of Tomorrow einstellt – und zuletzt sogar von der großen Einstellungswelle, bei der im Rahmen der Upfronts innerhalb weniger Stunden eine Vielzahl an Serien (senderübergreifend) eingestellt wurden. Nun hat der Hollywood Reporter eine Analyse veröffentlicht, warum The CW, bislang ein relativ sicherer Hafen für Serien mit niedrigen Ratings, diesmal so viele Serien abgesägt hat. Und die Gründe sind zumindest teilweise überraschend, zeigen aber auf jeden Fall, wie sehr sich das Fernsehbuisness in den letzten Jahren gewandelt hat.

The CW entstand 2006 als Joint Venture von CBS Entertainment und Paramount Global als Fusion der beiden Sender UPN und The WB. Die Idee war von vornherein, den Sender weniger eigenständig profitabel zu betreiben, sondern ihn über Umwege rentabel zu machen. Beide Studios platzierten günstige gescriptete Serien (und auch hier nur eingeschränkt auf gewisse Tage und weniger Sendeslots als die Konkurrenz); es machte dabei den dahinter stehenden Firmen nichts aus, dass der Sender (auch aufgrund einer relativ kleinen Zahl an Stationen, die den Sender ausstrahlten) nie profitabel war – das Geld sollte durch den Verkauf der internationalen Ausstrahlungsrechte entstehen. Noch lukrativer wurde The CW dann 2011, als man einen Deal über eine Milliarde Dollar mit Netflix schloss. Dadurch konnten einerseits mehr und mehr Programme gestartet werden, aber auch bisher ungenutze Sendetermine belegt werden. Gleichzeitig hieß es auch, dass Quoten nicht mehr relevant waren – wichtig war, was auf dem interantionalen Markt und auf Netflix funktionierte. Das beste Beispiel hierfür war wohl der Reboot von Dynasty, der trotz der schlechtesten Quoten einer gescripteten Serie auf einem Sender über fünf Staffeln lief – weil der Deal mit Netflix so profitabel war.

Und warum nun die Kehrtwende? Das zeigt, wie sich die Fernsehlandschaft verändert hat. Während die Führungsetage von The CW wie bisher weitermachen wollte, haben die Besitzer des Senders neue Schwerpunkte gesetzt. Warner Bros Discovery (zu dem CBS gehört) und Paramount Global betreiben ihre eigenen Streaming Services (HBO Max und Paramount+) und wollen diese auch auf dem internationalen Markt platzieren. Das bedeutet, dass weder der Deal mit Netflix im Interesse der Besitzer war (und 2019 beendet wurde) noch der Verkauf von internationalen Rechten (schließlich will man die Serien dann global auf dem Service anbieten). Dadurch wurde das Geschäftsmodell von The CW schlagartig umgekrempelt und viele Serien nicht mehr profitabel. Dazu kommt, dass nun auch die Zukunft des Senders selbst in Frage steht und die Besitzer verkaufen wollen – vermutlich an das Sendernetzwerk Nexstar, denen einen Großteil jener Stationen gehören, die The CW momentan ausstrahlen. Dadurch wird es plötzlich doch deutlich relevanter, wie die Quoten der Serien aussehen, um Werbekunden anzulocken – kein Wunder, dass Serien mit niedrigen Zahlen nun auch keine Chance mehr haben. Dennoch spielt auch Streaming eine Rolle in der Zukunft – The CW streamed nämlich in den USA über die eigene Webseite und CW Seed.

Und falls euch das alles zu kompliziert und wirtschaftlich ist – manchmal sind die Gründe für eine Einstellung noch trivialer. Laut einiger Quellen wurden Batwoman und Legends of Tomorrow auch deshalb beendet, weil Warner die Studiomiete nicht mehr zahlen wollte. Die dahinter stehende Deadline (eine Verlängerung wäre mit 1. Mai notwendig gewesen) erklärt zumindest, warum das Aus für diese Serien vor den anderen Absetzungen bekannt gegeben wurde.

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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