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Review: Tenet

James Bond meets Marty McFly

Ob Tenet, der elfte Film von Star-Regisseur Christopher Nolan, die durch das Corona Virus angeschlagenen Kinos wirklich retten wird ist natürlich noch nicht bekannt, dass der Film das Potential dazu hat jedoch schon. Die Kamera überantwortete Nolan im Mai 2019 ein weiteres Mal Hoyte von Hoytema, mit dem er schon Dunkirk und Interstellar gedreht hat, die Musik komponiert Ludwig Göransson, der zuletzt den Oscar für Black Panther abräumen konnte. Einige coronabedingte Verschiebungen und 225 Millionen Dollar später startet Tenet am 26. August in unseren Kinos, und das sogar noch bevor er in den USA anläuft.

Der Protagonist, gespielt von John David Washington – bekannt aus BlacKkKlansman, begegnet bei einem vermeintlichen Anschlag auf ein Opernhaus in der Ukraine gleich zu Beginn auf eine Zeit-Anomalität. Und wie das Schicksal so will führt ihn jener Auftrag in der Oper zu jenem Wissen, dass aktuell zeitmässig einiges schief läuft, sich der dritte Weltkrieg ankündigt, dieser jedoch mit etwas weitaus schlimmerem geführt wird als Nuklearwaffen. Zum Beispiel tauchen vermehrt Objekte auf die „invertiert“ sind, für die die Zeit also rückwärts läuft und die darum etwas anders funktionieren als wir das eben gewohnt sind.

Mit Hilfe von Neil (Robert Pattinson) und dessen Kontakten macht sich der Protagonist (ja, er wird wirklich nur so genannt) nun auf die Suche des Ursprungs der Bedrohung, kommt bei seinen Recherchen mit dem ruchlosen Waffenhändler Andrei Sator (Kenneth Branagh) in Kontakt, reist dabei um die halbe Welt und versucht nicht weniger als die Zukunft der Menschheit zu sichern. Das er es hierbei mit Gegnern in anderen Zeitebenen zu tun bekommt, welche sich in der Zeit rückwärts bewegen, macht seine Mission nicht gerade leichter.

Bombast mit Hirnschmalzanspruch

Wenn man Tenet eines nicht nachsagen kann, dann das er in den 150 Minuten irgendwelche zähen Passagen hätte. Die Schlagzahl in Christopher Nolans neuem Werk ist derart hoch, dass man von der ersten bis zur letzten Minuten kaum Zeit zum durchatmen bekommt. Und wenn es dann doch ein wenig ruhiger wird, darf man sich der locker, sympathischen Art von John David Washington erfreuen, der James Bond in Sachen Charme und lässigen Sprüchen in nichts nachsteht.

Auch die anderen Darsteller wissen zu überzeugen: Ob nun der mysteriöse Neil als Komplize des Protagonisten oder der eiskalte Kriminelle Andrei Sator, der Regierungen gegeneinander ausspielt und sein ganz eigenes Ziel verfolgt, die Mimen liefern durch die Bank tolle, glaubwürdige Arbeit ab.

So toll die Schauspielleistungen sind, so beeindruckend sind auch die gebotenen Bilder, ob nun bestimmte Kameraeinstellungen, Landschaftsaufnahmen oder Actionsequenzen, hier wird wirklich ganz großes Kino geboten. Der Sound, insbesondere die Musik während der Actionszenen stehen der Bildgewalt in nichts nach. Fette Beats jagen die Helden durch verschiedenartigste Locations und setzen so die Zuschauer einem Stresslevel aus, dass einen nicht nur durch das IMAX-Format hautnah am Gebotenen teilhaben lässt.

All das wären perfekte Zutaten für anspruchsloses Popcorn-Kino, Hirn aus, Action und coole Sprüche an, danke Wiedersehen. Nicht mit Tenet! Ich zitiere hier mal eben einen filmschaffenden Freund: „Nolans Filme wollen immer intelligenter sein, als sie eigentlich sind.“ Das würde ich Tenet nicht einmal unterstellen, in dem Fall glaube ich sogar der Film ist so intelligent, ich bin es nur leider nicht. Die Prämisse ist klar, die übergeordnete Story auch, so komplex ist sie nun auch wieder nicht, einiges sollte man wohl besser auch nicht hinterfragen, verstanden habe ich trotzdem nicht alles. Nicht nur durch das hohe Tempo, nicht nur durch verschiedene Zeitebenen und Reisen durch die Zeit, so manches habe ich einfach nicht mitbekommen, im ersten Moment falsch verstanden oder aufgrund der nicht endenden Action nach kurzer Zeit schon wieder vergessen.

Nun könnte man versuchen das einfach auszuklammern und zu genießen was gerade geschieht, was aber wirklich nicht leicht fällt, wenn teilweise Grundlegendes fehlt. Vielleicht fällt das leichter wenn man sich nach dem Film mit Freunden austauschen, alles nochmal Revue passieren und zusammenfassen kann. Ich bin ehrlich, ich muss den Film mindestens ein zweites Mal sehen um alles zu verstehen. Im Nachhinein wurde zwar einiges klarer, aber während der Vorführung hatte ich dann doch einige Hänger. Nichts desto Trotz ist Tenet ein hervorragender Film der alles bietet was ein sehr guter, wenn auch nicht anspruchsloser Kinobesuch braucht.

Pros

+ sehr sympathischer und cooler Hauptdarsteller
+ bildgewaltige Action
+ dröhnende Bässe, nicht nur während der Kampfszenen

Cons

– sehr komplexe Handlung
– Kämpfe manchmal etwas hektisch

Fazit

Wertung - 8

8

Action-Kino mit Anspruch

Wer sich Hirn-aus Popcorn-Kino erwartet wird überrascht sein, wieviel Tenet den Kinobesuchern tatsächlich abverlangt. Geboten wird tolle Hollywood Action, eine interessante, wenn auch teilweise unnötig komplizierte Story und einige spannende Wendungen. Auf jeden Fall ein Grund ins Kino zu gehen.

Kurzinformationen
Filmstart: 26. August 2020
Filmlänge: 150 Minuten
Land, Jahr: USA, 2020
Genre: Action
Regie: Christopher Nolan

 

 

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