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Special: Die erste Xbox (Teil 1: Die Hardware)

Heute am 15. November 2021 feiert die erste Xbox ihr 20. Jubiläum. Wir blicken auf die Konsole, die frischen Wind in die Videospielindustrie gebracht hat!

Zwar hatte Microsoft schon Betriebssysteme für SEGA Saturn/SEGA Dreamcast mitentwickelt und seit einigen Jahren auch erfolgreich PC-Spielehardware sowie PC-Spiele einiger zugekaufter Games-Schmieden vermarktet, damit dass der Sofware-Gigant aus Redmond wirklich ein eigenes Videospielesystem bauen würde, rechnete Ende der 1990er-Jahre, als die ersten Gerüchte durchsickerten, aber wohl kaum jemand. Gerade erst hatte man mit DirectX eine Schnittstellen-Sammlung in das Windows-Betriebsystem eingebaut, das Grafik, Sound und vor allem die 3D-Leistung auf den Heimcomputern auf ein neues Level hievte. Microsoft investierte in Spielefirmen wie FASA (Mechwarrior), Ensemble Studios (Age of Empires) Digital Anvil (die Firma von Wing Commander-Schöpfer Chris Roberts) und natürlich in die bisher vor allem für ihre Mac-Games bekannten Bungie Studios. Eigentlich war es nur ein kleiner Schritt, eine tolle Konsole mit der DirectX-Technologie und normalen PC-Bauteilen zu bauen. Nun, ganz so einfach war es dann doch nicht, denn eine Konsole ist eben kein PC. So sollten noch einige Monate ins Land ziehen, bis die finale Xbox-Hardware gefunden war und vor allem Bill Gates (siehe Infokasten) von dem Projekt überzeugt wurde. Der Name Xbox war eigentlich nur der Arbeitstitel für „DirectX Box“ wurde jedoch von Presse und Spielern so gut angenommen, dass er schon bald nicht mehr wegzudenken war.

Das Xbox Dashboard wurde im laufe der Zeit grafisch angepasst.

In den USA wurde die Konsole am 15. November 2001 veröffentlicht, Japan folgte am 22. Februar 2002 und am 14. März 2002 endlich auch Europa. Die Start-Titel waren u. a. Halo: Kampf um die Zukunft, Amped: Freestyle Snowboarding, Dead or Alive 3, Project Gotham Racing und Oddworld: Munch’s Oddysee. Die Titel zeigten schon deutlich die Hardware-Power der neuen Konsole sowie auch die Finanzkraft von Microsoft. Halo stammte vom hauseigenen Bungie Team und auch die anderen Spiele hatte man sich exklusiv gesichert – so war das neue Oddworld eigentlich eines der heißesten Games für die Launchphase der PlayStation 2 gewesen. Vor allem in Europa war der Start des Geräts jedoch ein Megaflop, was wohl auch auf den im Vergleich zur USA um 70%(!) höheren Preis zurückzuführen ist, denn mit diesem Schritt machte man sich nicht nur die Spieler, sondern vor allem auch den heimischen Handel zum Feind. Microsoft muss schnell reagieren und den Preis senken: Kostete das gerät Anfangs 479 bis 540 Euro, so wurde die Xbox schon wenige Monate später auf 379 Euro gesenkt und noch vor ihrem ersten Geburtstag bekam man sie bereits für 249 Euro. Ein weiterer Wermutstropfen war, dass das Gerät, anders als der direkte Mitbewerber PlayStation 2, in der Grundausstattung keine DVD-Filme abspielen konnte – dafür waren eine eigene Fernbedienung und ein Infrarot-Dongle notwendig, der den benötigten Videocodec freigab.

Besonders beliebt ist die Xbox mit dem grünen oder weissen transparenten Gehäuse.

Immerhin technisch war die Xbox allen anderen Konsolen ihrer Generation überlegen: Das Rechenherz der etwas klobigen schwarzen Box bildet ein modifizierter Intel Mobile Celeron/Pentium III Prozessor, der mit 733 Mhz ordentlich Dampf unter der Haupe hat. Neben dem schnellen 64MB-Hauptspeicher war vor allem noch der nitrierte Grafikchip zu beachten; der von Nvidia entwickelte Geforce-3-Kern war mit 233 MHz getaktet und beherrschte Auflösungen von bis zu 1080p (1920×180 Bildpunkte) – so wurden schon in der zweiten Welle der Xbox-Spiele HD-Auflösungen von 720p unterstützt. Auch Im Audio-Bereich grub der Xbox niemand das Wasser ab: 5.1-Dolby-Digital-Soundtracks gehörten schon bald zum sprichwörtlichen guten Ton. Neu für eine Konsole war auch die eingebaute Festplatte, auf der sich neben Spielständen auch beliebige Audio-CDs ablegen ließen, die man später in den Games auch als Soundtrack verwenden durfte.

It’s good to play together

Neben der breiten Palette an erstklassigen Action- und Rennspielen setzte die Xbox vor allem im Bereich der Online-Games Maßstäbe. Der eingebaute Netzwerkadapter ermöglichte der Konsole Zugang zum Breitbandinternet und damit ab 12. November 2002 für eine Grundgebühr von rund 60 Euro pro Jahr auch zu Xbox Live – noch nie war es so einfach gewesen, gegen andere Spieler online anzutreten. Das im Xbox Live Starterpack beigelegte Mikrofon ermöglichte zudem Sprach-Kommunikation in allen Live-Titeln. Bis 2005 gab es zwei Millionen registrierte Xbox-Live-Spieler. Aber viel wichtiger noch: Microsoft konnte mit Xbox Live sehr viele Erfahrungen sammeln. Von diesem Vorsprung im Online-Gaming-Bereich profitierte man später bei der Xbox 360, die inkl. einer frühen Version der Xbox Live Arcade kam, die damals noch von einer Disc aus gestartet wurde.

xboxcommunicator02; Im Xbox Live Starter-Paket war auch der Xbox Communicator enthalten…

Trotz des teilweise sehr aggressiven Marketings vieler guter Spiele blieb der große Erfolg der ersten Microsoft-Konsole allerdings verwehrt; bis zum Schluss kämpfte man mit Nintendos Gamecube um den 2. Platz in sechsten Konsolen-Generation, ohne auch nur in die Nähe der PlayStation 2 zu kommen, die auch heute noch verkauft wird. Bis zum frühen Ende der Konsole 2005 wurden knappe 25 Millionen Grundgeräte verkauft. Vor allem im asiatischen Raum inkl. Japan, mit nur 1,8 Mio verkauften Geräten, darf die Xbox ohne jeden Zweifel als Misserfolg bezeichnet werden. Insgesamt musste Microsoft mit der Entwicklung, der Produktion und dem Verkauf der Xbox einen Verlust von rund vier Milliarden Dollar abschreiben – und mit dem Erscheinen der Xbox 360 war das jähe Ende der Konsole besiegelt: Sorgten die Third-Party-Entwickler noch einige Monate für Spiele-Nachschub, so brachte Microsoft selbst keine Spiele mehr auf den Markt und konzentrierte sich voll auf die nächste Generation. Schon kurze Zeit später brachte kaum noch ein Hersteller Spiele für das Gerät; im August 2008 erschien zumindest noch in den USA mit Madden NFL 09, das letzte Xbox-Spiel, das veröffentlicht wurde. Am 2. März 2009 endete offiziell der Support der Xbox bei Microsoft.

Das erste CONSOL-Team feiert in der Xbox-Diskothek in Wien am 14. März 2002 den Europastart der Microsoft Konsole! (v.l.n.r. Stefan Rosnitschek, Georg Lechner, Michael Furtenbach, Gregor Gruber)

Xbox = Dreamcast 2?

Nach dem sekundären Betriebssystem für den SEGA Saturn lieferte Microsoft für das Dreamcast Windows CE inkl. DirectX 6. Die Entwickler hatten so die Möglichkeit, außer Spiele für das native SEGA-Betriebssystem mit relativ wenigen Ressourcen ebenso beliebte PC-Games umzusetzen. Doch nicht nur dieses Strategie führte die Xbox erfolgreich weiter, auch SEGA war mit dem eingebauten Modem und ihrer Dreamcast-Arena ein Vorreiter im Bereich des Online-Gaming – genau wie später die Xbox mit Xbox Live. Viele nicht-veröffentlichte geplante Dreamcast-Titel, wie Gun Valkyrie oder Panzer Dragoon Orta, erschienen letztendlich exklusiv für die Xbox; selbst das Dreamcast-Vorzeige-Projekt Shen Mue 2 wurde umgesetzt und Sega´s Metropolis Street Racer als Project Gotham Racing fortgesetzt. Im Vorfeld des Konsolen-Starts gab es immer wieder Gerüchte darüber, dass SEGA ein Abkommen mit Microsoft hätte, die Xbox womöglich abwärtskompatibel zum Dreamcast sein würde, oder SEGA sich exklusiv als Tochterunternehmen an Microsoft binden würde. So fanden viele SEGA-Fans eine neue Lieblingskonsole und die Xbox wurde zwar nicht Dreamcast 2, das Dreamcast jedoch nachträglich zu einer Art Xbox 0,8 ernannt.

Der Prototyp

Als Bill Gates persönlich im Frühjahr 2000 auf der Game Developers Conference in San José (USA) bekannt gab, dass Microsoft mit einer eigenen Konsole in die Videospiele-Industrie einsteigen würde, sah der erste Prototyp in keinster Weise so aus wie später die Konsole in den Verkaufsregalen: Alle Komponenten waren damals noch in einem silbrig leuchtenden „X“ untergebracht.

Das Team

Bild: Gemeinsam mit Xbox Papa Seamus Blackley (rechts) präsentiert Bild Gates stolz den Prototypen.

Ende der 1990er-Jahr arbeite Seamus Blackley an DirektX, als ihm zusammen mit Kevin Bachus die Idee kam, mit dieser Idee die Grundlage für eine Konsole zu schaffen. Gemeinsam mit J. Allard (war zuvor etwa für den Internet Explorer verantwortlich) und Ed Fries (Chef der Microsoft Game Studios) erstellten sie das Konzept für die Xbox und stellten es Bill Gates vor. Bis zum Erscheinen der Konsole im Jahr 2002 musste viel Entwicklung- und Überzeugungsarbeit geleistet werden; das Xbox-Kern-Team wurde schon bald mit Horace Luke (Creative Director), Chanel Summers (Audio Manager) und natürlich Robbie Bach (Xbox Manager) komplettiert.

Der Controller

Ähnlich wie das Design der Konsole fiel auch das des Controllers aus: Massiv! Als klobig und schwer war das Xbox-Joypad schon bald verschrien; dabei fielen auch schnell einige Gemeinsamkeiten mit dem Dreamcast auf, nicht zuletzt durch die beiden Erweiterungsschächte, die Speicherkarten oder Zubehör direkt im Controller unterbringen ließen. In Japan lieferte man schon zum Start der Konsole das deutlich kleinere und Formschönere S-Pad aus; erst nach Protesten der amerikanischen und europäischen Spieler wurde diese handlichere Variante jedoch der weltweite Xbox-Standard. An einigen Kleinigkeiten merkte man allerdings schnell, dass sich Microsoft bei der Entwicklung mit den Bedürfnissen der Spieler durchaus beschäftigt hatte – so boten die Xbox-Controller drei Meter lange Kabel und einen praktischen Steckschutz, der verhinderte, dass die Konsole zu Boden fällt, wenn man über das Kabel stolpert.

 

 

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