Serien-Review: Star Wars: Skeleton Crew (Ersteindruck)
Möge die Macht mit der Jugend sein
Ein paar Jugendliche im lähmenden Schulalltag; ein großes Abenteuer, als ein Geheimnis entdeckt wird, das man selbstverständlich vor den Erwachsenen verbergen muss – bis es Konsequenzen gibt, die die Kinder wohl nie erahnt hätten. Diese Formel wurde spätestens mit The Goonies etabliert, aber mittlerweile auch sehr oft erfolgreich imitiert (denken wir nur an Stranger Things). Doch kann diese Art von Story auch in der weit, weit entfernten Galaxis des Star Wars-Universums funktionieren, wo das Leben von Kindern und Jugendlichen bislang eher eine Fußnote (Ausnahmen wie Anakin oder Ahsoka bestätigen die Regel) war? Wir haben drei Folgen von Star Wars: Skeleton Crew vorab gesehen.
Schulalltag im Star Wars-Land
Habt ihr euch schonmal gefragt, wie Jugendliche im Star Wars-Universum aufwachsen? Nun, zumindest auf dem Planeten At Attin erinnert der Alltag durchaus an jenen an einer amerikanischen Highschool, wie wir sie aus vielen anderen Serien kennen: Am Morgen geht es per Bus in die Schule, wo das Lernen und die Vorbereitung auf alles entscheidende Prüfungen den Tagesinhalt darstellen – und die Eltern mehr oder weniger Druck auf ihre Sprösslinge machen, nicht die Zukunft aus den Augen zu verlieren. Dass es sich hier um einen Planeten im Universum des größten SciFi-Märchens der Mediengeschichte handelt, merkt man nur an Kleinigkeiten: Ein RX-Droide (bekannt aus Star Tours) fungiert als Fahrer eines futuristischen Busses, die Lehrinhalte sind für uns vor allem Technobabble, und auch der Einsatz von Droiden als Lehr- und Aufsichtskräfte zeigt, dass wir eben nicht in unserer Welt sind. Auch die Fahrräder, die zu jedem Film im Goonies-Stil gehören, haben hier ein futuristisches Update erhalten. Dennoch wirkt das Leben auf At Attin erstaunlich banal und (vor allem im Vergleich zu unserem Leben) normal.
Lost in Space
Diese Einfachheit ändert sich für unsere vier Hauptfiguren allerdings unerwartet plötzlich: Wim, der in seinen „Comics“ alte Jedi-Geschichten nachliest und schon mal mit seinen Action-Figuren Lichtschwertduelle nachstellt (hier mussten wir kurz an Spaceballs denken), findet bei einer unfreiwilligen „Abkürzung“ durch die Wildnis eine im Boden vergrabene Luke. Er, sein bester Freund Neel, sowie die findige Bastlerin KB und die toughe Fern gelangen durch diese in ein altes Raumschiff, das sich knapp danach auf den Weg ins All macht, einen Hyperraum-Sprung hinlegt und die Kinder im Unbekannten stranden lässt. Ob es ihnen gelingt, den Weg nach Hause zu finden?
Fluch der Star Wars-Karibik
Zusätzlich zu den Goonies, greifen die Macher (darunter Jon Watts, Regisseur der MCU-Spider-Man-Filme) offensichtlich auf Piratenfilme als Inspiration zurück. Schon der Text zu Beginn der ersten Folge spricht von der Star-Wars-Version von Freibeutern, und noch bevor wir unsere jugendlichen Helden treffen, wird ein Piratenüberfall gezeigt, der sich filmisch deutlich an der ersten Szene aus „Eine neue Hoffnung“ orientiert – und vielleicht für die Ausrichtung der Serie auf ein jüngeres Publikum etwas brutal geraten ist. Ohne ins Detail zu gehen, wird das Piratenthema in den späteren Folgen dann noch deutlich mehr vertieft, woran auch einige weitere Charaktere, darunter der einäugige Droide SM-33 und der undurchsichtige Jod Na Nawood, gespielt von Jude Law, „schuld“ sind. Das Resultat dieser unterschiedlichen Inspirationsquellen ist eine ungewöhnliche Star Wars-Serie, die sich eigentlich zunächst wie eine Goonies-Hommage, dann wie eine Piraten-Serie im Weltall und erst in letzter Konsequenz wie ein Teil der Star Wars-Saga anfühlt. Das macht die Serie einsteigerfreundlich und sogar – mit wenigen Einschränkungen – kindertauglich. Vorwissen ist hier nämlich kaum vonnöten, dafür die jugendlichen Protagonisten klare Sympathieträger.
Aber die Fans?
Doch wie werden die Fans auf die Serie reagieren? Das ist natürlich schwer abzusehen, aber versuchen wir eine Einschätzung: All jene, die Star Wars unbedingt „erwachsen“ erleben wollen, müssen wohl auf eine andere Serie warten. Hier steht die Jugend im Fokus, dementsprechend leicht und flapsig ist der Ton. Auch viele klassische Themen der Star Wars-Reihe – der Jedi-Orden, die Macht, die politische Ordnung (die Serie spielt zur Zeit der neuen Republik, ungefähr gleichzeitig mit The Mandalorian und Ahsoka), Kopfgeldjäger oder Piloten – stehen hier (bislang?) nicht im Fokus. Auf der anderen Seite macht die Serie dann doch einiges, um in die für das Universum unübliche Geschichte Star Wars-Feeling einzubauen. Euch erwarten mehrere Easter Eggs, dazu die typische Optik – und auch die Sound- und Musikkulisse erinnert sofort an den Stil der Saga. Und wenn man dann noch bedenkt, dass George Lucas seine Filme immer für ein junges Publikum gemacht hat, wirkt die Serie vielleicht nicht im Detail, aber zumindest im Spirit plötzlich passender zu den Ursprüngen der Sternensaga, als es viele andere Projekte in der weit, weit entfernten Galaxis in den letzten Jahren waren …
Ersteindruck (Florian)
Insofern muss man der Serie zumindest eins zugestehen: Hier haben wir es einerseits mit einem neuen Ansatz zu tun, eine Star Wars-Geschichte zu erzählen und frischen Wind in das Sternenmärchen zu bringen, der gleichzeitig zu dem passt, was der Krieg der Sterne einmal war. Nein, das Resultat wird nicht allen gefallen, aber zumindest verzettelt man sich nicht beim Versuch, es jedem recht zu machen, konzentriert sich primär auf eine Zielgruppe – und hofft dabei natürlich, ein breiteres Publikum mitzunehmen. Ob es optimal war, das in Serienform zu lösen? Fraglich. Ursprünglich wurde Skeleton Crew nämlich als Kinofilm konzipiert, erst der Erfolg von Disney+ ließ die Verantwortlichen den Schwenk zur Serie durchführen. Das gibt uns zwar einerseits die Gelegenheit, unsere Charaktere besser kennenzulernen (wobei die Serie bislang nicht alle Teile des Quartetts gleichmäßig in den Fokus stellt, sondern zwei Figuren deutlich mehr ins Rampenlicht setzt als die andren), sorgt aber andererseits für kleinere Längen, die man trimmen hätte können. Dennoch: Wer bereit ist, sich auf etwas Neues im Star Wars-Universum einzulassen, findet hier ein spannendes Experiment – ob es am Ende auch so aufgeht, wie es die Macher hoffen, werden die kommenden Episoden (die erste Staffel soll acht Ausgaben umfassen) weisen.
2. Meinung (Michael)
Ich höre schon den einen oder anderen sagen „ja, aber ist das denn noch Star Wars“. Ich würde dies klar mit Ja beantworten: Es ist diese Art von Star Wars, mit der ich auch aufgewachsen bin. Serien wie Droids und Die Ewoks, Filme wie Karawane der Tapferen und ähnliche Projekte, über die manche jetzt ebenfalls die Augen verdrehen, aber und damals begeistert haben. Mit dem Unterschied, dass viele der damaligen Star Wars-Produktionen für Kinder sehr günstig fürs TV entstanden, Skeleton Crew jedoch mit viel Liebe zum Detail produziert. Die Mischung aus den Goonies, Pirates of the Caribbean und Star Wars sprüht nur so vor dem Charme der 1980er Jahre und jeder Menge Anspielungen auf die damaligen Produktionen. So haben auch die Fans von damals immer wieder Highlight-Momente bei der Serie, die sonst klar an ein jüngeres Publikum richtet. Mein größter Kritikpunkt wäre jedoch, dass ich bereits nach drei Folgen das Gefühl habe, dass ich lieber einen 2-Stunden-Film gesehen hätte als die achtteilige Serie. Jetzt bleibt nur die Hoffnung, dass die Serie in den restlichen Folgen vielleicht sogar noch etwas anzieht und vor allem auch noch Überraschungen bereithält.