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Serien-Review: Agatha All Along (spoilerfrei)

Eine zauberhafte Hexe?

Nach dem Ende von WandaVision war wohl eines klar: Wir haben die Hexe Agatha Harkness nicht zum letzten Mal im MCU gesehen. Nun startet mit Agatha All Along eine Serie auf Disney+, die sie nicht nur zur Hauptrolle macht, sondern auch sonst gleichzeitig an WandaVision anschließt und dann doch ihr eigenes Ding macht. Wir haben die ersten vier Folgen (von neun) gesehen.

Zero to Witch-o

Wir erinnern uns: Am Ende von WandaVision war die Gegenspielerin Wanda Maximoffs ihrer Zauberkräfte beraubt und scheinbar permanent in ihre gefälschte Westview-Persona Agnes verwandelt worden. Agatha All Along knüpft mehr oder weniger unmittelbar (wenn auch auf überraschende Art und Weise) an diesem Punkt an, sodass man für einen Moment wirklich das Gefühl hat, Agatha wäre eigentlich WandaVision Staffel 2 (was es aufgrund ähnlicher Locations und einiger wiederkehrender Figuren auch sein könnte). Spätestens in der zweiten beziehungsweise dritten Folge entwickelt die Serie dann allerdings eine eigene Identität, wenn (wie aus dem Trailer schon bekannt) Agatha einen Hexenzirkel um sich scharrt, um mittels einer mysteriösen Prüfung ihre Kräfte zurückzubekommen. Auf weitere Details wollen wir hier auf keinen Fall eingehen, denn wie sich die Serie zumindest in den ersten drei Folgen immer wieder neu erfindet und einen neuen Tonfall anschlägt, erinnert nicht nur positiv an die ersten Ausgaben von WandaVision (ohne deren Stil zu kopieren), sondern ist auch durchwegs überraschend. Hoffen wir nur, dass Agatha die Trendwende ins Negative aus ersterer Szene erspart bleibt.


Something wicked this way comes!

Auch wenn der Ausgangspunkt der Serie ganz klar WandaVision ist, entwickelt sich die Serie innerhalb weniger Folgen in Richtung eines Abenteuer-Kammerspiels – was den Darstellern (oder eigentlich müsste man hier vor allem „Darstellerinnen“ sagen) viel Raum gibt, um ihre Figuren zu entwickeln. Allen voran muss hier natürlich Kathryn Hahn erwähnt werden, die ihre Agatha nun deutlich facettenreicher ausbauen kann – was durchaus passend ist, wenn man die Comic-History der Figur betrachtet – und dabei offensichtlich einen Heidenspaß hatte. Aber auch Joe Locke (Heartstopper) als Hexenfanboy „Teen“, Aubrey Plaza als Rio Vidal und Broadway-Superstar Patti LuPone als Lilia Calderu machen viel aus ihren Szenen, während andere Figuren (noch) nicht den Platz hatten, sich so richtig zu etablieren. Das ist allerdings in einer Serie, die sich gleich um einen ganzen Hexenzirkel dreht, wohl zu erwarten und wird sich im Laufe der nächsten Folgen hoffentlich noch ändern. Das Casting der  bekannten Broadway-Sängerin LuPone hat übrigens (abgesehen von ihren Qualitäten als Darstellerin) vielleicht auch damit zu tun, dass Musik eine gewisse Rolle in dieser Show einnimmt. Nein, wir erreichen hier nie die Dimensionen des singenden Volkes aus The Marvels, aber zumindest einzelne Gesangeseinlagen sind – durchaus sinnvoll – in die Handlung eingebaut. Die Songs stammen übrigens wie schon bei WandaVision von Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez – also jenem Duo, das auch die Lieder von „Die Eiskönigin“ komponierte.

Fazit

Nach vier gesehen Folgen kann ich zwei Dinge festhalten. Erstens: Agatha All Along macht Spaß, und ich möchte wissen, wie es weitergeht – etwas, was ich bei den letzten Marvel-Serien nicht immer sagen konnte. Zweitens zeigt sich aber, was für eine ramponierte Reputation die MCU-Serien mittlerweile bei mir aufgebaut haben: Nach vier Folgen hoffe ich nämlich eigentlich nur „bitte verbockt es jetzt nicht, denn das könnte gut werden!“. Denn die Abenteuer von Agatha und ihrem Hexenzirkel, deren Tonfall zwischen Kammerspiel, Krimi und Horror-Elementen springt und mich in manchen Punkten sogar an „Die Reise ins Labyrinth“ erinnert, ist in ihren ersten Folgen vielleicht nicht die ultimative Serie, aber zumindest gutes Wohnzimmer-Popcorn-Kino. Jetzt müssen sie dieses Konzept nur noch fünf weitere Folgen durchhalten. Ich drücke Agatha die Daumen!

Agatha All Along feiert am 19. September 2024 auf Disney+ mit einer Doppelfolge Premiere. Die Serie wird 9 Folgen umfassen, das Finale erscheint am 6. November 2024.

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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