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Review: ANNO History Collection

Spielen wie ANNO dazumal

Nachdem die Die Siedler-Reihe vor einiger Zeit leicht überarbeitet auf moderne PCs portiert wurde, hat Ubisoft nun auch zwar nicht gesamte, aber immerhin die ersten vier ANNO-Teile in einer History Collection erneut veröffentlicht. Ob sich der Kauf nur für Hardcore-ANNOholics oder auch für Serien-Neulinge lohnt, haben wir uns für euch genauer angesehen.

Wenig Neues beim Alten

Eines vorweg: Alle vier Spiele erscheinen zwar technisch überarbeitet (vor allem wurden sie allesamt von 32- auf 64-Bit umgestellt, die Auflösung erhöht und das Interface dafür hochskaliert), aber im Endeffekt bemüht man sich, alle Titel möglichst nahe am Original zu präsentieren. Zwar gibt es vereinzelte Verbesserungen in der Usability und auch einige speziellere Updates, auf die wir im Folgenden noch eingehen wollen, aber im Großen und Ganzen soll man ANNO so erleben, wie es damals war, inklusive dem damaligen Gameplay und der Gegner-KI. Erwartet euch also keine Remakes oder kompliziertere Remaster der älteren Titel, sondern gelebte ANNO-Geschichte. Die Spiele bekommt ihr via Uplay wahlweise als History Collection oder auch einzeln (hier z.T. auch über andere digitale Stores), wobei der Einzelpreis aller Spiele zusammen knapp über dem Sammlungspreis liegt. Kostenlose Upgrades für Originalbesitzer gibt es aber leider nicht.

ANNO 1602

Mit ANNO 1602 erschien vor 22 Jahren der erste Teil der ANNO-Reihe und sollte, entwickelt vom österreichischen Studio Max Design, den Grundstein für eine der beliebtesten Aufbauspielereihen im deutschsprachigen Raum legen. Das Alter sieht man dem Spiel trotz aller Überarbeitungen auch in der History Collection deutlich an. Trotz 4K-Auflösung und Anpassung an Widescreen-Formate sind außerdem (wie auch beim Nachfolger ANNO 1503) Menü und Buttons eher klein geraten. Ja, es gibt die Möglichkeit, das User-Interface manuell um den Faktor 2,9 zu vergrößern, aber selbst das hilft nur beschränkt. Dafür wurde die Maussteuerung an heutige Standards angepasst: 1998 kam nur die linke Maustaste zum Einsatz, nun werden für das Navigieren und Befehligen der Schiffe die rechte Maustaste und für das Zoomen das Mausrad verwendet. Die Zwischenvideos, die abgespielt werden, wenn etwa ein neues Rohstoffvorkommen entdeckt wird, lagen leider nicht hochauflösend vor und wurden auch nicht wie beispielsweise beim Remaster von Command & Conquer hochgerechnet. Stattdessen kann man sich diese auch alternativ im Minimap-Fenster anzeigen lassen. An der (nach heutigen Standards) wenig intuitiven Bedienung des Spiels hat sich bei der neuen Version nichts geändert. Daher können wir, obwohl auch die Erweiterung Neue Inseln, Neue Abenteuer mit von der Partie ist, diese Version nur Hardcore-ANNOholikern der ersten Stunde uneingeschränkt empfehlen. Mit der dementsprechenden Nostalgiebrille lassen sich hier jedoch einige schöne Stunden verbringen.

ANNO 1503

Rund vier Jahre nach der ersten Ausgabe erschien mit ANNO 1503 ein durchaus legendärer Nachfolger zu 1602 – und „legendär“ ist dabei nicht nur positiv gemeint. Bis heute erinnert man sich in der Community an den versprochenen Multiplayer-Modus, der nicht mal mit dem Add-On Schätze, Monster und Piraten nachgeliefert, sondern nach langer Entwicklungszeit eingestellt wurde. Erst die damalige Community erweckte den Mehrspieler-Modus durch zahlreiche Fan-Patches und Mods zum Leben. Im Zuge der History Collection wird diese Lücke nun geschlossen: ANNO 1503 hat nun erstmals auch offiziell einen Multiplayer spendiert bekommen. Insgesamt fünf Mehrspieler-Szenarien warten nun auf alte und neue ANNO-Spieler. Eine weitere Neuerung ist auch, dass nun mehrere Gebäude mittels Drag and Drop gleichzeitig platziert werden können, genauso wie im aktuellen ANNO 1800. Dennoch ist ANNO 1503 nicht komplett: Serienkennern wird auffallen, dass der Editor, der im Originalspiel enthalten war, fehlt. Alles in Allem gilt aber auch hier das, was wir schon über 1602 gesagt haben: Für Einsteiger wird das Spiel zu wenig zugänglich sein, wer ein ANNO-Fan der alten Schule ist, freut sich aber über ein Wiedersehen.

ANNO 1701

Wer derzeit ANNO 1800 spielt und gern einen Blick zurück in der Reihe machen möchte, wird sich bei ANNO 1701 zu Hause fühlen: In ANNO 1701 gab es erstmals KI-Charaktere, unter anderem auch einen Henrik Jorgensen, der Spielern des aktuellen Teils bekannt vorkommen dürfte. Auch das Untertanen-Feedback ist deutlich besser als in den Vorgängern – und die Grafik erstmals in 3D. In der History Edition ist auch das Add-On Der Fluch des Drachen enthalten, das das Hauptspiel um eine neue Kampagne, Ziergebäude und vier weitere Computergegner ergänzte. Zu den erwähnenswerten Neuerungen der History Edition gehört auch hier die Möglichkeit, gleichzeitig mehrere Gebäude platzieren zu können, und die Option, den Titel auf mehreren Monitoren zu spielen. Fans freuen sich außerdem über eine Rückkehr des Multiplayer-Modus, der zwar diesmal im Originalspiel enthalten, aber aufgrund des Alters des Titels nicht mehr verfügbar war. Insgesamt fühlt sich ANNO 1701 ein wenig wie der kleine Bruder von ANNO 1800 an und ist auch gut gealtert – hier kann zum ersten Mal eine Empfehlung für „neue“ Fans ausgesprochen werden.

ANNO 1404

ANNO 1404 ist das jüngste Spiel in der History Collection und definitiv ihr Highlight. 2009, als der Titel erschien, eroberte es sich einen fixen Platz ganz oben im Ranking der meisten ANNO-Spieler – die nachfolgenden Zukunftsteile konnten an diesen Erfolg bei weitem nicht anschließen. 1404 hatte einfach alles, was ein perfektes ANNO ausmacht und war noch dazu einsteigerfreundlich – erst mit 1800 konnte ein ANNO an der Vormachtstellung dieses Titels innerhalb der Community rütteln. Die Umsetzung in der History Collection benötigte am wenigsten Überarbeitung, profitiert aber am meisten von der Umstellung der Spiele auf 64-Bit, da dadurch ein Crash bei zu großer Bevölkerungszahl behoben wird. Auch hier dürfen mittels Drag and Drop größere Wohnhausreihen platziert werden und mehrere Monitore werden ebenfalls unterstützt. Praktisch ist außerdem, dass man sich vorab entscheiden kann, ob man das Spiel mit oder ohne Venedig-Erweiterung startet, da diese einige Veränderung am Gameplay vornimmt. ANNO 1404 sieht man sein Alter definitiv nicht an und es spielt sich nach wie vor genauso gut wie am ersten Tag. Daher eine definitive Empfehlung für jeden ANNOholic – oder solche, die es noch werden wollen.

Fazit

Wertung - 8

8

gelebte ANNO-Geschichte

Alle vier alten ANNOs haben definitiv sinnvolle technische Upgrades im Zuge der History Collection bekommen, aber es sind vor allem 1701 und 1404, wegen denen man eine Kaufempehlung für Fans und solche, die es noch werden wollen, aussprechen kann. Hier macht sich das Alter der Spiele auch noch am wenigsten bemerkbar; ganz im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen, die man wirklich nur Hardcore-Fans oder Retro-Veteranen ans Herz legen kann, da dort nicht nur die Grafik, sondern auch das Interface für heutige Verhältnisse äußerst gewöhnungsbedürftig sind. Wer keine ANNO-Retro-Brille trägt, kann sich also durchaus überlegen, sich nur diese beiden Spiele zuzulegen und auf die beiden Urväter zu verzichten.

Genre: Aufbaustrategie
Entwickler: Ubisoft Mainz
System: PC
Erscheint: erhätlich
Preis: ca. 40 Euro (History Collection), ca. 10 Euro (ANNO 1602, 1503 und 1701 einzeln), ca. 15 Euro (ANNO 1404 einzeln)

 

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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