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Review: The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom

Klassisches Zelda?

Egal, wie viele Legenden von Hyrule wir schon erlebt haben – fast immer läuft es auf folgendes hinaus: Link, der im Laufe seiner Abenteuer zum großen Helden geworden ist, rettet Prinzessin Zelda und so nebenbei die Welt. Doch diesmal wird das Ende zum Anfang und plötzlich ist es die Königstochter, die in ein großes Abenteuer geworfen wird. Wir haben Hyrule bereist und die Welt gerettet – hier ist unser Reisebericht.

Omega und Alpha

Unser Abenteuer beginnt dort, wo andere Legend of Zelda-Spiele enden: Link, der grün bemützte Held, stellt sich Ganon, um die Prinzessin zu befreien. Doch diesmal läuft alles ein wenig anders: Ein seltsamer Riss in der Welt verschluckt Link, während Zelda die Flucht gelingt. Doch dieses Phänomen ist kein Einzelfall: In ganz Hyrule wachsen diese Risse und sorgen für Chaos: Wege werden abgeschnitten, Leute verschluckt und dunkle Kopien der Verschwundenen folgen ihrer eigenen Agenda. Für Zelda ist es eine Ehrensache, ihrem Land, ihrem Volk und ihrem Retter zu helfen – und zum Glück muss sie das nicht allein tun: Eine Fee namens Tri samt dem dazugehörigen Stab wird zur wertvollen Unterstützung unserer Heldin und verleiht Zelda eine außergewöhnliche Macht …

Echo? Echo!

Zelda ist eine echte Heldin, aber keine Kämpferin wie Link. Deshalb muss sie auf jene Fähigkeiten setzen, die Tri ihr verleiht: Sie kann bestimmte Gegenstände „speichern“ und dann in einer passenden Situation wieder herbeizaubern. Das beginnt mit simplen Items, wie einem Tisch, einer Kiste oder einem Bett, geht aber bis hin zu deutlich komplexeren Gegenständen, wie großen Gebläsen, die Sand wegfegen oder euch durch das Level wirbeln. Wer fleißig sammelt, hat hier bald eine große Auswahl – und damit beim Lösen der zahlreichen Puzzles die Qual der Wahl, wie man sein Ziel erreichen möchte. Das heißt aber nicht, dass die Aufgaben leicht sind: Klar, für manche „Standardprobleme“, wie weite Abgründe oder Kletterhilfen, hat wohl jeder bald eine Antwort, mit der man Zelda regelmäßig weiterbringt; aber immer wieder gibt es deutlich komplexere Aufgaben, die durchaus zu einem Stolperstein werden können, auch wenn meistens (zumindest in unserem Test) eine kurze Pause und ein neuer Anlauf uns dann doch weiterkommen ließen.

Kämpfen und kämpfen lassen

Neben den Echos gibt es noch zwei weitere Fähigkeiten, auf die Zelda zurückgreifen kann: Einerseits kann sie sich mit Hilfe von Tri mit einem Gegenstand verbinden, so dass dieser ihre Bewegungen nachahmt (das lässt sich auch umdrehen, sodass Zelda den Bewegungen des Gegenstandes folgt). Die zweite Fähigkeit führt uns hingegen zum Thema „Kampf“: Die Prinzessin kann sich in eine Schwertkämpfer-Form verwandeln, in der sie wie Link eine Waffe schwingen (und später auch andere Items einsetzen) kann. Die Zeit in dieser Form ist allerdings durch eine Leiste begrenzt, weshalb Zelda den zahlreichen Gefahren der Welt dann meist doch passiver begegnen sollte: Ähnlich wie Items kann die Prinzessin nämlich auch besiegte Gegner speichern und später herbeirufen, um sie für uns kämpfen zu lassen (von einigen Zusatzfähigkeiten, die Gegner in manchen Situationen auch zum Puzzle-Lösen praktisch machen, ganz abgesehen). Hier kommt die Begrenzung von Tris Energie (zu Beginn können nur Gegner/Gegenstände mit einem Gesamtwert von drei beschworen werden) deutlich zu tragen: Eine große Armee liegt außerhalb unserer Reichweite, stattdessen muss genau abgewogen werden, welche Monster gerade für unsere Situation passend sind. Setzt ihr auf Schwertkämpfer, auf Fledermäuse oder Fische? Diese Entscheidung ist für den Erfolg zentral. Leider macht das die Kämpfe dennoch nur begrenzt interessant: Meist beschwören wir unsere Recken und versuchen, den Angriffen der Gegner auszuweichen, während wir hoffen, dass die KI tut, was sie soll. Dabei stellt sie sich (trotz der Möglichkeit, festzulegen, welcher Gegner angegriffen werden soll) bisweilen nur mäßig intelligent an. Hier hätte uns eine aktivere Rolle mehr Spaß gemacht.

Kleinere Welt …

Viele große Klassiker der Zelda-Reihe hatten zwar eine offene, aber dennoch kompakte Welt. Erst in den letzten Teilen wuchs Hyrule auf teilweise gigantische Ausmaße an, bei denen eine simple Reise von A nach B schonmal eine ganze Weile dauern konnte, während gleichzeitig das Erkunden statt eines roten Fadens durch die Handlung in den Vordergrund rückte. Echoes of Wisdom wagt hier den Weg zurück: Hyrule ist deutlich geschrumpft, bietet aber dadurch auch weniger Leerlauf – und zahlreiche Teleporter („Wegfreunde“) kürzen die Laufwege noch weiter ab. Das geht auch mit einer deutlich kürzeren Spielzeit als die letzten Ausgaben einher: Konnte man in Breath of the Wild über 100 Stunden in Hyrule verbringen und hatte noch immer nicht alles gesehen, gibt es zwar auch in Echoes of Wisdom zahlreiche Nebenaufgaben und viele Dinge zu entdecken, doch im Endeffekt sprechen wir hier (je nach eurem Puzzletempo) eher von einer Spielzeit, wie sie dereinst A Link to the Past oder Ocarina of Time hatten. Aber auch in Sachen Struktur orientiert man sich nun wieder an diesen Klassikern: Die Hauptstory führt euch beständig von Punkt zu Punkt und damit letztendlich zum Ziel. Dennoch sollten hier zwei Sachen klar gesagt werden: Erstens: Ganz so linear wie viele Titel der Reihe, bei denen man wirklich eine Aufgabe nach der anderen erledigen musste, ist das Spiel auch wieder nicht, denn mehrfach haben wir zumindest die Wahl zwischen mehreren Optionen, was wir zuerst angehen wollen; und zweitens: Es rentiert sich durchaus, den linearen Pfad ab und an zu verlassen und Dinge zu erkunden, um neue Möglichkeiten freizuschalten, bevor euch die Story dorthin schicken würde.

… und große Dungeons

Ein häufig genannter Kritikpunkt, selbst von Fans der „neuen“ Zelda-Formel, ist, dass die klassischen Dungeons mit ihren Rätseln, Schlüsseln und Bosskämpfen Geschichte sind. Wenn ihr zu jenen gehört, die diese Verliese vermissen, haben wir eine gute Nachricht: Sie feiern in Echoes of Wisdom ein Comeback. Regelmäßig führt euch eure Reise nämlich in das Nichts im Inneren der Risse – und während ihr in dieser bizarr verdrehten und zerstückelten Welt manchmal nur Kameraden von Tri einsammeln müsst, um diese Dimensionsspalte zu schließen, verbirgt sich manchmal darin ein ausgewachsener Dungeon mit (fast) allem, was wir aus den alten Zelda-Klassikern erwarten würden: Wir puzzeln uns von Raum zu Raum, bekämpfen Gegner, suchen Schlüssel, öffnen Türen und stellen uns Bossmonstern, die uns vor eine ganz eigene Herausforderung stellen. Was fehlt, fragt ihr? Anders als früher gibt es das Fixum, dass wir in jedem Dungeon einen neuen Gegenstand erhalten und so neue Möglichkeiten erhalten, nun nicht mehr. Doch das ist nur ein geringer Preis, da diese Aufgabe meist ohnehin unsere Echos sowie die auflevelnden Fähigkeiten von Tri übernehmen. Und: Lernen wir dann doch etwas Neues, fühlt sich das umso gewichtiger an.

Sand im Getriebe?

Wie ihr vermutlich aus den Bildern schon gesehen habt, gibt es noch einen wichtigen Unterschied zwischen den letzten Zelda-Spielen und diesem Titel: Echoes of Wisdom verzichtet auf die Third-Person-3D-Optik, sondern setzt ganz klassisch auf je nach Abschnitt Top-Down- oder Seitenansicht. Zum Einsatz kommt dabei nicht nur der Look, sondern scheinbar auch die Engine des Remakes von Link‘s Awakening. Und damit sind wir auch schon bei einem technischen Pferdefuß: Jenes Remake wurde zwar damals für seine liebevolle Umsetzung des Gameboy-Originals gelobt, aber regelmäßige Ruckler standen in der Kritik. Die schlechte Nachricht? Diese wurden immer noch nicht ausgemerzt und plagen nun auch Echoes of Wisdom. Das macht das Spiel zwar nicht unspielbar, ist aber doch auffällig und trübt den Gesamteindruck. Das ist schade, denn sonst macht der Titel auch in der Präsentation alles richtig: Das Spiel sieht verspielt und kindlich, aber dennoch gut aus, und auch der Sound ruft sofort Erinnerungen hervor – bekannte Jingles und beliebte Melodien sorgen für Nostalgie, ohne wie ein Relikt aus einer alten Zeit zu wirken. Was leider immer noch fehlt, ist hingegen die Sprachausgabe. Ob Nintendo hier wohl bei einem kommenden Zelda (dann wohl schon auf dem Switch-Nachfolger) in der Moderne ankommt?

Fazit

Wertung - 8.5

8.5

Zelda (nicht nur) für Fans der alten Formel

Wie auch bei uns in der Community oft ausgefochtene Verbalduelle beweisen, gibt es seit dem Release von Breath of the Wild einen Riss im Zelda-Fandom: Auf der einen Seite eine große Gruppe an (zum Teil neuen) Fans, die die neue Gameplay-Richtung hin zu mehr Freiheiten, einer großen offenen Welt und vielen Möglichkeiten, ans Ziel zu kommen, bejubeln; und eine kleinere, aber durchaus lautstarke Fraktion an Alt-Fans, die den Verlust der alten Gameplay-Formel und klassischer Tugenden der Serie beklagen. Echoes of Wisdom könnte man als ein unerwartetes Friedensangebot an zweitere Gruppe sehen, ohne die erste vor den Kopf zu stoßen: Eine Rückkehr zu alten Strukturen, bei denen eine klar definierte Storyline von Ort zu Ort und vor allem in diverse Dungeons führt, in denen zahlreiche Rätsel, Bossmonster und die Jagd auf Schlüssel warten, was sich in Kombination mit einer deutlich kleineren Welt und einer kompakteren Spielzeit ohne große Durchhänger wohltuend klassisch anfühlt. Und doch ist man von einer 1:1-Kopie der großen Klassiker dann doch ein ganzes Stückchen entfernt, was vor allem am deutlich Puzzle-lastigeren und gleichzeitig offeneren Gameplay liegt. Unser ständig wachsendes Inventar an Echos bietet etliche Möglichkeiten, die diversen Aufgaben zu lösen und auch taktische Varianten für die Kämpfe. Dennoch hat diese Offenheit auch einen Preis: Bei den Puzzles gibt es einige unerwartete Schwierigkeitsspitzen und die Gefechte verdammen Zelda eher zur Passivität (die Schwertkämpfer-Phasen sind doch eher kurz). Dennoch gelingt Nintendo hier ein Spagat, den Fans des Klassiker-Lagers wohl kaum mehr zu erhoffen wagten: Ein deutlicher Schwenk hin zu den alten Werten und den legendären Klassikern der Reihe, ohne die neue Offenheit völlig über Bord zu werfen. Das Resultat wird nicht jedem schmecken – wer die große Spielwelt oder über 100 Stunden Spielzeit bejubelt hat, wird hier wohl ebenso Kritik äußern wie jene, die auf mehr Action gehofft haben –, aber dennoch zeigt dieses Spiel (hoffentlich), dass es auch in Zukunft Zelda-Spiele für jeden Geschmack geben wird. So klassisch war Zelda nämlich schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr …

Genre: Action-Adventure
Entwickler: Nintendo/Grezzo
System: Switch
Erscheint: 26. September 2024
Preis: ca. 50 Euro

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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