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Review: Mario & Luigi: Brothership

Zusammen ist man weniger allein

Es hat uns selbst überrascht: In unseren Reviews zu Super Mario RPG und Paper Mario: Die Legende vom Äonentor beklagten wir noch, dass die Mario & Luigi-Serie (die ebenfalls ihre Wurzeln in ersterem Spiel hat und im Gegensatz zu Paper Mario die Rollenspielwurzeln behalten durfte) etwas kläglich zu Ende gegangen ist; knapp darauf wurde ein Reboot der Rollenspielserie mit dem bekannten Brüderpaar in der Hauptrolle angekündigt, das unter neuer Führung (der ursprüngliche Entwickler AlphaDream schloss 2019 bankrott seine Pforten) alte Tugenden groß schreiben soll. Ist das gelungen? Wir sind für euch brüderlich in See gestochen und haben unsere Aufzeichnungen mitgebracht.

Sucht ihr Anschluss?

Verbindungen sind alles im Leben – vor allem im Land Konnektania, das die Verbundenheit schon im Namen trägt und dessen Bewohner Gesichter wie Steckdosen haben. Doch als es Mario und seinen Bruder Luigi per Dimensionsriss in das Land verschlägt, sind alle Brücken seit langem ab- und deshalb die Welt auseinandergebrochen. Natürlich lässt es sich das Duo nicht nehmen, ihre Hilfe anzubieten. Und so bereisen sie schon bald mittels schwimmender Insel (die wie ein Boot funktioniert) Meeresströmungen, lassen sich per Teleskopkanone auf Eilande schießen, um die dortigen Stecker zu finden, mit der sie eine neue Verbindung mit ihrem Schiff aufbauen können (der zentrale Mast/Baum des schwimmenden Eilandes dient offensichtlich auch als zentrale Steckdose). Klingt einfach? Nun, vielleicht – aber da gibt es natürlich auch noch Kräfte, die die neuen Verbindungen verhindern wollen …

Zwischen Wahn und Traum

Die Story klingt abgefahren? Ist es auch – und trotzdem irgendwie passend für ein luftig/leichtes Mario-Rollenspiel Light, das Mario & Luigi ganz in der Serientradition sein will. Hier gibt es genug Platz für spaßige Charaktere, interessante Momente, verrückte Ideen, Wortspiele – und leider auch für einiges an Füllmaterial, das den Zug der Handlung unnötig durch Übererklärung und unnötige Dialoge ausbremst. Schade, denn die Struktur des Spiels ist an und für sich durchaus gelungen: Die Hauptstory führt euch konstant von Eiland zu Eiland, die dortigen Herausforderungen sind abwechslungsreich, aber dennoch meist in etwa einer Stunde abzuhaken, bevor es den Meeresströmungen entlang zur nächsten Herausforderung geht. Die Reisezeit kann dafür genutzt werden, Nebenaufgaben zu lösen, denn durch die Anbindung an unser Schiff öffnen sich neue Wege und Besucher aus zuvor getrennten Welten finden sich ein. Immer wieder gibt es dabei neue Ideen der Entwickler, auch nach mehreren Spielstunden frische Skills und damit weitere Möglichkeiten, die Map zu erkunden. Allerdings hat diese Struktur auch den Nachteil, dass die eigentliche Haupthandlung nur langsam in Gang kommt, während die einzelnen Inseln und ihre Figuren nur begrenzt Zeit bekommen, um ihren Charakter zu entwickeln.

Wir sind die Mario Brothers!

Für die Mario & Luigi-Reihe war ein Spielprinzip immer zentral: Die Klempner-Brüder sind nicht nur gemeinsame Protagonisten, sondern werden auch beide von uns gesteuert. In der Praxis sieht das so aus: Beim Erkunden der Welt steuern wir eigentlich Mario, Luigi läuft hinterher. Aber: Während wir mit A Mario zum Springen bringen, ist B die Taste der Wahl für einen Hüpfer von Luigi. Ähnliches gilt (sobald wir sie erhalten haben) für die nützlichen Hämmer. Im Vergleich zu den Vorgängern wurde hier allerdings etwas entschärft: Waren wir auf GBA, DS und 3DS noch damit beschäftigt, die Sätze unserer Helden so zu timen, dass wir auch tatsächlich die Plattformen der Levels erklommen, können wir uns hier normalerweise auf Mario konzentrieren, während sein Bruder einfach automatisch folgt. Das heißt aber nicht, dass Luigi nur ein unnützes Anhängsel ist: Einerseits kann er praktischerweise wiederkehrende Aufgaben (wie das Zerschlagen von Kisten) automatisch übernehmen, andererseits zeigt er sich regelmäßig als der schlaue Kopf des Duos, der mit seinen Einfällen eigentlich unlösbare Probleme löst oder auch für massiven Schaden bei den Bossgegnern sorgt. Dann ja, serientypisch sind auch die Kämpfe Teamwork: Schon der Standardangriff im Rundenkampf fordert gut getimte Zusammenarbeit der beiden Brüder, um die volle Wirkung zu entfalten; doch dann gibt es auch noch gemeinsame Spezialangriffe für noch mehr Schaden (und teilweise auch gegen größere Gegnermassen), die noch mehr Zusammenarbeit erfordern. Aber auch auf die Gegner muss man sich einstellen, um Erfolg zu haben: Schließlich gehört auch das aktive Ausweichen zum Repertoire der Serie, und dafür muss man die Angriffsmuster der Gegner erstmal kennen. Ein wenig irritierend ist dabei, dass man – abweichend von den bisherigen Mustern der Serie – Luigi bei der Auswahl des Aktion noch mit A steuert (auch wenn man dabei gegen Blöcke „springt“), aber dann bei Angriffen/Abwehr mit B. Das hat selbst nach mehreren Stunden noch zu unfreiwilligen Eingabefehlern geführt.

Rollenspiel Light

Betonen wir nocheinmal, was Veteranen natürlich schon längst wissen: Mario & Luigi ist ganz klar ein Rollenspiel. Dennoch sollte man den Titel nicht mit Kalibern im Stil von Baldur’s Gate, Skyrim oder auch Final Fantasy vergleichen. Die Serie blieb immer zugänglich und einfach, kommt mit nur geringen Statistiken oder Items aus und bietet mit Humor und Actioneinlagen ein Rollenspielerlebnis, das auch Einsteiger ansprechen soll, während es so manchem Genre-Spezialisten zu seicht ist. Das gilt auch für diesen Teil: Herausforderung wird eher klein geschrieben, der Fokus liegt auf den Puzzles, der Story, den Dialogen und den Kämpfen gegen Standardgegner. Dabei wird weit genug eure Hand gehalten, dass ihr euch wohl kaum in unlösbaren Situationen wiederfinden werdet – so wird zum Beispiel vor wichtigen Abschnitten noch schnell kontrolliert, ob ihr auch den nötigen Level habt und passend ausgerüstet seid. Das macht das Spiel zum optimalen Titel für Kinder, die sich wohl auch von der Präsentation angesprochen fühlen werden. Ja, Lesekenntnisse sind zwingend erforderlich (Nintendo-typisch gibt es eine Menge Gebrabbel, das aber zumindest im Fall des Brüder-Duos sehr viel Charme mitbringt, während man einiges an Text zu lesen hat), aber die Musik ist schmissig und abwechslungsreich. Und vor allem die Grafik hat es uns angetan: Die Levels bieten wunderschöne Details, aber es sind vor allem die Cutscenes und restlichen Animationen, die unser Herz erobert haben und uns auf einen Mario-Cartoon in diesem Stil hoffen lassen. Der Preis dafür ist allerdings, dass die Switch einmal mehr manchmal an ihre Grenzen kommt. In unserem Test halten sich die Slowdowns zwar in Grenzen, aber das liegt auch daran, dass das Spiel generell mit einer relativ geringen Framerate auskommt. Angesichts des nicht sonderlich actionreichen Gameplays ist das verkraftbar. Schade aber dennoch, dass es den positiven Grafikeindruck dann doch immer wieder stört.

Fazit

Wertung - 8

8

Einsteiger-freundlicher Insel-Trip

Ich bin seit dem ersten Teil Fan der Mario & Luigi-Serie und habe ihr (offensichtlich nur temporäres) Ende betrauert. Bringt Brothership die verlorene Serie würdig zurück? Die Antwort ist weniger eindeutig, als ich es mir wünschen würde. Beginnen wir mit den negativen Seiten: Die Grundstory des Spiels kommt etwas schwer vom Fleck, was einerseits an der Struktur mit den einzelnen Inseln liegt, andererseits aber auch daran, dass Brothership dazu neigt, Dinge mehrfach innerhalb weniger Sätze zu erklären, bis es auch der letzte verstanden hat. Das passt generell zum Fokus auf Einsteiger, den das ganze Spiel ausstrahlt – hier wird niemand zurückgelassen, aber wer Herausforderung sucht, ist hier falsch. Auf der Gegenseite punktet das Spiel aber mit vielen liebevollen Details: Die diversen Inseln erzählen abwechslungsreiche Geschichten und erfordern ihre ganz eigene Herangehensweise, die grafische Gestaltung ist (abgesehen von der Framerate) cartoonhaft schön und niemand personifiziert das Thema „Verbindung“ besser als Mario und Luigi selbst, die zwischendurch schon mal ein Tänzchen wagen oder zum UFO mutieren. Gesamt tendiere ich am Ende dann doch zu einem positiven Fazit – mit Abstrichen: Mario & Luigi ist zurück, zwar vielleicht nicht mit einem Höhepunkt der Serie, aber vielen gelungenen Momenten und Konzepten. Wer damit klarkommt, kann den Inseltrip wagen.

Genre: Rollenspiel
Entwickler: Acquire/Nintendo
System: Switch
Erscheint: 7. November
Preis: ca. 60 Euro

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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