2002 überraschte Nintendo mit der Entscheidung, den Gamecube nicht mit einem Mario-Spiel, sondern mit einem Spin-Off rund um seinen grün gewandeten Bruder zu launchen. Luigi’s Mansion brachte den Titelhelden in eine Villa voller Geister, in der der furchtsame Klempner bewaffnet mit Staubsauger und Taschenlampe auf die Suche nach Mario gehen musste. Trotz des Erfolges dauerte bis 2013, bis ein Sequel erscheinen sollte, das mit neuem Entwickler und anderer Plattform (nämlich dem 3DS) zwar den Grundprinzipien treu blieb, aber dennoch den Fokus verlagerte. Nun, ein weiteres Sequel und elf Jahre später, kehrt der zweite Teil in einer HD-Fassung für die Switch zurück. Doch ist es noch immer ein spaßiger Spuk oder steht er zu sehr im Schatten seines Sequels? Wir haben die Taschenlampe gezückt …
Mondstimmung
Frieden mit Geistern? Leider kein Dauerzustand: Nach den Ereignissen aus Luigi’s Mansion hat sich Professor I. Gidd ins Nachtschattental zurückgezogen und betreibt Geisterforschung. Doch als König Buu Huu die Flucht gelingt, zerstört er den Finstermond. Das Resultat? Die bisher unter dem Einfluss des himmlischen Objekts friedlichen Geister zeigen ihre dunkle Seite und zwingen den Professor zur Flucht. Doch I. Gidd hat noch eine Trumpfkarte: Luigi, Marios furchtsamer Bruder, soll sich noch einmal den Geistern stellen und das friedensstiftende Himmelsobjekt wieder zusammenbauen …
Staubsaugerangriff!
Unser widerwilliger Held Luigi begibt sich also einmal mehr unter der Anleitung des Professors in gruselige Gefilde, diesmal auf der Jagd nach den Bruchstücken des Finstermonds. Die Grundausstattung für die Geisterjagd hat er rasch beisammen: Seine treue Taschenlampe, aufgerüstet mit Stroboblitz, um Geister zu erschrecken und verwundbar zu machen; die neue Version des Gespenstersaugers, der Schreckweg 09/15, mit dem sich nicht nur freche Geister einsaugen lassen, sondern auch Gegenstände angesaugt oder zum Beispiel auch Ventilatoren gedreht werden können; und die Düsterlampe, mit der eigentliches Unsichtbares sichtbar gemacht werden kann. Mit diesen Gegenständen wandert Luigi von Raum zu Raum, sucht nach Geistern, Reichtümern, Schlüsseln und Geheimnissen, und sollte ein Spuk auftauchen, versucht er die richtige Taktik zu finden, um ihn in den Staubsaugerbeutel zu verfrachten. Die klassischen 08/15-Geister sind dabei keine große Herausforderung – außer ab und an in zu großer Masse -, während immer wieder neue Gruselgestalten und insbesondere Bosse ganz eigene Herangehensweisen erfordern. Letztere sind natürlich die Highlights jeder Geisterjagd, während erstere sich dann doch (trotz kleinerer Variationen) relativ oft wiederholen. Dass dies dennoch nicht zu eintönig wird, liegt daran, dass Luigi’s Mansion 2 den Gameplayfokus deutlich verschoben hat: Viel dreht sich um Rätsel, Interaktion mit Gegenständen und die Suche nach Geheimnissen. Das war vor allem beim Sprung von Teil 1 auf 2 ein großer Schritt, kommt man hingegen vom aktuellen dritten Spiel, merkt man durchaus deutlich, dass dort nochmal nachgelegt wurde.
Kleine Geisterportionen
Luigi’s Mansion 2 war der bislang einzige Teil der Reihe, der für einen Handheld entwickelt wurde. Als Konsequenz entschieden sich die Entwickler, die Geisterjagd in kleinere Häppchen aufzuteilen, die je nach Abschnitt, Gründlichkeit und Rätsellösungskompetenz des Spielers wenige Minuten bis ungefähr eine halbe Stunde dauern, bevor der Professor Luigi für ein Debriefing zurückteleportiert und eine Wertung je nach eurer Leistung vergeben wird. Diese Punkte sind oft taktisch gut gewählt, ersparen Backtracking zurück zu einem anderen Bereich der aktuellen Welt und erlauben, dass pro Abschnitt nur jene Räume geöffnet sind, die man auch für die aktuelle Aufgabe braucht; dennoch führt diese Aufspaltung dazu, dass man oft dieselben Räume von neuem durchschreitet (kleinere Veränderungen durch Geister-Schabernack allerdings inklusive) – und auch Backtracking wurde nicht völlig abgeschafft. Dass das dennoch nicht zu sehr überhandnimmt, liegt an einer weiteren Änderung im Vergleich zum Vorgänger (und auch zum Nachfolger): Im Finstertal gibt es gleich mehrere Locations, die nach und nach freigeschaltet werden; habt ihr alle Missionen in einem Bereich erledigt, geht es an einem völlig anderen Ort mit frischem Design weiter. Dennoch kann sich Backtracking auszahlen, um mehr Geld (die nach und nach Upgrades für eure Ausrüstung freischalten) und Schätze zu finden oder auch die versteckten Buu Huus zu suchen, die eine ganz eigene Herausforderung darstellen.
War da ein Schatten?
Der Haken an der Aufteilung in einzelne Missionen? Der zeigt sich vor allem dann, wenn das eigentlich nicht zu knifflige Spiel dann doch die Schwierigkeit auspackt: ein Bosskampf, dessen Taktik man nicht gleich versteht, ein unachtsamer Moment im Kampf gegen viele Geister – und Luigi verliert alle Herzen und haucht sein Leben aus. Hier zeigt sich das Spiel dann von seiner gnadenlosen Seite, denn ihr werdet zurück in das Labor des Professors geworfen und müsst den Abschnitt von vorne starten. Zwar unterstützt euch das Spiel mit Herzen, die euren Energievorrat wieder auffüllen, und versteckt einen goldenen Knochen, der euch in diesem Abschnitt einmal das Leben zurückgibt, dennoch sind die Konsequenzen eines Ablebens harsch: Alle Schätze, alle Items, alle Rätsel und alle Gegner müssen erneut gesucht, bezwungen und bekämpft werden – eine harte Strafe, die durchaus an der Motivation sägen kann. Hätte man an einem Punkt auf Verbesserung gehofft, wäre es wohl dieser gewesen. Dennoch muss man festhalten: Bis auf einzelne Spitzen im Schwierigkeitsgrad ist Luigi’s Mansion 2 HD – wie schon am 3DS – kein schwerer Titel.
Upgrades!
Tatsächlich muss man festhalten: Erwartet euch keine großen Veränderungen bei diesem Spiel – die HD-Fassung von Luigi’s Mansion 2 ist ganz deutlich ein Remaster, kein Remake. Der Spielfluss, die Layouts, die Aufgaben – alles ist Kennern der Originalversion durchaus bekannt. Auch die Optik und die Animationen sind Großteils ident geblieben, auch wenn es bei zweiterem kleinere Verbesserungen und bei ersterem eine Aufwertung auf HD gab. Gerade der Vergleich mit der 3DS-Optik macht sicher: Kanten sind signifikant geglättet, Pixelhaufen wichen liebevollen Details, die Farben deutlich gesättigter und die witzigen Animationen kommen deutlich besser zur Geltung. Dafür haben wir mehr als einmal die Tiefendarstellung vermisst, da aufgrund der gewählten Perspektive nicht immer klar war, wo ein Geist sich im Raum aufhält. Dafür wurde auch die Steuerung im Vergleich zum 3DS angepasst und ist deutlich präziser – zumindest dann, wenn nicht das Gyroskop zum Einsatz kommt und dies zum Teil nicht mal wirklich offensichtlich ist: Unsere erste Balanceeinlage scheiterte gleich mehrere Male, bis wir überhaupt erkannten, dass wir dabei die Switch möglichst gerade halten sollten. Zum Glück gibt es solche Momente allerdings nur selten.
Mehr Luigis!
Wir haben bereits erwähnt, dass wir es hier mit einem Remaster zu tun haben – dementsprechend wurde im Gegensatz zur Neuauflage des ersten Teils und zu Luigi’s Mansion 3 kein Coop-Modus eingebaut. Wer lieber Multiplayer spielt, muss auf den Wirrwarrturm zurückgreifen, in dem bis zu vier Spieler online oder lokal miteinander auf flotte Geisterjagd in zufallsgenerierten Levels gehen können. Das macht zumindest kurzzeitig Spaß, hat aber nicht ganz die Atmosphäre der eigentlichen Storyline.
Fazit
Wertung - 8
8
Gut, aber nicht Teil 3
Luigi’s Mansion 2 HD ist ein gelungener Port des 3DS-Originals auf die Switch – mit einem großen Problem: Auf derselben Plattform ist das Sequel Luigi’s Mansion 3 zu finden. War Teil zwei ein großer Sprung nach dem Gamecube-Original, finden sich hier auch viele Ideen, die für Luigis drittes Abenteuer nochmals deutlich stärker ausgefeilt wurden. Das macht Luigi’s Mansion 2 HD zu keinem schlechten Spiel, ganz im Gegenteil: Hier finden sich gute Puzzles, spaßige Animationen, eine lustige Geisterhatz und eine Story, die euch um die 15 Stunden beschäftigen wird. Eine echte Empfehlung gibt es trotzdem nur für jene, die nach Teil 3 gerne neue Abenteuer in der Welt von Luigi’s Mansion erleben wollen und Teil 2 noch nicht am 3DS gespielt haben – abgesehen von der hübscheren Optik und kleineren Updates ist das Spiel nicht entscheidend überarbeitet worden. Wer hingegen einen ersten Einstieg in Luigi’s Mansion sucht, ist wohl bei Teil 3 deutlich besser aufgehoben.
Entwickler: Next Level Games (Original)/Tantalus Media (Remaster)
System: Switch
Erscheint: 27. Juni 2024
Preis: ca. 50 Euro
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