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Review: Crisis Core: Final Fantasy VII – Reunion

Wer ist nochmal dieser Zack?

Seit Square Enix Final Fantasy VII Remake angekündigt hat, gab es viele Fragen. Eine davon lautete: „Was passiert mit all jenem Material, das eben nicht Teil von Final Fantasy VII ist, aber innerhalb der Compilation of Final Fantasy VII veröffentlich wurde? Wird es Remakes von Spielen wie Before Crisis, Crisis Core und Dirge of Cerberus geben?“. Nun gibt es zumindest teilweise eine Antwort darauf: Mit Crisis Core Final Fantasy VII – Reunion erscheint nämlich eine neue Version eines dieser Spiele – und Square Enix bezeichnet das Resultat als „mehr als ein Remaster“. Ob es diesen Titel verdient hat, haben wir uns angesehen.

Sieben Jahre vor Cloud …

Crisis Core spielt sieben Jahre vor den Ereignissen von Final Fantasy VII und erzählt die Geschichte von Zack Fair, seines Zeichens Mitglied bei der Eliteeinheit SOLDAT und in dieser Funktion im Auftrag von Shinra unterwegs, um die Interessen des Konzerns durchzusetzen. Als andere Mitglieder von SOLDAT – darunter Zacks Mentor Angeal – verschwinden, liegt es am dunkelhaarigen Shinra-Soldaten, den Deserteuren nachzujagen. Im Zuge seiner Abenteuer trifft er allerhand Figuren, denen man zum Teil in Final Fantasy VII begegnen wird – von den Turks bis hin zu Sephiroth und einigen weiteren Chrakteren, die wir hier nicht spoilern wollen. Denn Kenner von FF VII wissen: Auch wenn Zacks Geschichte eine eigenständige Story darstellt, werden seine Taten und Begegnungen Auswirkungen weit über dieses Spiel hinaus haben …

Remaster oder Remake?

Eines ist rasch klar: Crisis Core ist in der Reunion-Fassung mehr als einfach nur ein Remaster, das vor allem Klassiker-Fans ansprechen soll, aber auch kein umfassendes Remake, wie FF VII: Remake. Vor allem ist es ein (gelungener) Versuch, das Spiel näher an die Final Fantasy VII-Remake-Trilogie heranzuholen und damit an den neuen Stil anzuknüpfen. Gameplaytechnisch ist der Schritt dabei weniger groß als bei Final Fantasy VII – Crisis Core hatte schon immer ein Action-Kampfsystem, sodass der Action-orientierte Ansatz von VII: Remake gut dazu passt. Dennoch wurde das Kampfsystem des Remakes nicht 1:1 übernommen, sondern an die Eigenheiten des Original-Crisis-Core angepasst – zum Beispiel kehrt eine Mechanik namens DMW, die an Slot-Maschinen erinnert, zurück und der Einsatz von Materia erfolgt per Schultertaste plus passendem Button. Aber auch in Sachen Grafik und Sound orientiert man sich deutlich an FF VII: Remake und nutzt die passenden Modelle sowie (englischen) Sprecher und Umgebungen (und auch bei neuen Locastions oder Figuren setzt man auf ähnlich qualitativ hochwertiges Material). Dass es hier dann doch grafisch zu einem offensichtlichen Qualitätsverlust gegenüber Remake kommt, liegt wohl daran, dass es eben dann doch „nur“ ein Remaster ist. Die Animationen scheinen ebenso wie das Umgebungsdesign aus dem Original übernommen und wirken dementsprechend ein wenig zu eckig für den modernen Anstrich. Noch auffälliger ist dies bei einzelnen CG-Sequenzen.

Gameplay á la Handheld

Und auch wenn Crisis Core nun für allerhand stationäre Plattformen erscheint, kann es noch etwas nicht verbergen: Dieses Final Fantasy-Prequel war ursprünglich ein Handheld-Game. Das merkt man vor allem im Pacing des Gameplays. Ja, gerade die Storymissionen mit den Cutscenes inklusive FF-typischem Pathos können eine Weile dauern (regelmäßige Speicherpunkte helfen aber dabei, auch diese Sequenzen für mobile Spieler kurz genug zu halten), aber dazwischen gibt es eine Menge kleiner Nebenmissionen, die man nicht nur bei jedem Speicherpunkt auswählen kann, sondern die auch die optimale Länge haben, um sie während einer kurzen Öffi-Fahrt unterwegs zu spielen – die meisten sind in fünf Minuten zu absolvieren. Das fühlt sich zugegebenermaßen auf einer Konsole etwas seltsam an (es hilft auch nicht, dass hierbei Level regelmäßig recycelt werden) und punktet deshalb auch in dieser neuen Version vor allem beim mobilen Gaming, ob auf Switch oder Steam Deck und Konsorten.  Allerdings muss man dazu sagen: Diese Inhalte sind optional (auch wenn sie natürlich a) dabei helfen, Zack aufzuleveln und besser auszurüsten und b) schon aufgrund ihrer Masse für einiges an Gameplayzeit sorgen) und wer sich lieber auf die Story konzentriert, kann dies ebenfalls tun.

Wer ist dieser Zack?

Apropos Story: Spoiler sind bei Crisis Core ein großes Thema. Zwar spielt die Handlung deutlich vor Final Fantasy VII und füllt Details, die teilweise im Original angeschnitten werden, mit mehr Tiefgang aus, aber es gibt auch einen gewissen Teil der Story, den man eigentlich nur als großen Spoiler für die Handlung von Final Fantasy VII bezeichnen kann; insofern lässt uns zumindest der Zeitpunkt für diesen Release etwas verwundert zurück: Als Crisis Core erstmals 2007 für die PSP erschien, war Final Fantasy VII zehn Jahre alt und viele kannten die Wendungen, die die Story hinlegte; und auch wenn Zack im Hauptspiel nur eine kleine Randfigur war, den manche Spieler kaum wahrgenommen haben (ein wichtiger Teil seiner Geschichte steckte in einer optionalen Cutscene), war es vor allem eine willkommene Gelegenheit, dieser Figur mehr Leben einzuhauchen und eine wichtige Storywendung des Originals nun als Spiel zu erleben. Diesmal kommt Crisis Core allerdings zwischen Remake und dessen zweiten Teil Rebirth – und damit bevor die entsprechende Wendung im „neuen“ FF VII erzählt wurde. Natürlich könnte es sein, dass FF VII in der Remake-Trilogie hier einen anderen Kurs einschlägt (tatsächlich hat Zack ja auch schon einen Auftritt gegen Ende des ersten Teils, der für „wissende Fans“ einige Fragezeichen zurückgelassen hat), aber trotzdem muss man eigentlich davon ausgehen, dass diesmal Crisis Core für alle Neuzugänge diesen Plotpunkt spoilert. Man sollte also wissen, worauf man sich einlässt – auch wenn die Macher sich wohl bewusst für diese Reihenfolge entschieden haben.

Fazit

Wertung - 8

8

Zwischen Remake und Remaster

Crisis Core war damals (neben Kingdom Hearts: Birth by Sleep) DER Grund, mir eine PSP zu kaufen. Auch heute noch macht das kurzweilige Abenteuer mit Zack Spaß und spielt sich flott – und mehr als damals gefällt mir persönlich das Action-Kampfsystem, das damals ein starker Stilbruch war, heute aber perfekt zur neuen Ausrichtung der Remake-Reihe passt. Aber auch als Remaster gefällt Crisis Core. Nachdem Square Enix zuletzt immer wieder Remaster abgeliefert hat, die sich darauf beschränkten, die alten Spiele auf neuer Hardware mit höherer Auflösung lauffähig zu machen, wurde hier gründlicher überarbeitet. Vor allem der Look, der sich klar an FF VII: Remaster orientiert, und der Einsatz der aktuellen Modelle und Umgebungen gefällt – auch wenn natürlich die Animationen und das Design hier hinterherhinken. Leider sind die Missionen auf Dauer etwas zu repetitiv, und auch über die Positionierung des Releases zu einem Zeitpunkt, wo dessen Inhalt noch einen ordentlichen Spoiler zur FF VII: Remake-Trilogie darstellt, darf man sich wundern. Aber vielleicht ist auch das nur ein Zeichen, wie sehr deren Story nun ihre eigenen Wege gehen wird. Abgesehen davon aber eine Empfehlung für all jene, die gern tiefer in die Geschichte von FFVII eintauchen wollen und vielleicht damals dieses Spiel ausgelassen haben.

Genre: Action-Rollenspiel
Entwickler: Square Enix
System: PS4/5, Switch, PC
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 60 Euro

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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