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Review: Chocobo GP

Gelbe Vögel haben immer Vorrang

Auf die Plätze! Fertig! Kweh! Über zwanzig Jahre nach Chocobo Racing versucht sich Square Enix erneut an einem Kart Racer mit Final Fantasy-Elementen – und tritt damit ausgerechnet auf der Switch gegen Klassenprimus Mario Kart an. Hat das Chocobo-Rennspiel eine Chance auf den Sieg oder bleibt nur ein Platz auf den hinteren Rängen?

Chocobos, start your engines

Gleich zu Beginn aus Gründen der Transparenz ein Einblick in unser Testprocedere: Unser Testsystem war eine Switch Lite, was gerade für einen Kartracer ein gewisses Problem darstellt: Multiplayer-Duelle auf dem Fernseher, die bekanntermaßen am meisten Spaß machen, konnten wir so nicht testen. Mehr noch: Wir mussten uns fast generell auf die Solo-Inhalte konzentrieren, da auch die Online-Modi noch nicht verfügbar waren (nur den Chocobo GP genannten Modus, bei dem insgesamt 64 Spieler bei einem auf mehrere Rennen zu je acht Teilnehmern aufgeteilten Event gegeneinander antreten, konnten wir einmalig anspielen). Trotzdem sei hier kurz erwähnt, dass der Multiplayer bietet, was man erwarten kann: Den schon erwähnten Chocobo GP mit 64 Spielern sowie Multiplayerrennen on- und offline (wobei sich der klassische Split-Screen interessanterweise unter „Rennserie“ und nicht unter „Multiplayer“ versteckt).

Was wäre ein Final Fantasy ohne Story?

Zum Glück bringt Chocobo GP auch einiges für Solisten mit – und darunter auch die größte Unterscheidung zu Mario Kart: Es gibt einen Story-Modus, der als ausgiebiges Tutorial fungiert und euch zahlreiche Charaktere und Strecken vorstellt. Dazu gibt es natürlich auch eine Geschichte, die allerdings recht dünn ist und trotz liebevollen Anspielungen für Final Fantasy-Veteranen, Voice-Acting von Schauspielern, die ihr Handwerk verstehen, und einer simplen, aber dennoch liebenswerten Optik im Endeffekt schnell recht langatmig wird. Wer hier aufgibt, die Dialoge zu lesen und die Cutscenes schnell weiterklickt, verpasst auch nicht all zu viel. Hauptsache, Charaktere und Strecken werden freigeschaltet. Was – selbst im leichteren Schwierigkeitsgrad – gegen Ende eine Herausforderung werden kann.

Auf der Strecke

Egal in welchem Modus – irgendwann landet ihr natürlich auf den diversen Pisten, um euch mit Mitstreitern zu messen. Hier ist auf den ersten Blick klar, dass sich die Entwickler an Mario Kart orientiert haben – angefangen vom Raketenstart über einzusammelnde Items bis hin zur Driftmechanik. Das macht es einfach, ins Spiel einzusteigen – und leider auch allzu leicht, Vergleiche anzustellen. Leider? Ja, weil Chocobo GP allzu oft den Kürzeren zieht. Die Strecken gefallen zwar meist mit ihrem Theming (inklusive der Musikuntermalung) passend zu ikonischen Orten aus Final Fantasy (von Gold Saucer bis Alexandria), sind aber in ihrem Kursdesign bisweilen langweilig, oft einfach zu schmal und auch einige lästige Ecken, an denen selbst die KI ab und an hängen bleibt, haben es ins Spiel geschafft. Dazu kommt, dass es nicht besonders viele davon gibt, was allerdings ein wenig dadurch abgefedert wird, dass es meist verschiedene Streckenvarianten gibt. Und auch die Fahrphysik fühlt sich bei Mario Kart einfach „stimmiger“ an.

Fire, Fira, Firaga

Zu einem Racer im Mario Kart-Stil gehören natürlich auch Items, die die Rennen chaotisch und fahrerischen Skill bisweilen nebensächlich machen. Auch hier orientieren sich die Entwickler am großen Vorbild – und setzen dann aber doch einen eigenen Spin darauf. Das beginnt schon mit verschiedenfarbigen Item-Boxen, geht aber dann damit weiter, dass sich die darin aufgesammelten Items addieren lassen. Bis zu drei Slots sind dafür verfügbar, wer zwei oder drei davon mit demselben Element füllt, bekommt ein Item mit ordentlich Wumms. Dazu kommen aber noch andere Spezialitems, von denen besonders die Portale Chaos anrichten können: Wer durch das eine fährt, kommt beim anderen wieder raus, was in beide Richtungen (und nicht nur für euch!) funktioniert. Wenn ihr Pech habt, landet ihr also plötzlich am Ende des Feldes. Damit noch nicht genug hat jeder Charakter – abgesehen von seinen Stats – auch noch eine Spezialfähigkeit, die nach dem Aufladen der passenden Anzeige ausgeführt werden kann. Nicht alles fühlt sich sauber ausbalanciert an, aber es gibt trotzdem viel Potenzial, hier in dem Fahrerpool jemanden zu finden, der zu eurem Fahrstil passt. Und damit eine Menge Chaos anzurichten, denn die Rennen sind gefühlt noch chaotischer, als wir es von Mario Kart gewohnt sind.

Lite und Season Pass

Drei Punkte wollen wir noch kurz ansprechen: Erstens gibt es eine eigene Version namens Chocobo GP Lite, die man gratis herunterladen kann. Sie bietet nur eine eingeschränkte Charakterauswahl, kann keine Lobbys für Multiplayer-Modi erstellen und Online nur den Chocobo GP-Modus spielen – trotzdem eine gute Möglichkeit, in das Spiel hineinzuschnuppern (euer Fortschritt kann in die Vollversion mitgenommen werden). Zweitens gibt es im Spiel einen Online-Store, den wir nur eingeschränkt ausprobieren konnten. Momentan gab es nur Unlocks durch InGame verdiente Währung, aber es gibt auch einen Bereich, wo man offensichtlich gegen mit Bargeld erworbene Währung Inhalte kaufen kann. Was man dort finden wird, können wir noch nicht sagen. Aber drittens wurde auch schon ein Season Pass angekündigt, bei dem unter anderem Cloud als Fahrer freigeschaltet werden kann. Chocobo GP wird also sicher noch in der Zukunft mit weiteren Inhalten ausgestattet – zu welchem Preis wird sich noch weisen.

Fazit

Wertung - 7

7

Keine Chance auf den Sieg

Chocobo GP ist ein solider, wenn auch nicht überragender Fun-Kart-Racer mit zwei großen Problemen: die Plattform und das Timing. Das Spiel macht grundsätzlich viel richtig, auch wenn im Detail bei vielen Systemen, aber auch den Strecken mit mehr Polishing viel mehr drin gewesen wäre. Aber richtig auffällig, wie viel besser das alles geht, wird es einfach, wenn man auf der Switch gegen das übermächtige Mario Kart 8 Deluxe antreten muss – und das noch dazu zu jenem Zeitpunkt, an dem Nintendo mit neuen Strecken das Interesse an diesem Spiel in nochmals neue Sphären schraubt. Das Final Fantasy-Flair mag gefallen, die Strecken und Figuren (teilweise) nostalgische Gefühle in Veteranen erwecken, aber im Endeffekt zieht man gegen Nintendos Konkurrenz deutlich den Kürzeren. Trotzdem: Sollte euch die Idee eines Fun-Racers mit Final Fantasy-Flair ansprechen, holt euch die Lite-Version und probiert es einfach aus!

Genre: Fun-Racer
Entwickler: Square Enix
System: Switch
Erscheint: 10. März 2022
Preis: ca. 50 Euro

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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