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Review: Astria Ascending

Mächtige Halbgötter - kurze Lebenszeit

Im JRPG-Genre hat man es als unbekannter Name nicht gerade leicht, wird der Markt doch von einigen großen Marken und den dazugehörigen Fans dominiert. Dazu kommt, dass viele Spieler von JRPGs echte Epen erwarten – gar nicht so leicht zu stemmen für ein kleineres Studio samt schmalerem Budget. Trotzdem gibt es immer wieder Entwickler, die versuchen, in den Markt einzudringen und mit frischen Ideen zu punkten. Dabei hilft natürlich, bekannte Namen an Land zu ziehen. Im Fall von Astria Ascending wären das Kazushige Nojima (Autor bei Final Fantasy VII, VIII, X und Kingdom Hearts) sowie Hitoshi Sakimoto (Komponist von Spielen wie Final Fantasy Tactics, Vagrant Story und Final Fantasy XII). Gelingt es mit dieser Unterstützung, ein interessantes, frischen Rollenspiel abzuliefern?

Halbgott mit Ablaufdatum

Es ist nicht so einfach, viele verschiedene Wesen zu einem friedlichen Zusammenleben zu bringen. Genau das ist allerdings – mit Vorbehalt– auf dem Kontinent Orcanon gelungen. Die größten Opfer bringen dabei jene Recken, die aus den verschiedenen Rassen auserwählt werden, um als Halbgötter die Harmonie zu schützen: Sie bekommen gewaltige Kräfte, müssen aber gleichzeitig ihrer Sterblichkeit ins Auge sehen. Nur drei Jahre wärt das Leben eines Halbgottes – und als wir unsere Heldentruppe treffen, sind davon sogar nur noch drei Monate übrig. Jeder Protagonist geht mit dieser Situation anders um, Spannungen innerhalb der Gruppe sind zu bemerken – und trotz dieser interessanten Ausgangslage bleiben die Charaktere und die Story leider etwas flach. Das liegt zu einem gewissen Grad auch daran, dass wir unsere Helden im Schnelldurchlauf auf einmal kennenlernen, statt uns ausgiebiger mit einer Figur nach der anderen zu beschäftigen, aber auch daran, dass es schwer ist, einen echten Sympathieträger auszumachen. Ja, die Ereignisse der Handlung und auch Nebenquests helfen, die Party besser kennenzulernen und bieten auch einige interessante moralische Themen, aber dennoch kommt die Story nicht so richtig auf Zug und die Helden wollten uns nicht so richtig ans Herz wachsen.

Jump’n’Run trifft Rollenspiel

Deutlich besser als die Story gefällt uns da schon das Gameplay. Zwar wirken die ersten Ausflüge nach 08/15 Rollenspiel, wenn auch mit wunderschön handgezeichneten Hintergründen (dafür aber mit etwas unrund wirkenden Animationen bei den Figuren); aber spätestens in den Dungeons kommt sogar ein wenig Jump’n’Run-Feeling auf, wenn Abgründe auf uns warten, versteckte Schätze locken und diverse Puzzles zu lösen sind (die Herausforderung hält sich dabei allerdings in Grenzen). Klassischer – aber deshalb nicht schlechter – sind auch die Kämpfe: Sie laufen rundenbasiert ab und kreuzen das Suchen nach Schwächen der Gegner mit Extrapunkten für Aktionsverstärkungen im Stil von Bravely Default. Dazu kommt, dass ihr eure Charaktere per Skilltree nach euren Vorstellungen anpassen könnt, was gemeinsam mit der Fähigkeit, eure aktive Party auch im Kampf zu wechseln, viele taktische Möglichkeiten für Gefechte gibt. Das Kampfsystem ist neben den Hintergründen sicherlich eines der Highlights des Spiels, wenn auch nicht fehlerlos. Zum Beispiel wäre eine eingeblendete Zugreihenfolge sicherlich nützlich, genauso wie es gar nicht so einfach ist, jenen Schwierigkeitsgrad zu finden, an dem Kämpfe interessant, aber nicht mühselig werden. Aber vielleicht wird hier noch nachgebessert, genauso wie bei den zu kleinen Texten im Switch-Handheld-Modus, den langen Ladezeiten auf PS4/Xbox One und einigen Scrolling-Rucklern selbst auf NextGen-Konsolen. Hier hat die PC-Fassung die Nase vorn.

Fazit

Wertung - 7

7

Gute Ansätze allein reichen nicht

Astria Ascending probiert mit großen Themen, schönen Designs und einem etwas altbackenen, aber gerade dadurch vertrauten JRPG-Feeling zu punkten – und verfehlt dann doch irgendwie das große Ziel, ein gelungenes Gesamtpaket zu sein. Die Story schafft kaum Höhepunkte und verfängt sich in der zweiten Hälfte in Wiederholungen, das Kampfsystem bietet viele Möglichkeiten, wird aber im Laufe der Zeit je nach Schwierigkeitsgrad zu einfach oder zu langwierig und selbst einigen guten Ideen, wie den Platforming-Dungeons, geht mangels Anspruchs die Puste aus. Damit bleibt Astria Ascending zwar ein interessantes Spiel mit guten Ansätzen, dem aber im Endeffekt dann doch das gewisse Etwas fehlt, das es zum echten Konkurrenten für andere Vertreter des Genres machen würde. Schade eigentlich, denn die Ideen sind gut. Nur bei der Durchführung haperts leider ein wenig.

Genre: Rollenspiel
Entwickler: Artisan Studios
System: PC/Xbox One/Xbox Series/PS4/PS5/Switch
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 60 Euro oder gratis im Gamepass

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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