Review: Yooka Re-Playlee
Wie Playtonic sein Debüt neu erfindet – und warum das Remake 2025 genau die richtige Dosis N64-Glückshormone liefert.
Ein Remake? Ein Remaster? Playtonic nennt es augenzwinkernd „Remasker“ – und tatsächlich poliert Yooka Re-Playlee die Vorlage nicht nur auf, sondern feilt an Struktur, Steuerung und Komfort. Wir haben die PC‑Version am Spiele‑PC und auf dem Steam Deck ausführlich gespielt – und blicken auch auf die Fassungen für PlayStation 5, Xbox Series und Switch 2.
Entwicklung: Vom Kickstarter‑Traum zum „Remasker“
Yooka‑Laylee war 2017 die große Rare-Hommage eines Teams aus Ex‑Rare-Veteranen bei Playtonic. Viel Charme, aber auch Schwächen (Kamera, Progression, Minigames). Acht Jahre später kehrt das Duo Yooka und Laylee als Yooka Re‑Playlee zurück – mit neuer Einstiegspassage, überarbeitetem Story‑Rahmen in Bilderbuch‑Optik, von Beginn an freigeschaltetem Moveset und bereits „expandierten“ Welten. Mehr Komfort (Weltkarte, Schnellreise via Mark), neue Währung (Q.U.I.D.s), Tonics‑Tuning bei Vendi und brandneue Rextro-Herausforderungen ersetzen die alten Arcade‑Minispiele. Die Frage: Bleibt der 3D‑Collect‑a‑thon‑Zauber – und fühlt es sich endlich wie der erhoffte Nachfolger der Banjo‑Kazooie-Ära an?
Story & Struktur: Offen – manchmal zu offen
Die Rahmenhandlung rund um Capital B, Hivory Towers und die Jagd nach Pagies bleibt vertraut, die Erzählung ist pointierter und flotter inszeniert. Das große Design‑Manöver: Die Welten sind von Anfang an komplett, Progressions‑Barrieren (Expansions, Move‑Gates) sind weitgehend entfernt. Das schafft Freiheit – aber auch Orientierungslosigkeit. Die neue Karte samt Checklisten hilft, ebenso die Schnellreise. Dennoch fühlt sich das Pacing in den ersten Stunden großartig an und flacht danach stellenweise ab: Ohne die alte „Welt‑erweitern“-Kurve fehlen natürliche Schwierigkeitsstufen, was besonders in den großen Arealen zu sprunghaften Herausforderungen führen kann. Kurz: Ein mutiger Schnitt, der Komfort gewinnt, dafür ein wenig Struktur vermissen lässt.
Spielgefühl & Steuerung: Endlich griffig
Die gute Nachricht zuerst: Das Duo steuert sich spürbar präziser. Der Reptile‑Roll gleitet sanfter, die Kamera zickt seltener, Kletter‑ und Sprungketten gehen sauber von der Hand. Die neuen Rextro-Abschnitte (isometrische Geschicklichkeits‑Challenges) sind eine deutliche Verbesserung gegenüber den alten Arcade‑Einschüben. Die Kartos-Minenkarren sind überarbeitet – angenehmer lesbar und weniger frustig –, bleiben aber Geschmackssache. Insgesamt: spürbar moderner, flüssiger, reaktionsfreudiger.
Inhalte & Sammeltrieb: Doppelt hält besser
Yooka Re‑Playlee verdoppelt die Zahl an Sammelobjekten, streut zusätzliche Nebenwege und alternative Lösungen ein und hält den Spielfluss dank Tonics‑ und Kosmetik‑Belohnungen oben. Der Humor trifft öfter als früher – Playtonic spielt wieder gekonnt mit Meta‑Witzen, ohne es zu überreißen. Wer Collect‑a‑thon‑DNA liebt, bekommt hier die bisher beste Yooka‑Dosis.
Technik & Präsentation: Bunter, orchestraler, stabiler (meist)
Optisch legt das „Remasker“ deutlich zu: dichtere Vegetation, bessere Beleuchtung, Partikeleffekte (Schnee, Nebel), schärfere Texturen. Akustisch ist das Highlight die neu arrangierte, orchestral eingespielte Musik – Grant Kirkhope und David Wise liefern, was das Herz nostalgischer 3D‑Plattformer‑Fans begehrt. Kleinere Bugs gibt’s noch, je nach Plattform unterschiedlich stark – dazu unten mehr.
Unser Test: PC & Steam Deck
Spiele‑PC (Windows, Steam): Auf dem PC läuft Yooka Re‑Playlee sehr sauber. V‑Sync‑Stufen, hohe Framerates und kurze Ladezeiten sorgten am Redaktions‑Rechner für ein angenehm „buttriges“ Spielgefühl. Grafik‑Präsets sind klassisch gehalten; die Optionen sind nicht überbordend, aber ausreichend. HDR‑Support und saubere Eingabelatenz runden das Bild ab.
Steam Deck (OLED, 45‑fps‑Profil): Auf dem Steam Deck ist das Spiel „Steam Deck Verified“, wirkt aber bewusst „eingezurrt“: Standardmäßig sind die Grafikoptionen ausgeblendet und die Framerate auf 45 fps begrenzt – dafür hält die Performance in den Welten sehr stabil. Kurze Drops beim Laden von Hubs sind drin. Wer feintunen will, kann mit dem Startparameter „SteamDeck=0“ die Anzeige‑Optionen freischalten und Presets von „Low“ bis „Ultra“ testen – wir empfehlen fürs Steam Deck ein ausgewogenes Setting (mittlere Details, 45 fps‑Limiter) plus TDP‑Feintuning für längere Laufzeit. Fazit mobil: Sieht gut aus, läuft rund, spielt sich prima auf dem Handheld.
Versionen im Vergleich: PS5, Xbox Series & Switch 2
Auf PlayStation 5 und Xbox Series zielt Yooka Re‑Playlee auf 60 fps und profitiert sichtbar von der höheren Kopf‑ und Kantenschärfe – ideal, wenn ihr am großen TV spielt. Die Switch 2-Fassung bringt die optischen Upgrades sauber rüber, ist zum Launch jedoch auf 30 fps begrenzt. Das ist stabil, fühlt sich aber im Direktvergleich weniger geschmeidig an. Zudem berichten einige Tester von vereinzelten Abstürzen und kleineren Darstellungsfehlern auf Switch 2. Positiv: Playtonic untersucht einen 60‑fps‑Modus für Switch 2. Unterm Strich: Am TV sind PS5/Xbox Series die „Best Feel“-Versionen; mobil überzeugt derzeit vor allem das Steam Deck.
Komfort & Umfang: Karte, Schnellreise, Tonics – ein echter Qualitätssprung
Die neue Weltkarte markiert NPCs, Pagies und Fortschritt, Mark dient als Warp‑Punkt – enorm hilfreich, wenn im letzten Viertel die „wo fehlt noch was?“-Frage aufkommt. Vendi lässt euch per Tonics mehrere Gameplay‑Modifikatoren gleichzeitig ausrüsten; die neue Währung (Q.U.I.D.s) füttert Kosmetik und QoL‑Tweaks. Zusammen mit dem freien Moveset ergibt das einen Spielfluss, der 2025er‑Gewohnheiten deutlich besser bedient als 2017.
Kritikpunkte: Struktur‑Trade‑offs & Restbaustellen
Die Öffnung der Welten nimmt klassische Progressions‑Kicks – wer die alte „erst lernen, dann erweitern“-Kurve mochte, wird das vermissen. Kameramacken sind seltener, aber nicht völlig verschwunden. Die Kartos-Abschnitte sind besser, bleiben aber polarisierend. Und ja: Je nach Plattform gibt es noch Bugs – von weichen Bildraten‑Hickups bis zu seltenen Abstürzen.
Kleine Kaufberatung: Upgrade‑Rabatt & Retail
Besitzer von Yooka‑Laylee (digital) erhalten einen Plattform‑gebundenen 30‑%‑Rabatt auf Yooka Re‑Playlee (PS4→PS5, Xbox One→Xbox Series, Switch→Switch 2). Auf Switch 2 gilt der Rabatt derzeit automatisiert in Nintendo of America‑Regionen; andere Regionen sind technisch (noch) nicht abgedeckt. Die Retail‑Fassung (vertrieben von PM Studios) für Konsolen erscheint Mitte Dezember – mit kleinen Goodies in der Box.
Fazit:
Wertung: - 8.5
8.5
Yooka Re‑Playlee ist genau das, was der Name verspricht: ein zweiter Anlauf, der die Stärken des Originals betont und viele Schwächen ausmerzt. Nicht jede Design‑Entscheidung wird alle glücklich machen – insbesondere die komplett geöffneten Welten sind ein Zweischneidiges‑Schwert. Doch das Zusammenspiel aus griffigerem Handling, besserer Lesbarkeit, spürbaren QoL‑Verbesserungen und einer liebevoll orchestrierten Tonspur hebt die Abenteuer von Yooka und Laylee endlich auf das Niveau, das wir uns 2017 erhofft hatten. Für Fans von 3D‑Collect‑a‑thons ein klarer Pflichtbesuch; für Neulinge der beste Einstieg in das Playtonic-Universum.
Entwickler: Playtonic Games
Erscheint: erhältlich
System: PlayStation 5, Nintendo Switch 2, Xbox Series, Microsoft Windows
Preis: ca. 30 Euro





