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Review: XCOM 2

Jahre nachdem die Menschheit in Kontakt mit den Außerirdischen gekommen ist, haben wir die Wahrheit erkannt: Die Aliens sind nicht unsere Feinde, sondern unsere Freunde, die gekommen sind, um die Welt in friedlicher Koexistenz zum Besseren zu wenden. Zum Glück hatten sie damals kein Problem, die X-Com auszuschalten, also jene Organisation, die von den Regierungen der Welt mit dem Abwehrkampf betraut wurde. Deshalb konnten wir Erdlinge uns ihrer Führung anvertrauen. Doch trotz aller Fortschritte, die diese neue Zeit mit sich brachte, trotz des nun herrschenden Friedens, gibt es immer noch Rebellen, die sich nicht in die neue Weltordnung eingliedern wollen und durch ihren Terror eine Veränderung herbeizwingen wollen. Bis jetzt waren die verstreuten Truppen allerdings keine Gefahr für die mächtigen neuen Herrscher der Erde. Doch könnte sich nun das Blatt wenden und die wenigen Rebellen eine Bedrohung für die neue Weltordnung werden?

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Die Konsolenversionen
Nach der PC-Version vom Februar dieses Jahres erscheint XCOM 2 nun auch für PS4 und Xbox One. Bereits der Vorgänger XCOM: Enemy Unknown funktionierte auf PS3 und Xbox 360 sehr gut, umso gespanter waren wir natürlich, ob auch diesmal der Spielspaß bei der Portierung des Strategiespiels nicht auf der Strecke bleibt. Um es gleich vorweg zu sagen: die Wartezeit hat sich gelohnt und man merkt dem Spiel auch an, dass bereits bei der ursprünglichen Entwicklung die Konsolenversionen mit ihrer Joypad-Steuerung mit eingeplant wurde. Einige Dinge sind sogar logischer platziert als in der PC-Version, vor allem die Zielansicht wirkt nun, als wäre sie eigentlich von Anfang an für Konsolen entwickelt worden. Das Kommando über eure Soldaten geht also recht flott von der Hand. Waren die Linux- und Mac-Versionen von einigen technischen Mängeln geplagt, so hat man sich bei den Konsolenports sichtlich mehr Mühe gegeben. Bis auf einige Einbrüche der Bildrate bei gewaltigen Explosionen sowie leichtes Tearing in einigen Zwischensequenzen und der eine oder andere Fehler bei einigen Animationen (gab es auch in der PC-Version) fiel uns nichts gravierendes auf. Nichts was den Spielspaß trüben würde, für den nächsten Patch wünschen wir uns nur eine Reduzierung der Ladezeiten zwischen den Missionen, das müsste auf den aktuellen Konsolen doch schneller gehen.

 

Willkommen zurück, Commander
Nein, keine Angst, XCOM 2 verrät nicht die klassischen Prinzipien der Serie – die Aliens sind nach wie vor böse und müssen bekämpft werden, auch wenn sie sich als gütige Eroberer darstellen. Firaxis stellt mit dem zweiten Teil des Klassiker-Reboots allerdings vieles auf den Kopf: Die X-Com ist nicht mehr jene Organisation, die eigens gegründet wurde, um die Aliens loszuwerden; stattdessen ist sie nach der fatalen Niederlage im ersten Konflikt (die Prämisse des Spiels basiert nämlich darauf, dass wir in Teil 1 nicht den Sieg davon trugen, sondern kapitulieren mussten) in den Untergrund abgetaucht. Nach etlichen mageren Jahren, in denen man den Aliens kaum etwas entgegensetzen konnte, kommt jetzt allerdings wieder Hoffnung auf: Der Commander – also der Spieler – ist zurück und soll die Aliens endlich vom Erdball vertreiben. Wenn es doch nur so einfach wäre …

Die Prämisse, dass diesmal wir die Angreifer sind und gegen einen Feind kämpfen, der den Planeten im Griff hält, ist, was XCOM 2 gleichzeitig so vertraut und andererseits so frisch macht. Denn an den Grundzügen hat sich eigentlich nichts geändert – viele Rädchen greifen ineinander und sorgen für ein komplexes Gameplay-Erlebnis: Wir führen unsere Soldaten in Einsätze auf der ganzen Welt, bekämpfen Aliens und erledigen allerhand Aufträge; gleichzeitig bauen wir unsere Basis aus, sammeln Ressourcen, erforschen Artefakte und neue Konzepte, die uns im Kampf gegen die Außerirdischen helfen, und suchen nach dem Schwachpunkt der Invasoren, um den Endsieg davonzutragen.

Nicht mehr mein XCOM?
Im Detail hingegen sind die Änderungen schon nach wenigen Minuten offensichtlich. Unsere Basis ist nicht mehr in der Erde vergraben, sondern ein fliegender Träger namens Avenger. Sie ist diesmal also mobil und kann von Territorium zu Territorium reisen. Das führt zu einem neuen Gameplay-Element – statt einfach in der Globus-Ansicht die Zeit verstreichen zu lassen, reisen wir von Gebiet zu Gebiet und führen dort Scans durch. Auf der Weltkarte sehen wir, welche Scans wo möglich sind und was sie uns nach welcher Zeit bringen werden – hier eine gute Auswahl zu treffen, wann wir uns welchen Bonus holen, ist wichtig, denn Ressourcen sind immer knapp, aber gleichzeitig tickt die Uhr, die die Aliens dem Spielsieg näher bringt. Holen wir uns neue Soldaten, Wissenschaftler oder Ingenieure? Verschaffen wir uns Informationen, sammeln Versorgungsgüter auf oder nehmen wir Kontakt mit anderen Widerstandsgruppen auf, die unser Gebiet erweitern und weitere Boni bringen? Die Auswahl ist groß, doch die Zeit ist knapp, sodass man ständig Prioritäten setzen muss.

Die Uhr tickt
„Die Zeit ist knapp“ trifft auch auf die meisten Missionen zu. Der eigentliche Ablauf der Kampfeinsätze hat sich nur geringfügig verändert, sodass sich XCOM-Veteranen gleich zurecht finden sollten: Jeder Soldat hat zwei Aktionen, von denen er entweder eine für eine Bewegung und eine für eine Aktion oder beide für einen Sprint einsetzen kann; Gegner in Reichweite können beschossen werden, ist niemand in der Nähe (oder die Trefferchancen zu schlecht), empfiehlt sich, per Overwatch dem Soldaten zu befehlen, auf jeden Gegner zu schießen, der in sein Blickfeld gerät. Allerdings ist die Taktik, sich Großteils einzuigeln, nach vorne zu schleichen und ständig Overwatch zu aktivieren, diesmal nicht ganz so erfolgsversprechend wie im Vorgänger. Firaxis hat in die einzelnen Einsätze nämlich allerhand Tricks eingebaut, um uns das Schleichen abzugewöhnen. Das kann die simple Tatsache sein, dass wir nur wenige Züge haben, bis wir einen Datenknotenpunkt gehackt haben müssen, ein Rundenlimit, bis eine Evakuierung unmöglich wird, oder das Wissen, dass bei einem Angriff auf den Widerstand (was den Terrormissionen aus dem Vorgänger gleicht) diesmal eine gewisse Anzahl an Zivilisten gerettet werden muss, wodurch man durchaus bisweilen waghalsige Aktionen starten muss, um das Missionsziel doch noch zu erreichen, denn die Zeit ist grundsätzlich knapp bemessen. Zum Ausgleich seid ihr in den meisten Einsätzen dafür zunächst unsichtbar, da die Aliens nichts von eurer Anwesenheit wissen, bis sie euch sehen oder ihr euch (vor allem durch Waffeneinsatz) bemerkbar macht. Wenn es euch gelingt, eine Patrouille per Overwatch und einem gezielten Schuss ins Kreuzfeuer zu manövrieren, ist das ein großartiges Gefühl.

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SimXCOM
Ein großartiges Gefühl ist es auch, seinen Soldaten beim Wachsen zuzusehen, denn XCOM ist dafür bekannt, dass man eine Bindung zu seinen Einheiten aufbaut. Durch regelmäßigen Einsatz gewinnen sie Erfahrung, werden einer gewissen Klasse zugeteilt (hier wurden übrigens fast alle überarbeitet – neben dem Scharfschützen, der erneut einen Auftritt hat, gibt es nun den Grenadier, den schwert-schwingenden Ranger und die mit einer Drohne ausgestatteten Spezialisten, die dank ihrer Drone nicht nur heilen, sondern auch auf Distanz hacken können) und erwerben Fähigkeiten aus einem Skill-Tree. Ausgestattet mit neuen Waffen, Items und Rüstungen, die wir erforschen können, werden sie irgendwann zur tödlichen Kampfmaschine, an die man allerdings nicht zu sehr sein Herz hängen sollte – allzu oft endet die Konfrontation mit den Aliens in Verwundungen oder gar im Tod der Soldaten, und wer eine enge Bindung aufgebaut hat, wird den Schmerz über das Ableben durchaus spüren. Denn auch die Aliens rüsten konstant auf und wer glaubt, schon alles gesehen zu haben, wird regelmäßig von neuen Waffen und Kreaturen mit neuen Fähigkeiten überrascht. Auch hier gibt es ein paar „bekannte Gesichter“ (die sich aber zum Teil deutlich weiterentwickelt haben), aber der Großteil der Einheiten sind brandneue Einheiten (darunter eine nette Hommage an das Urspiel mit der Rückkehr der Schlangenmenschen).

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Weniger Spaß macht allerdings leider die technische Performance der Releaseversion. Über lange Ladezeiten beim Starten und Beenden einer Mission kann man noch hinwegsehen, aber auf einem unserer zwei Windows-Testrechner kam es regelmäßig zu Abstürzen und der Fog of War lichtete sich bisweilen nur widerwillig; auf dem anderen, eigentlich schwächeren Gerät lief XCOM 2 hingegen ohne Probleme. Noch schlimmer sieht die Situation allerdings für Apple- und Linux-Fans aus, wo das Gameplay oftmals ins Stocken gerät und die Framerate stark einbricht. Hier müssen wir auf einen baldigen Performance-Patch hoffen.

Review Overview

Wertung - 9

9

Achtung, Suchtgefahr!

„Nur noch eine Mission“. „Ich möchte nur noch wissen, was bei der Forschung rauskommt“. „Warte, ich muss noch herausfinden, wie ich am besten in diese Basis eindringe“. Sätze wie diese prägen seit einer Woche meinen Alltag. Und selbst, wenn ich XCOM 2 gerade nicht spiele, ertappe ich mich dabei, meine Taktik zu überdenken und über den letzten Einsatz nachzugrübeln. Die Aliens haben die Erde übernommen und damit ein großes Loch in mein Zeitbudget geschlagen. Nach einem kurzen Kulturschock, in dem man sich an das neue Gameplay, die neuen Gegner und die neuen Konzepte gewöhnen muss, kommt das altbekannte XCOM-Feeling auf, auch wenn – oder gerade weil? – XCOM 2 eben nicht eine 1:1 Kopie des Vorgängers mit einem neuen Anstrich ist. Hoffen wir, dass Firaxis noch ein wenig an der Performance feilt, denn dann ist auch der letzte Kritikpunkt hinfällig und XCOM 2 schon jetzt ein heißer Kandidat für das GOTY 2016.

xcom-2-coverGenre: Rundenstrategie
Entwickler: Firaxis
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 50 Euro
System: PS4, Xbox One, PC, Mac, Linux

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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