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Review: The Witcher Adventure Game (+ Video-Review)

The Witcher Adventure Game lässt bis zu vier Spieler die dunkle und im deutschsprachigen Raum nur wenig beachtete Fantasy-Welt des polnischen Schriftstellers Andrzej Sapkowski betreten. Mit einer detaillierten Umsetzung des im gleichen Jahr erschienenen Brettspiels aus dem Hause Fantasy Flight Games wagt die polnische Entwicklerfirma CD Projekt RED einen mutigen Schritt. Denn nicht immer gelingen Brettspiel-Umsetzungen für PC und Konsolen und oft liegen Wunschvorstellung und Endergebnis weit auseinander. Freude und Frust sind sich in diesem Genre hingegen näher als irgendwo sonst.

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Fantasy Flight Games – What else?

Wer Brettspiele wie Monopoly und DKT einmal hinter sich gelassen hat, kommt nicht am US-amerikanischen Spieleverlag Fantasy Flight Games vorbei. Von Herr der Ringe über Game of Thrones bis hin zu Star Wars hat sich der Verlag so ziemlich jedes große Franchise unter den Nagel gerissen und beweist, dass Monopole nicht immer schlecht sein müssen. Denn was Kreativität, Kontinuität und Qualität anbelangt, gibt es kaum etwas auszusetzen an der Linie des Verlags. Wer bei Fantasy Flight Spielen aber leichte Kost und simple Regeln erwartet, der sieht sich vor Spielbeginn oftmals mit einem recht komplizierten, aber in sich durchaus stimmigen Regelwerk konfrontiert. Ohne Video-Tutorial oder mehrfachem Durchlesen der Anleitung kommt man auch bei The Witcher Adventure Game nicht weit. Hat man aber einmal die Grundmechaniken des Spiels verstanden,  so steht dem Abenteuer in der düsteren Welt des Witchers nichts mehr im Weg.

Vier Helden und unzählige Abenteuer

Ziel des Spiels ist es, durch Sammeln von Hinweisen, Schmieden von Allianzen und Ausschalten von Gegnern unterschiedlich angelegte Aufgaben zu meistern und Abenteuer möglichst unbeschadet und mit genügend Siegespunkten zu überstehen. Dabei heben sich die vier spielbaren Charaktere erfrischender Weise deutlich voneinander ab, was den Replay-Faktor von The Witcher Adventure Game enorm hebt. Geralt of Rivia, Monsterjäger und Hauptprotagonist der Fantasy-Saga, ist geübt im Kampf mit Schwertern und besitzt die Spezialfähigkeit, magische Tränke für seinen Vorteil zu brauen. Der gleichermaßen charismatische wie hinterlistige Barde Dandelion ist Meister der Diplomatie und verdient dank seiner Spezial-Fähigkeit „Singen“ immer genug Kleingeld, um unliebsamen Ereignissen mittels Bestechung aus dem Weg zu gehen. Triss Merigold, die listige Magierin aus Maribor, muss ihre fehlenden Kampfkünste durch gut vorbereitete Zaubersprüche kompensieren und Yarpen Zigrin, zäher Anführer einer Gruppe von Zwergen, kann diese auch zu seinen Gunsten kommandieren und muss sich so nicht immer selbst die Hände schmutzig machen.

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Zu Beginn des Abenteuers stehen jedem Spieler zwei mögliche Quests zur Wahl. Damit bestimmt man auch gleichzeitig, ob man mit gezückter Waffe durchs Land zieht, sich in Diplomatie bemüht oder sich der Magie bedient, um ans Ziel zu gelangen. Hat man sich entschieden, reist man von Stadt zu Stadt durch schroffe Gegenden, um Nachforschungen anzustellen, Sidequests zu absolvieren oder Unterstützung zu mobilisieren. Die Aufgaben sind abwechslungsreich und führen jeden Spieler einzeln durch unglaublich atmosphärische Szenen und Orte. Von diesen Quest-getriebenen Geschichten und Zufallsbegegnungen lebt The Witcher Adventure Game. Aufgrund der Fülle von Aufgaben, Gegnern und Karten wird kein Spiel dem vorherigen gleichen. Auch was den genialen Soundtack, die grafische Gestaltung des Spielbretts mit wechselnden Sound-Effekten und 3D-Visualisierungen der Landkarte und das Artwork der Karten betrifft, haben sich die Entwickler selbst übertroffen. Man findet zurzeit kaum stilistisch besser umgesetzte Spiele auf diesem Gebiet.

SHOCK2 VIDEO-REVIEW

Was dem Spiel jedoch deutlich fehlt, ist eine spürbare Interaktion zwischen den Spielern. Alle sind mit ihren Aufgaben und den immer stärker werdenden Bedrohungen der Welt so beschäftigt, dass kaum Zeit bleibt, sich einen Überblick über die Situation seiner Mitstreiter zu verschaffen oder aktiv in andere Schicksale einzugreifen. Leider ist dieser Spagat zwischen Koop und Jeder-gegen-Jeden nicht wirklich gelungen und so muss man manchmal zwangsläufig feststellen, dass man irgendwie aneinander vorbeispielt. Gerade bei Computerspiel-Umsetzungen von Brettspielen, wo zwischenmenschlicher Kontakt und Gruppendynamik meist fehlen, sind solche Tatsachen schwer zu ignorieren.

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Wer ein Fan der Witcher-Saga ist, sollte sich das Spiel definitiv nicht entgehen lassen. Die Geschichten, die dieses Spiel schreibt, sind fantastisch, die Monster furchteinflößend und die Welt gewohnt unbarmherzig und gefährlich. Vor allem die Brettspiel-Variante von The Witcher Adventure Game hebt sich durch besserer Übersichtlichkeit und Stimmigkeit von der dafür preislich aber deutlich günstigeren PC-Variante ab. Leider wurde die Tablet-Version für IPad und Android schwer vernachlässigt und die PC-Version lieblos eins-zu-eins aufs Tablet portiert. Anpassungen bei Steuerung oder Grafik sucht man  vergebens.

Review Overview

Wertung - 7

7

Alle zusammen - jeder für sich!

„CD Projekt RED“ ist mit The Witcher Adventure Game eine solide Umsetzung des vielseitigen und sehr atmosphärischen Brettspiels gelungen, dass sich trotz umfangreichen Regelwerks schnell und intuitiv spielen lässt. Der eingängige Soundtrack und die abwechslungsreichen Quests können leider nicht ganz darüber hinwegtäuschen, dass die Spieler auf Grund fehlender Interaktion die meiste Zeit eher aneinander vorbeispielen, was dem Gesamteindruck des Spiels etwas schadet.

Genre: Brettspiel

Entwickler: CD Projekt RED
Erscheint: Erhältlich
Preis: ab ca. 10 Euro
System: PC, Mac, Android, iOS und als Brettspiel.

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