Review: Void Crew
Im Weltraum hört dich niemand schreien... außer deiner Crew.
Der Alarm dröhnt, das Blut gefriert und am Fenster fliegt die Kapitänin vorbei – zumindest das, was von ihr übrig ist.
Seit Star Wars sind wir als Gesellschaft fasziniert von Weltraumschlachten. Waghalsige Manöver durch Asteroidenfelder, Laser, die durchs leere All zischen, und ein Kampf, der in allen drei Dimensionen stattfindet – Weltraumkämpfe haben etwas einzigartig Aufregendes und Unberechenbares an sich. 1983 konnten wir dieser Fantasie nur in „Star Wars: Arcade“ nachgehen – 40 Jahre später haben wir No Man’s Sky, Star Wars Outlaws, Starfield … und noch viele mehr. Es gehört mittlerweile fast zum guten Ton, dass ein anständiges Science-Fiction-Game auch Weltraumschlachten inkludiert. Aber während sich diese Games meistens spielen wie erweiterte Lightgun-Shooter, schlägt Void Crew einen komplett anderen Weg ein – wobei es sich ästhetisch definitiv an Star Wars orientiert.
Wenn ihr schon mal Sea of Thieves gespielt habt, wird euch Void Crew vertraut vorkommen. Ihr startet mit bis zu drei anderen Spieler:Innen in ein brandneues Schiff und versucht dieses von Mission zu Mission zu navigieren. Dabei müssen konstant mehrere Aufgaben gleichzeitig erfüllt werden – das Raumschiff gehört gesteuert, jemand muss Schätze bergen und hoffentlich repariert gerade jemand eure Außenhülle. Idealerweise habt ihr auch eine Person an Bord, welche die Geschütze bemannt.
Rogue-likes sind vor allem für knackige Kämpfe bekannt und dafür, dass sich jedes Durchspielen komplett anders anfühlt. Void Crew legt seinen Fokus viel mehr auf das Zusammenspielen als Team. Keine Rolle ist wichtiger als die andere – jede ist absolut essenziell. Versäumt es ein Gunner, einen Gegner auszuschalten, welcher gerade seinen Angriff auflädt, könnte dieser das Schiff zerstören. Vor allem, wenn der Engineer die Verteidigungssysteme des Schiffes nicht intakt hält. Der Scavenger, mit seiner Grappling Hook, klettert währenddessen zügig auf Meteoriten, birgt deren Schätze und schließt Missionen ab. Als Pilot behaltet ihr den Überblick über das ganze Chaos und leitet eure Crew.
Ihr könnt jederzeit im Team die Rollen untereinander wechseln und sogar mischen, wie ihr wollt. Am Ende einer erfolgreichen Mission erhaltet ihr Erfahrungspunkte – mit diesen könnt ihr euren Skill Tree ausbauen, wie ihr wollt. Solltet ihr also planen, zusammen mit nur einem Partner ein dynamisches Duo zu werden, könnt ihr euch die einzelnen Skills so zusammenmischen, dass auch diese Konstellation funktioniert – das Spiel empfiehlt aber ganz klar zu viert einzusteigen.
Klingt kompliziert, ist es aber nicht – ihr führt als Team euer Schiff in eine Gefahrenzone, bergt dort Schätze oder schaltet gegnerische Schiffe aus, schließt die Mission ab und könnt euch entscheiden, ob ihr mit einem bereits angeschlagenen Schiff noch eine Mission anreißt, um noch mehr Loot zu ergattern oder euch lieber zurückzieht, um garantierte Belohnungen abzustauben – scheitert ihr in einer Mission, bekommt ihr nämlich nur einen Bruchteil der Erfahrungspunkte. Mehr Risiko heißt also gleich mehr Belohnungen. Mit jedem Level-Up erhaltet ihr die bereits erwähnten Skill Points oder auch kosmetische Items, um eure Ectypes zu kostümisieren. Diese sind durchgängig nett anzusehen und das Mischen der einzelnen Teile erlaubt einiges an individueller Anpassung – dies führt wiederum dazu, dass sich erfolgreich abgeschlossene Missionen immer wieder auszahlen.
Void Crew verlangt nicht gutes Teamwork von euch – es verlangt Perfektion. Ihr müsst ein eingespieltes Team sein und die zahlreichen Feinheiten eures Schiffes verstehen, um selbst in der leichtesten Mission auch nur den Hauch einer Chance zu haben. Der Schwierigkeitsgrad ist durchgängig hoch – ein Co-Op-Spiel führt unweigerlich zu einigen lustigen Momenten, aber im Gegensatz zu Sea of Thieves sind bereits kleine Fehler schon schwerwiegend. Euer Schiff hat viele Einzelheiten, die es zu beachten gibt – eine offen gelassene Tür ist jetzt im Winter auf der Erde ärgerlich, im All ist es der Untergang. Immer steht man im Space Battle auf der schwächeren Seite – die Gegner sind zahlreich, beschießen euch aus allen Richtungen und können ein Team bereits in den Anfangsminuten überfordern. Es gibt keinen leichten Weg, um sich oder sein Schiff zu heilen – immer werden seltene Ressourcen dafür verwendet. Vereinzelte Elemente wirken so, als wären sie für die Early Access Community des Spieles entworfen worden und nicht für neue Player. Das User Interface besteht aus so vielen Teilen, dass es schnell unübersichtlich werden kann. Auch nach mehreren Stunden Erfahrung in dem Game verwirren einzelne Elemente noch immer oder sind zu klein geraten, als dass man sie klar lesen könnte.
Das klingt für manche jetzt vielleicht abschreckend und für andere wiederum verlockend. Wenn die Team-Arbeit funktioniert und alle Spieler wie ein Uhrwerk zusammen ihre Aufgaben erledigen, dann fühlt es sich großartig an, gemeinsam eine Mission abzuschließen – dementsprechend schön ist dann auch die Atmosphäre, wenn man sich als Team seine Belohnungen abholt. Das kann schon mal einen schwierigen Tag versüßen. Dabei erinnert Void Crew an Souls-like-Games, wo sich der verdiente Sieg über unbesiegbar wirkende Situationen einfach unglaublich gut anfühlt. Andererseits macht das Game mit all seinen zusammenspielenden Mechaniken generell schon so viel Spaß, dass man sich öfters wünscht, den Schwierigkeitsgrad einfach runterdrehen zu können. Manchmal will man eben einfach mit drei seiner Freunde im Weltraum eine coole Schlacht erleben, ohne gleich auf jedes Detail achten zu müssen.
Wertung: - 7.5
7.5
Fazit: Auch wenn der hohe Schwierigkeitsgrad zu manch frustrierendem Moment führen kann, fühlen sich die kollektiv gefeierten Siege umso verdienter an. Void Crew hat das Potenzial, ein absoluter Co-Op-Klassiker zu werden. Metem preserve you!
Entwickler: Hutlihut Games
Erscheint: 25.11.2024
System: PC
Preis: ca. 30€