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Review: Virtua Fighter 5: Ultimate Showdown

Der Purist unter den Fighting-Games ist zurück!

Als Virtua Fighter 5 2007 für die Xbox 360 und PS3 erschien, hatte es erstaunlich wenig Konkurrenz auf der damals erst gut ein Jahr jungen Konsolen-Generation. Heute kaum mehr vorstellbar, war dies am 3D Beat’em Up-(bzw. Fighting Game-) Markt der 2000er eine Seltenheit, verging doch kaum ein Jahr ohne neue Ableger großer Serien wie Tekken, Mortal Kombat oder Soul Calibur mit etwas unregelmäßigeren Ãœberraschungsangriffen von Street Fighter oder Dead or Alive. Konnte ich mich also dann 2008 wieder kaum mehr aussehen vor hochrangiger Prügel-Spielware, genoss Virtua Fighter ein 2007 fast schon eine Monopol-Position. Das tat dem Titel damals auch sehr gut, denn im direkten Vergleich ist Virtua Fighter seit jeher zwar eine grundsolide, geradezu puristische Gameplay-Erfahrung, die aber mit ihrer nahezu völlig von Extravaganz befreiten Aufmachung wohl einfach in der Masse untergegangen wäre.

Kampf der Stereotypen

Der Minimalismus zeigt sich nämlich bereits an den Charakteren. Davon gibt es gut 20 und abgedrehte Dämonen oder Kängurus werden hier vergebens gesucht. Stattdessen werden tatsächlich real mögliche Kämpfer mit Genre-typischen Klischees besetzt wobei natürlich dazu gesagt sei, dass viele dieser Klischees von Sega mit dem ersten Virtua Fighter-Automaten 1993 erst erfunden wurden. Von Drunken Master, über eine Soldatin bis hin zum generischen Ninja, einer Kung-Fu Kämpferin und einem Wrestler gibt es weder große Versäumnis noch Überraschungen. 

Das Spiel im Spiel, jetzt wieder Solo

Ähnlich verhält es sich mit den gut 20 Stages. Jungle, Tempel-Anlage, Chinesische Mauer, Martial Arts-Arena, Sumo-Ring und Insel sind ausnahmslos relativ vergessens-wert und haben auch im Gegensatz zu älterer Genre-Konkurrenz wie dem 2005 erschienen Dead or Alive 4, keinerlei Auswirkung auf die Kämpfe. Während argumentierbar ist, das selbst rein visuelle Effekte wie bei aktuelleren Titeln wie Mortal Kombat 11, bereits zu sehr vom Haupt-Geschehen ablenken, wäre ein etwas größerer optischer Sprung zu dem doch schon immerhin 11 Jahre alten Virtual Fighter 5 Final Judgement doch wünschenswert gewesen. Schließlich lässt sich dieses bereits ganz umsonst auf einem virtuellen Arcade-Automaten in Yakuza 6: The Song of Life spielen. 

Zack, Zack, Zack

Kommt es dann zum tatsächlichen Gameplay wird eine ganz spezielle Nische nahezu perfekt befüllt. So fokussiert sich Virtua Fighter seit jeher auf einer auf nur drei Tasten ausgelegte Steuerung. Kicken, Schlagen, Blocken und jeweils Kombinationen aus diesen werden in rasanter Geschwindigkeit (und durchgehend sehr flüssigen 60 FPS) in sehr Adrenalin-geladenen Kämpfen aneinander gereiht. Nicht selten sind diese in unter 10 Sekunden erledigt da bereits eine 5-6 Treffer-Kombo das Ende bedeuten kann. Dank flotter Ladezeiten geht es danach aber zum Glück auch recht bald in die nächste Runde.

Die Schönheit der Schlichtheit…

Virtua Fighter 5 fühlt sich durch dieses geradezu minimalistische Setup gerade in der heutigen Zeit unglaublich zusammen kondensiert an. Hier lenkt nichts von dem direkten Vergleich an Reflexen ab. Gute Kombos verlangen sowohl gnadenlos perfektes Timing als auch perfekte Hintergrundwissen über sowohl alle eigenen Angriffsmuster als auch die des gegnerischen Charakters. Dank einer überschaubaren Move-Liste sind diese aber auch nach wenigen Matches verinnerlicht, wobei die Herausforderung natürlich darin liegt, das gelernte dann sinnvoll aneinanderzureihen. Hier ist Virtua Fighter 5 Ultimate Showdown genauso Pixel- und Frame-perfektionistisch wie vor 13 Jahren und nur wer diese mit einem ähnlichen Perfektionismus internalisiert, wird jemals das Gefühl haben wirklich gut in diesem Spiel zu sein.

…ist nicht für Jedermann

Auswendig gelernte Kombos wie in Tekken bringen einen nur bedingt weiter und nach taktisch platzierbaren Special-Moves wie in Mortal Kombat oder trickreichen Counter-Attacken wie in Dead or Alive wird hier vergebens gesucht. Virtua Fighter 5 Ultimate Showdown fühlt sich dadurch sehr gut gebalanced, absolut fokussiert aber auch absolut unspektakulär an.

Außer Draufhaun nicht viel zu tun

Das liegt allerdings auch an dem ansonsten sehr entschlackten Umfang des Titels. Ein Arcade-Modus lässt einen hintereinander gegen 10 Computergegner antreten, ein Trainings-Modus bringt einem die Grundlagen bei und lässt einen die Moves der einzelnen Charaktere einstudieren und ein Online-Modus erlaubt Lobbys und Turniere mit bis zu 16 Spielern. Gerade von letzterem hätte ich mir etwas mehr erhofft, ist der Online-Part des Titels zu Pandemie-Zeiten wohl der klare Fokus, bietet aber wenig Abwechslung und aufgrund des kaum veränderten Netcodes leider nicht einmal eine übermäßig stabile Erfahrung. Zwar lassen sich die Charaktere mit unterschiedlichen Zubehör anpassen, hier sind die Auswahlmöglichkeiten aber weder groß noch stilvoll. Einen Story-Modus oder ähnlichen werden dann letztlich vergebens gesucht wobei die generischen Kämpfer in diesem Bezug wohl ohnehin nicht sehr viel hergeben würden. 

Fazit:

Wertung: - 7.5

7.5

Pures Prügeln ohne Extras

Virtua Fighter 5 Ultimate Showdown ist gefühlt das perfekte 3D-Fighting Game für E-Sportler. Es ist rasant und lässt einen absolut Fertigkeiten-Vergleich ohne irgendwelche Ablenkungen zu. Da der Titel für PS Plus-Mitglieder gratis ist, dürften auch weniger kompetitive Spieler an den arcadig kurzen Runden Spaß haben und daher durchaus einen Download riskieren. Ansonsten kann ich aber den 30€ Kaufpreis dank der im besten Fall soliden Optik, dem extrem geringen Umfang und der nach 30 Jahren Beat’em Up-Geschichte einfach sehr generisch und abwechslungs-arm wirkenden Charaktere, nur jenen empfehlen, die wirklich verzweifelt einen puristischen Fertigkeiten-Vergleich ohne Firlefanz suchen. 

Genre: Beat’em Up (Fighting Game)
Entwickler: Sega
System: PS4
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 30 Euro (gratis auf PS Plus)

 

 

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