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Review: Venom: The Last Dance

Es gibt Fortsetzungen zu Filmen, die überflügeln ihre Vorgänger um Längen und bringen, das Unterhaltungslevel auf ein neues Niveau – und es gibt Venom: The Last Dance. Der dritten Kino-Episode um den außerirdischen Symbionten, der sich mit seinem menschlichen Wirt Eddie Brock (Tom Hardy) durch allerlei Abenteuer schlägt, mangelt es einerseits an einer Menge Kriterien, die sie zu einem guten Film machen würden, auf der anderen Seite ist sie vollgepackt mit redundanten Elementen, bei denen man sich wundert, wie es diese in den Film geschafft haben.

Episoden statt Handlung

Worum geht es in Venom: The Last Dance? Ganz so sicher waren sich Kelly Marcel (Autorin und Regisseurin) sowie Tom Hardy offenbar selbst nicht. Die eine Hälfte des Films stolpern Eddie Brock samt Venom durch karge Landschaften und liefern sich ein paar Wort- oder handgreifliche Gefechte miteinander oder mit Soldaten bzw. Aliens; die andere Hälfte dreht sich lose um den Fiesling Knull. Dieser Ober-Symbiont hat in Eddie und Venom den Schlüssel zur Flucht aus seinem Gefängnis erkannt und würde gerne alles Leben im Universum vernichten. Zwischen sporadischer Action und den Geplänkeln von Eddie und Venom werden charakterlich flache Figuren eingeführt, wie Dr. Payne (Juno Temple) oder eine vierköpfige Hippie-Familie auf Alien-Jagd – angeführt von Akteur Rhys Ifans (diesmal nicht als Lizard des Amazing Spider-Man-Universums). Hier kann man sich auf pathetische Gespräche zwischen dem jungen Sohn der Sippe und Eddie einstellen. Darüber hinaus verirrt sich das familiäre Quartett auch in den – ohnehin schon seltsam anmutenden – finalen Kampf, was dem ganzen Unterfangen noch mehr Fremdschäm-Potential verleiht.

Bis man im Endbattle aber den „Iron Man 3-Cringeness-Faktor“ in voller Blüte zu erleben bekommt, darf man sich über allerhand Fehlentscheidungen der Hauptfiguren wundern. Einmal z.B. entscheidet sich Venom aktiv dafür, sich (und eigentlich das gesamte Universum) in große Gefahr zu begeben, nur damit er ein wenig tanzen kann. Das macht für den Charakter keinen Sinn und ist einzig und allein dem Fakt zu schulden, dass sich die Produktion für eine – zugegeben – witzige Tanzsequenz im Film entschieden hat. Da diese in jenem Moment allerdings überhaupt keinen Sinn ergibt, nagt das arg an ihrem Entertainment-Faktor. Vielleicht lag es am Autoren-Streik anno 2023, vielleicht war das Team auch einfach unmotiviert, aber eines steht fest: Das Drehbuch und dessen Umsetzung im Fall von Venom: The Last Dance sind leider echt schlecht. Es gibt zwar so etwas wie einen roten Faden der Handlung, aber an diesem baumeln gefühlt nur szenische Versatzstücke. Auch ermüdend ist, dass in großen Zügen mehr Wert auf die teils forciert auf lustig getrimmten Dialoge zwischen dem Symbionten und seinem Wirt gelegt wird, als auf eine logische und im puncto Tempo stimmige Entwicklung der Story.

Lahme Summe teils ordentlicher Einzelteile

Visuell erwartet das Publikum solides CGI mit knackigen Bilder und Effekten sowie ansprechendem Creature Design. Lässig sind vor allem die unterschiedlichen animalischen Formen, die Venom in diesem Film einnimmt – auch wenn man die meisten davon schon im Trailer gesehen hat. Fans der Symbionten dürfen sich ferner auf mehr Varianten der puddingartigen Lebensformen einstellen – wenngleich auch mit einem bitteren Beigeschmack und mit einem Hauch, nein schon fast Windstoß, an Shazam-Finale-Flair. Hier wurde eine Sequenz, die eigentlich richtig cool sein hätte können, für einen unmotivierten Massenkampf verschleudert. Was auch schmerzt ist, dass im Film zwar viel Platz für unnötig erscheinende neue Figuren geschaffen wurde, Eddies Ex-Verlobte und Lichtblick der Vorgänger, Anne (Michelle Williams), es aber nicht in den Streifen geschafft hat. Immerhin ist die lustige Ladenbesitzerin Mrs. Chen (Peggy Lu) kurz, aber umso mehr grundlos und bemüht, in die Story integriert. Ebenso schade ist, dass der eigentliche Widersacher Knull fast keine Zeit auf der Leinwand bekommt. Wenn der letzte Tanz dann in einer beinahe so cringen Schlusszene endet, wie man sie in Madame Web erleben durfte, und selbst die faden Mid- und Post-Credit-Scenes es nicht schaffen, die Laune nach oben zu reißen, dann weiß man, dass man zwar irgendwie entertaint wurde, aber richtig gute Unterhaltung eben doch anders aussieht.

Fazit

Wertung

Ich war ein großer Fan von Venom (2018) und auch das Sequel Venom: Let there be Carnage (2021) hat mir deutlich besser gefallen als so manchem Kritiker oder mancher Kritikerin da draußen. Was Sony hier aber abgeliefert hat, ist zwar kein Debakel à la Madame Web, wird jedoch dem Anspruch, den man an den Abschluss einer Trilogie stellt, leider nicht gerecht. Durch die Abwesenheit des Flairs der ersten beiden Teile, das ermüdende Geplänkel zwischen Venom und Eddie und die vielen zahlreichen und leider uninteressanten Nebenfiguren verliert sich das ganze Unterfangen in einem kruden Mix aus Belanglosigkeiten, deren Einzelteile zwecks Kaschierung der mangelnden Kohärenz oft mit so viel Pathos, gezwungener Coolness oder krampfhaftem Witz gewürzt sind, dass man sich schwer tut, den letzten Tanz von Eddie Brock und seinem außerirdischen Kumpel Venom zu genießen.

Kurzinformationen
Land, Jahr: USA, 2024
Filmlänge: 110 Minuten
Genre: Action
Regie: Kelly Marcel

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