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Review: Trials of Mana

Die Macht des Mana schwindet; der Mana-Baum, in den sich die Mana-Göttin verwandelte, nachdem sie acht mächtige Monster versiegelte, stirbt. Und damit könnte auch die Welt bald wieder in Gefahr sein, denn ohne die Macht des Baumes würde das Böse wieder befreit. Doch noch gibt es Hoffnung: Das Mana-Schwert ruht unter dem Mana-Baum und kann in den richtigen Händen den Frieden sichern. Und so macht sich ein Trio von Helden auf, die Welt zu retten – doch wird ihnen das rechtzeitig gelingen?

Geschichtsstunde

Nein, die Story wird keinen Preis für Kreativität gewinnen. Das will man vielleicht auf den ersten Blick auf das Alter des Spiels schieben, bevor einem einfällt, dass in derselben Zeit Final Fantasy VI oder Chrono Trigger die Standards im JRPG-Storytelling auf ein neues Level brachten. Richtig gelesen: Trials of Mana ist kein neuer Eintrag in die mittlerweile doch recht umfangreiche „of Mana“- beziehungsweise Seiken Densetsu-Reihe, sondern ein Remake des dritten Teils der Serie (und damit das storytechnisch nicht zusammenhängende Sequel zu Seiken Densetsu 2/Secret of Mana). Bis letztes Jahr hätte man an dieser Stelle darauf hinweisen müssen, dass dieses Spiel nie bei uns erschienen ist (das oft als Sequel von Secret of Mana bezeichnete Secret of Evermore ist nämlich kein Teil der Reihe), allerdings erschien mittlerweile ein Switch-Port der Original-Version als Teil der Collection of Mana. Soll man sich dennoch für das Remake entscheiden, oder hat Square Enix ähnlich wie zuletzt bei Secret of Mana ähnlich halbherzig geportet, dass das Original die bessere Wahl ist? Oder haben wir es gar mit einem Remake des Kalibers von Final Fantasy VII zu tun?

Die Antwort auf diese Fragen heißt: Ja, nein … und definitiv nein. Für Trials of Mana hat man zwar einerseits aus den Lektionen von Secret of Mana gelernt, aber andererseits sich auch nicht hinreißen lassen, das Spiel umfassend neu zu gestalten. Das führt zu einem interessanten Mix: Wer das Original kennt, wird sich in den diversen Abschnitten der Story und zum Teil der Welt sofort zurechtfinden, aber auch einige Neuerungen entdecken. Andererseits hat man an den Präsentation geschraubt und bietet nun eine Third-Person-3D-Optik, die leider die verwendete Unreal Engine nicht mal ansatzweise ausnutzt (und trotzdem einige Grafikprobleme wie Pop-Ups oder zu langsam geladene Detailtexturen aufweist), aber dennoch Charme verströmt; dazu kommen überarbeitete Musik (man kann aber auch auf das Original wechseln) und eine (leider etwas durchwachsene) Sprachausgabe, die wahlweise auf Englisch oder Japanisch verfügbar ist. Leider fällt bei letzterem gerade im Vergleich mit den deutschen Texten auf, dass man Begriffe oft unterschiedlich übersetzt beziehungsweise diverse Eigennamen (unter anderem jene der Helden) eingedeutscht hat.

Drei gegen die Welt

Ihr habt vielleicht schon bemerkt, dass wir bei der Story-Erklärung nur recht generisch von „drei Helden“ gesprochen haben, aber keine Namen nannten. Das liegt daran, dass Trials of Mana eine interessante Eigenheit bietet: Ihr wählt zu Beginn des Spiels aus sechs Charakteren drei aus, mit denen ihr das Abenteuer bestreiten wollt. Der erste von ihnen wird euer Hauptcharakter, was nicht nur bestimmt, wie das Abenteuer beginnt, sondern auch den weiteren Verlauf des Spiels beeinflusst. Die beiden anderen stoßen im Laufe der Geschichte zu euch (zu diesem Zeitpunkt dürft ihr auch ihren Prolog spielen, wenn ihr das wollt) und komplettieren die Party. Das sorgt aufgrund der unterschiedlichen Eigenheiten der Charaktere sowie verschiedener Skillsets für Abwechslung und auch Motivation, das Spiel mehrfach durchzuspielen, hat aber einen Pferdefuß für Neulinge: Ob ihr die Charaktere sowohl spielerisch als auch als Person mögt, stellt ihr wohl erst fest, wenn sie sich eurer Party anschließen. Nur ein Beispiel: Charlotte ist als Heilerin wohl für viele Spieler zumindest auf dem Papier eine gute Wahl für die Gruppe, aber gleichzeitig ist sie als Spielfigur mit ihrem an Kleinkind-Sprachfehlern angelehnten Sprechmuster vermutlich jener Charakter, den manche eher hassen als lieben werden. Solltet ihr mit ihr gar nicht klarkommen, gibt es allerdings keine Möglichkeit mehr, eure Auswahl zu revidieren; denn auch, wenn ihr die anderen Charaktere im Spiel noch treffen werdet, könnt ihr nicht spontan entscheiden, euer Team doch anders anzupassen. Zwar trefft ihr eure Teammitglieder schon in den ersten Stunden, trotzdem kann es ein wenig lästig werden, wegen einer Fehlauswahl zu Beginn das ganze Spiel neu starten zu müssen. Der zweite Nachteil an diesem System ist ein wenig versteckter, hat aber auch mit der Party-Zusammenstellung zu tun: Manche Charaktere haben storytechnisch mehr miteinander zu tun als andere – da kann es durchaus passieren, dass man manche Dialoge nicht zu sehen bekommt, weil man die falsche Kombination an Figuren dabeihat. Ansonsten hat die Party auffallend wenig miteinander zu besprechen. Auch diese Mankos sind wohl dem 16bit-Original geschuldet, aber heutzutage wäre hier deutlich mehr möglich gewesen.

Hier wird niemand platt gemacht (wir sind ja in 3D)

Sobald ihr die Ansiedlungen verlasst, werdet ihr schon bald auf Kämpfe stoßen; auch hier modernisiert man eher behutsam – Trials of Mana hatte im Original ein relativ simples, actionlastiges Echtzeit-Kampfsystem, in dem sich Kenner von Secret of Mana sofort zuhause fühlen sollten; die Idee dahinter wird im Remake nicht angetastet, doch die Gefechte finden nun in 3D statt. Auch mit dieser zusätzlichen Perspektive und damit einhergehenden neuen Möglichkeiten geben sich die Kämpfe angenehm simpel: Zwei verschiedene Schlagstärken, Ausweichen und Springen reichen für kleinere Scharmützel aus – zum Teil dauern die Kämpfe nur wenige Sekunden. Zusätzlich könnt ihr via Ringmenü Items oder Zauber einsetzen, oder eure Klassenfähigkeiten verwenden. Das gilt allerdings nur für jenen Charakter, den ihr gerade steuert (ihr könnt jederzeit wechseln, wenn ihr das wollt) – alle anderen Partymitglieder werden von der KI übernommen, die ihr im Menü (und damit nur außerhalb des Kampfes) ein wenig an eure Vorlieben anpassen könnt. Die Default-Einstellung hat sich dabei nicht immer als sinnvoll erwiesen, mit ein wenig Finetuning war sie hingegen recht brauchbar. Weniger brauchbar hingegen ist die Kamera, die gerade in hektischen Situationen die Übersicht vermissen lässt. Und wenn wir gerade bei den Minuspunkten sind: Leider wurde der Multiplayer des Originals entfernt – auf dem SNES konnte man Trials of Mana noch zu zweit erleben, hier bleibt das Spiel strikt solistisch.

Zum Abschluss noch eine letzte Beobachtung: Trials of Mana beinhaltet wesentlich mehr Rollenspiel als sein Vorgänger – Level-Ups, Skillpoints, die auf verschiedene Bereiche verteilt werden können, aktive und passive Fähigkeiten, die sorgsam ausgewählt werden müssen, und sogar neue Klassen, die den weiteren Pfad eurer Charaktere verändern. Leider gelingt es dem Spiel nicht immer, diese Systeme auch ausreichend zu erklären beziehungsweise sind manche Features ein wenig versteckt – wir haben bereits von Spielern gehört, die die KI-Einstellungen übersehen haben oder selbst nach der Erklärung, wie Magie funktionieren soll, eher verwirrt waren. Es zahlt sich also durchaus aus, alle Menü-Screens durchzusehen und ein wenig zu experimentieren, um wirklich alles aus dem Spiel herauszuholen.

Fazit

Wertung - 8

8

moderne 16-Bit-Nostalgie

Trials of Mana ist ein Kind der 90er – das kann und will das Remake nicht verleugnen, sondern bleibt dem Original treu, ohne auf einige Verbesserungen verzichten zu wollen. Und das ist auch gut so, denn während das Remake von Secret of Mana uns manchmal vergessen ließ, warum das Spiel damals auf dem Super Nintendo ein solcher Hit war, schlägt sich Trials of Mana deutlich besser. Nein, das macht es nicht zu einem perfekten Spiel – die Story bleibt seicht, die verbesserte Grafik spielt trotzdem nicht in der Topliga und auch das Voice-Acting ist bisweilen schwer überzeichnet. Auch die Zugänglichkeit hätte man noch ein wenig verbessern können. Dennoch – und das ist wohl das wichtigste – macht Trials of Mana einfach Spaß. Vor allem die Kämpfe und das Erkunden der Spielwelt punkten mit ihrer Kurzweiligkeit so sehr, dass man sich nach einem ersten Durchlauf dann doch noch auf den Bonus-Content oder in einen neuen Durchlauf mit anderen Charakteren stürzen will. Und damit bleibt als Fazit: Diesmal kann man durchaus das Remake dem Original vorziehen, wenn man nicht unbedingt in 16-Bit-Pixeloptik schwelgen will.

Genre: Rollenspiel
Entwickler: Xeen / Square Enix
System: PC/PS4/Switch
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 50 Euro

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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