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Review: Tomodachi Life

Ja, ich gebe es zu: Ich wohne Tür an Tür mit der Song-Contest-Gewinnerin Conchita Wurst. Und ich weiß aus sicherer Quelle, dass ein ehemaliger consol-Redakteur ein inniges Verhältnis zur US-Aktrice Whoopi Goldberg pflegt und öfter mit Mister Bean am Strand abhängt. Woher ich diese heißen Infos habe? Ganz einfach, aus Tomodachi Life. In der durchgeknallten Lebenssimulation für den 3DS geht nämlich ordentlich die Post ab!

Hätten EAs Die Sims und Nintendos Animal Crossing ein Kind, das bereits in frühen Jahren der Bewusstseinserweiterung durch diverse Substanzen anheimgefallen wäre – es hieße Tomodachi Life. Kennt ihr die beiden erwähnten Games, könnt ihr euch in etwa vorstellen, was euch spielerisch erwartet – mit kleinen Unterschieden; so müsst ihr weder die gesamten Tagesabläufe für die virtuellen Kerle managen (wie man das aus Die Sims gewöhnt war), noch übernehmt ihr die direkte Kontrolle über die Avatare (wie das bei Animal Crossing passiert). Alles beginnt damit, dass ihr eine beschauliche Insel mit Leben verseht. Habt ihr einmal ein Mii erstellt oder aus dem Mii-Maker des 3DS importiert, müsst ihr noch dessen Stimme sowie dessen Charaktereigenschaften spezifizieren. Je nach euren Einstellungen entwickelt es dann gewisse Vorlieben und Verhaltensweisen, die es im Appartementhaus, in dem alle Miis wohnen, oder bei diversen Aktivitäten an den Tag legt. Eure Aufgaben von nun an: zusehen und Wünsche erfüllen.

Nerds wissen es schon lange: Mr. Spock singt für sein Leben gerne.
Nerds wissen es schon lange: Mr. Spock singt für sein Leben gerne.

Das Leben ist ein Wunschkonzert
Gedankenblasen, die bei der Fernansicht bei den Fenstern der Bewohner zu sehen sind, geben Aufschluss darüber, wo ihr gebraucht werdet. Dann heißt es, die Miis mit Essen zu versorgen – wobei es nicht einfach ist, deren Lieblingsspeisen herauszufinden –, ihnen Krümel von den Klamotten zu picken, mit ihnen zu plaudern, ihnen Beziehungsratschläge zu geben und vieles mehr. Hin und wieder dürft ihr auch kleine Minispiele mit ihnen erleben und spielt Memory oder nehmt an einem Quiz über die Miis auf eurer Insel teil.

lernen
Manchmal schaut man den Miis einfach bei ihrem Tagwerk zu.

Seid ihr brav im Erfüllen der Herzensangelegenheiten eurer Schützlinge, steigen diese im Charakterlevel und dürfen weiter modifiziert werden. Dann könnt ihr sie mit markanten Phrasen und Posen für jede Lebenslage versehen, ihnen Objekte schenken, ihnen Lieder lernen (sogar deren Texte sind änderbar) und einiges mehr. Außerdem bekommt ihr Geld, mit dem ihr neue Klamotten, Hüte, Wohnungseinrichtungen etc. bezahlt. Hier gilt: Je mehr Miis ihr auf die Insel holt, desto schneller habt ihr Erfolgserlebnisse und desto mehr Spaß entsteht. Vor allem durch die Interaktion zwischen den Miis kommt Freude auf. Da wird sich gestritten, Freundschaften erblühen und sogar Hochzeiten stehen ins Haus.

Wer hat in seinen Träumen noch nie Gläser voll mit Tomatensaft angebetet?
Wer hat in seinen Träumen noch nie Gläser voll mit Tomatensaft angebetet?

Weil sich die kleinen Racker vor lebensentscheidenden Schritten immer an euch wenden, könnt ihr schön beeinflussen, wo die Zuneigung hinfällt. Einziger Wermutstropfen: Ungeachtet der sonst nonkonformistischen Aufmachung von Tomodachi Life haben sich die Entwickler dazu entschlossen, das Familienbild im klassischsten aller Sinne zu lassen. Heißt: Mann und Frau dürfen sich verlieben und verpaaren, alle anderen Konstellationen bleiben euch verwehrt. Zeitgemäß ist anders.

Konzert: Da man sogar die Texte der Songs anpassen kann, sind Lach-Tränen hier vorprogrammiert.
Konzert: Da man sogar die Texte der Songs anpassen kann, sind Lach-Tränen hier vorprogrammiert.

Nix für Gestresste
Tomodachi Life ist nichts für Leute, denen es in Games nicht schnell genug gehen kann. Die Uhrzeit auf der Insel ist an die des 3DS-Systems gekoppelt, was bedeutet, dass euch jeden Tag oder auch zu speziellen Tageszeiten Veranstaltungen erwarten und sich die Miis anders verhalten. Besonders witzig: Nachts schlafen sie und ihr könnt ihre Träume besuchen. Was sich da abspielt ist generell mehr als verstörend und greift schon mal auf die Kamera des Geräts zurück, um euch z.B. beim Fenster eines verängstigten Bewohners hineinstarren zu lassen. Generell sind es diese aberwitzigen Momente sowie die Szenen, die sich bei den Miis abspielen, die viel zum Flair des Games beitragen.

Das Spiel ist so witzig, da darf der Meister des Witzes nicht fehlen.
Das Spiel ist so witzig, da darf der Meister des Witzes nicht fehlen.

Wie im echten Leben kann es jedoch auch passieren, dass einmal wenig los ist auf der Insel. Dann heißt es, sich selbst in diversen Shops zu vergnügen, die Statistiken anzuschauen oder einfach zu einem späteren Zeitpunkt weiterzuspielen. Oder ihr nutzt die sozialen Netzwerkfunktionen, um Fotos der Racker via Facebook, Tumblr oder Twitter mit der Community zu teilen. Dazu ist es äußerst praktisch, dass man zu jeder Zeit via X-Knopf Schnappschüsse vom Treiben in Tomodachi Life machen kann.

bean

Kein Picasso
Was die technische Seite betrifft, orientiert sich das Spiel an der Schlichtheit der Mii-Charaktere und auch der 3D-Effekt ist vernachlässigbar. Die Karte der Insel, auf der ihr zwischen den einzelnen Orten wechselt, ist mit simplen Symbolen gekennzeichnet. Die Einrichtungen und Klamotten sind ebenfalls nicht die Reichsten, was Texturen und Formen betrifft. Dennoch passt dies gut zum Spiel und lässt durch manche Objekte wie z.B. die Mahlzeiten, die in Form von Fotos präsentiert werden, an die irren Videos der britischen Comedy-Truppe Monty Python denken. Dazu gesellen sich ein skurriler Soundtrack und eine Sprachausgabe via deutscher und wahrlich nicht perfekter Computerstimme, die das abgedrehte Gesamtpaket in seinem Stil stärkt.

hund

Als negativ bleibt noch anzumerken, dass es bloß ein einziges Save-Game gibt. Alle Benutzer eines 3DS teilen sich somit dieselbe Insel. Da man allerdings ohnehin nur die Rolle eines mal mehr, mal weniger eingreifenden Beobachters innehat, fällt dies nicht so schwer ins Gewicht.

Review Overview

Wertung - 8

8

Schaut den Miis beim Leben zu

Tomodachi Life ist durchgeknallt und überrascht einen nicht nur einmal durch die wirre Herangehensweise an soziale Vorgänge und den menschlichen Alltag. Wie Animal Crossing ist es eines jener Spiele, die man am besten immer wieder mal zwischendurch heranzieht. Wirklich lange Sessions gibt es hier nicht am Stück, dafür hat man ein Game bei der Hand bzw. im 3DS, welches einen auf lange Sicht unterhält, wenn man in Kauf nimmt, dass sich die Aufgaben im Laufe der Zeit wiederholen. Ein Hit für virtuelle Voyeure sowie all jene, die ein wenig mit ihren Freunden (oder Promis!) in Mii-Form experimentieren wollen. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn der Titel prima Verkaufszahlen einfahren würde.

 

Give me more Miis!

KASTEN QR-CodeWer zu faul ist, sich selbst mit Miis zu versorgen, der findet im Internet zahlreiche reale Personen in Mii-Form. Diese können dann via QR-Code flugs ins Spiel importiert werden und müssen nur noch nachbearbeitet werden (z.B. Geburtsdatum, Stimme, …) – Stan Lee, Iron Man, Conchita Wurst, Mr. Bean, Spock, Angelina Jolie, Michael Jackson … die Liste ist schier unendlich und somit eure Möglichkeiten, eure Insel mit wildem Treiben zu versehen. Wer den Autor des Artikels auf seinem 3DS haben will (und wer will das nicht???), liest dazu einfach den QR-Code hier ein.

81I9eYwoAlL._SL1500_Genre: Simulation
System: 3DS
Entwickler: Nintendo
Erscheint: 6. Juni

Preis: ca. 40 Euro

Alter: 3+

 

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