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Review: Tom Clancy’s Ghost Recon Breakpoint

Abbruch, Abbruch. Ich wiederhole. Breakpoint ist wirklich kein Hit geworden. Wir evakuieren besser, bevor noch zu viele Menschen Geld auf dieses Game werfen. Was? Eine BegrĂĽndung? Dazu muss ich wohl ausholen…

Ghost Recon Wildlands wird vielen von euch ein Begriff sein. Erschienen 2017, hat das quasi Open World Game mit der bekannten Brand einiges richtig gemacht. An was es leider fehlte war vor allem Abwechslung, eine spaßige Fahrphysik und eine spannende Rahmenhandlung. Zwei Jahre später könnte man meinen, dass die Fortsetzung genau an diesen Punkten angesetzt hat. Tja, das hat so leider nicht funktioniert.

Missing in Action

Viele von euch kennen wohl die Open World Games von Ubisoft. Eine riesige Map und tausend Aufgaben, die sich leider oftmals wiederholen. Ghost Recon Breakpoint bietet das ebenfalls, aber in einem Kampfanzug, den auch Ubisoft schon besser genäht bekommen hat. Fallen wir gleich mit der Tür ins Haus. Richtig viel Spaß hatten wir mit dem Game leider nicht und das hat mehrere Gründe.

Der Start des Spiels klappt eigentlich ganz gut. Ein charismatischer Widersacher mit einer begründeten Motivation wird vorgestellt und der Überlebenskampf auf der Insel, auf die ihr zuvor geschickt wurdet, gestaltet sich am Anfang zunächst ganz spannend. In typischer Ghost Recon Manier macht ihr euch mit den Möglichkeiten vertraut und schaltet aus der Deckung heraus Gegner aus. Die ersten Schritte passieren in einer zunächst Dschungeldominierten Landschaft und bietet später auch noch andere Eindrücke wie etwa Berge voller Schnee und zahlreiche Indoor-Locations.

Warum, warum

Der Spaß am Anfang liegt vor allem daran, dass man erstens noch nicht jede Mission gefühlt zwei Dutzend mal gespielt hat und man noch nicht weiß, dass das Aufsammeln von Waffen eher zur Routine als zur Motivationsstütze wird. Das liegt primär daran, dass Ubisoft versucht hat die Ghost Recon Formel mit einem Loot-Shooter zu verknüpfen, was in dieser Form einfach nicht funktioniert. Ein Beispiel: Ihr könnt mit dem erstbesten Scharfschützengewehr Gegner mit einem Kopfschuss erledigen. Warum also weitere sammeln? Ach ja, weil das Level-System Auswirkungen auf Körpertreffer hat. Hm.

Auch das Klassensystem, bei dem ihr euch spezialisieren könnt, bietet lediglich einige Fähigkeiten mehr, schränkt euch aber nicht in eurer Ausrüstung und bei 90% der klassischen Perks ein. So rennt am Ende jeder Spieler Ghost-like mit einer Distanzwaffe herum, bis das gegnerische Camp gesäubert ist und schaltet nur im Notfall auf ein MG. Die vielen Einbruchsmissionen bringen da Abwechslung, aber auch nur bis zu dem Zeitpunkt wo ihr bemerkt, dass selten wirklich coole Ausrüstung auf euch wartet (Loot-Shooter) bzw. die Gegner-KI wirklich dumm ist (Taktik-Shooter), was in Häusern noch mehr auffällt als auf dem offenen Feld.

Money makes the world go round

Das Levelsystem der Ausrüstung, das euren Charakter-Level langsam steigen lässt, wirkt aufgesetzt. Wohl auch deshalb, weil der Echtgeld-Shop stark präsent ist und euch regelmäßig einlädt doch ein paar Sachen mit Barem zu kaufen, etwa coole fahrbare Untersätze oder ein richtig cooles Waffenset. Am Ende zerfranst sich das Spiel, will Service-Game sein, aber seine Wurzeln zu Ghost Recon nicht ganz fallen lassen. Das ist ärgerlich, weil man schon auch immer wieder merkt, dass das Spiel auch richtig gut hätte werden können.

Der Spaßfaktor kippt spätestens dann, wenn ihr auf die in allen Varianten auftauchenden Drohnen trefft, welche die Kugelfresser des Spiels darstellen und die ihr ohne der richtig gelevelten Ausrüstung nicht besiegen könnt. Was bei “The Division” passt macht hier das klassische Ghost Recon Gameplay kaputt. Warum Ubi? Und da rede ich noch gar nicht von dem überfrachteten Menü und der unübersichtlichen Map.

Wo viel Schatten…

Jammern und beschweren ist im Internet ja gang und gebe, also lasst uns bitte auch über die positiven Seiten sprechen. Die Kämpfe mit klassischen Fußsoldaten machen wie bei Wildlands Spaß. Ihr werft euch ins Gras, wenn ein Truck voller Gegner vorbeidüst und ballert ihnen dann in Dreck gehüllt in den Rücken. Während das im Alleingang auch irgendwann ermüdet, kann man zusammen mit Gleichgesinnten hier viel Spaß haben.

Da meist mehrere Gegner zusammenstehen macht ihr euch aus, welchen ihr erledigen werdet, während eure Begleiter sich um die anderen kümmern. Auch Stellungen können so von zwei Seiten angegriffen werden und und und. Wer also Wildlands gut fand und mit bis zu drei Freunden eine ähnliche Erfahrung wiederholen will, der wird von Breakpoint nicht ganz enttäuscht sein.

Multiplayer – naja

Während der Vorgänger Wildlands zum Release keine Multiplayer-Möglichkeiten anbot, bietet Breakpoint zumindest ab dem ersten Tag Action mit und gegen andere Spieler. Ghost War ist zurück. Bomben legen oder Team-Deathmatch im 4 gegen 4 stehen hier zur Auswahl. Verschiedene Klassen und die Möglichkeit Waffen und Ausrüstung aus dem Single-Player zu nutzen, sind in jedem Fall ein guter Anfang.

Gadgets müssen erst auf der Map gefunden werden und Spezialfertigkeiten laden sich nur durch aktives Spielen auf. Das zwingt zur Action, auch, weil sich das Spielfeld wie bei Battle Royale Games im Verlauf der Runde verkleinert. Das macht grundsätzlich alles Spaß, aber sieht man sich die Konkurrenz, allen voran das baldig erscheinende Call of Duty an, dann wird hier nichts Einmaliges geboten. Zusammen mit der Coop-Möglichkeit und Raids eigentlich ein rundes Paket, wenn euch Quantität wichtiger als Qualität ist.

Fazit

Wertung - 6

6

Breakpoint macht es einem wirklich einfach, wenn man einmal über eine missglückte Genre-Vermischung sprechen möchte. Ghost Recon Spieler wollen nicht alle 5 Meter neue Waffen aufsammeln (müssen) und Loot Shooter Fans haben mit Destiny und The Division zwei ausgereiftere Games an der Hand - mit weniger Bugs, einer besseren KI und bei weitem nicht so vielen frustrierenden Momenten als Breakpoint anzubieten hat. Zusammen mit Freunden macht das Game trotzdem irgendwie Spaß, aber was hier an verschenktem Potenzial liegengelassen wurde, macht mich wirklich traurig. Mit Patches kann hier sicher noch nachgebessert werden, zum Release will ich das Game aber nicht uneingeschränkt empfehlen.

Genre: Shooter
Entwickler: Ubisoft
System: PS4/XboxOne/PC
Erscheint: 1. Oktober 2019
Preis: ca.  70 Euro

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Alexander Amon

Alexander Amon war jahrelang Chefredakteur beim Gaming-Magazin consol.AT, ist noch immer leidenschaftlicher Gamer und außerdem Ressortleiter bei Red Bull Games. Neben dieser Kolumne ist er hier auf SHOCK2 auch regelmäßig als einer der beiden Gameminds im gleichnamigen Podcast zu hören.

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