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Review: The Medium

Das Krakauer Entwicklerteam Bloober Team hat mit The Medium ihr bislang ambitioniertestes Projekt und gleichzeitig einen der ersten Exklusivtitel für die Xbox Series X|S abgeliefert. Dem einher gehen hohe Erwartungen der Spieler:innen. Kann das Indie-Studio diesen gerecht werden?

Übernatürlich

In The Medium steuert ihr Marianne, die über besondere Kräfte verfügt. Ihr ist es möglich, die Geisterwelt/Zwischenwelt zu betreten und mit ihr zu interagieren. Sie ist demnach das namensgebende Medium. Zu Beginn der Handlung betrauert sie den Tod ihres Stiefvaters und nutzt ihre Fähigkeiten, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Kurz darauf erhält sie einen Anruf eines mysteriösen Fremden, der behauptet, um ihre Kräfte zu wissen und ihr versichert, dass sie hiermit nicht alleine sei. Alles weitere würde ihr erklärt, wenn sie zu dem Gebäudekomplex Niwa mitten im Nirgendwo kommen würde. Zwar ist Marianne skeptisch, aber dann doch neugierig genug, um dem Gesuch nachzukommen.

In Niwa angekommen bleibt für Marianne kein Stein auf dem anderen und es entspinnt sich eine rasante Gruselgeschichte, die jedoch den konstanten Horror vermissen lässt.

Ein Schelm, wer hinter den Masken einen Kniff zum Kaschieren von technischen Unzulänglichkeiten vermutet… | © Bloober Team

Alles eine Frage der Perspektive

Etwas, das in The Medium sofort auffällt, ist die fixe Kameraposition in jeder Einstellung. Es ist den Spieler:innen nicht möglich diese mittels zweiten Joystick zu verändern. Dies erinnert an Klassiker, wie Resident Evil oder Silent Hill. Es ist wohl auch ein Instrument, um von technischen Unzulänglichkeiten abzulenken, die das Spiel zweifelsfrei besitzt.

Diese sind aber auch nicht verwunderlich, denn Bloober Team stand vor einem schwierigen Spagat mit ihrem Release: Das Indie-Team hatte für The Medium mit kolportierten 7 Mio. Euro das größte Budget ihrer Firmengeschichte zur Verfügung. Dieses kann aber nicht ansatzweise mit dem eines Triple A-Titels á la Halo oder Uncharted mithalten. Und gleichzeitig steht es mit dem Release vor der zweifelhaften Ehre eines der ersten Exklusivtitel auf den Series-Konsolen zu sein.

Hiermit entstehen Erwartungen der Fans – vor allem an die grafische Power des Spiels. Diese kann The Medium nur bedingt erfüllen: Die Umgebungen des Spiels sehen zwar fantastisch aus, aber vor allem die begrenzten Charaktermodelle hätten von einem höheren Budget und einem größeren Entwickler:innenteam profitieren können. So ist es wohl nicht allein einer kreativen Entscheidung geschuldet, dass die Bewohner:innen der Zwischenwelt/Geisterwelt Gesichtsmasken tragen…

Vielleicht überwiegt in diesem Bereich die Enttäuschung etwas, weil das Spiel eine wirklich herausragende Geschichte (dazu später mehr) erzählt, die wiederum von einer Hammergrafik enorm profitiert hätte. Sei’s drum. Vielleicht sehen wir diese dann bei einem möglichen Sequel?

Der Splittscreen ist eine großartige Idee, die nicht immer vorteilhaft eingesetzt wurde | © Bloober Team

Geteilt und doch zusammen

Marianne ist es als Medium möglich in zwei Welten gleichzeitig zu existieren und sich zu bewegen (dies ist aber nicht durchgängig der Fall). In diesen Passagen teilt sich der Bildschirm in zwei Hälften (entweder vertikal oder horizontal) und es entsteht ein Splittscreen. Spieler:innen steuern Marianne dann quasi doppelt. Dieses Feature ist mal herausragend (Stichwort: Standuhr) gelöst, zumeist aber etwas mau umgesetzt. So laufen die meisten „geteilten“ Sequenzen so ab, dass Marianne in einer Welt etwas tut und in der anderen dafür ins Leere läuft oder blickt. Dadurch verliert das Feature an Mehrwert, den es verspricht und bringt Spieler:innen um das Vollbild des Fernsehers/Monitors. Da wäre es aus unserer Sicht sinnvoller gewesen, diese Mechanik auf wenige Fälle zu begrenzen und diese dafür gewinnbringend umzusetzen.

Das bringt uns zum Gameplay des Spiels. The Medium ist kein Action-, aber auch kein Survival Horror-Spiel. Es ist vielmehr ein gruseliges Rätselspiel, das zuweilen an einen Walking Simulator erinnert. Anstelle von actionreichen Kämpfen gegen Dämonen, die by the way auch eine Rolle spielen, löst ihr Rätsel und versucht einem Geheimnis auf die Schliche zu kommen. Dieser Prozess ist dabei stets packend und spannend erzählt, wodurch Spieler:innen angehalten sind, das Spiel in einem Rutsch (geschätzte Spielzeit: 6-8 Stunden) durchzuspielen. Zumindest ging es uns beim Testen so. Wir wollten das Geheimnis, das Marianne umgibt, lüften und den Xbox-Controller nicht mehr aus der Hand legen.

Und wir können verraten, dass die Geschichte je länger das Spiel läuft nur immer mehr an Fahrt gewinnt und immer besser, weil spannender wird. Top!

Wertung

Fazit - 8

8

The Medium ist kein Spiel, das euch die Leistungsgrenzen der Xbox Series X vor Augen führen wird. Es ist auch kein Spiel, wo ihr in Hack'n' Slay-Manier hunderte Horden an Untoten oder Dämonen besiegen werdet. Es ist vielmehr ein anspruchsvolles Grusel-Rätselspiel, in dem ihr eine spannende Geschichte erzählt bekommt.

Genre: Rätsel, Horror
Entwickler: Bloober Team
System: Xbox Series X|S und PC
Erscheint: Bereits erschienen
Preis: 45 Euro oder als Teil des Xbox Game Pass

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