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Review: The Lion’s Song (Nintendo Switch)

Das Wiener Indiestudio Mipumi Games veröffentliche zwischen Juli 2016 und Juli 2017 insgesamt vier Episoden des Point-and-Click-Adventures Lion’s Song. Der Titel konnte viele ĂĽberzeugen und so lag es nahe, dass auch eine Version fĂĽr Nintendo Switch folgen sollte. Nun, im Juli 2018 (offensichtlich das Lieblingsmonat der Entwickler) war es endlich soweit und soviel sei vorweg gesagt: Lion’s Song kann auch auf Nintendos portabler Hybridkonsole durchaus ĂĽberzeugen.

Raunzen auf hohem Niveau

Bereits das Setting weiĂź in seinen Bann zu ziehen und so behandeln die vier Episoden von Lion’s Song jeweils das Leben eines von vier jungen Menschen im Ă–sterreich des 20. Jahrhunderts. Deren Gemeinsamkeiten liegen vorwiegend darin, dass sie alle durchwegs talentiert sind, ihnen jedoch durch die Umstände der damaligen Zeit oder sie selbst Steine in den Weg gelegt werden, die es zu ĂĽberwinden gilt.

Jodel den Frust weg

In Episode 1 Silence begleiten wir die junge Musikerin Wilma, die vor der einmaligen Chance steht, ihre nächste Komposition bei einem Konzert vor renommierten Musikern präsentieren zu dürfen, dadurch aber unter unglaublichem Erfolgsdruck steht. In einer künstlerischen Schaffenskrise flüchtet sie aus Wien in die Alpen in der Hoffnung, in der Ruhe der Isolation und Natur endlich ihr Komposition vollenden zu können. Eigentlich rechnet sie damit, diese Zeit vollkommen alleine zu verbringen, doch durch einen Zufall lernt sie übers Telefon jemanden kennen.

Klimt meint das stimmt

In Episode 2 Anthology geht es dann direkt in die Wiener Innenstadt, wo der Maler Franz Markert das GlĂĽck hatte, dass der wohl bekannteste Vertreter des Wiener Jugendstils, Gustav Klimt Gefallen an seinen Bildern fand und diese in einer Galerie ausstellt. Doch eine bekannte Kunstkritikerin und auch Franz selbst geringschätzen die Qualität seiner Werke. Geplagt von Selbstzweifeln und zerrissen von seinen eigenen Gedanken sucht Franz nach neuen Modellen fĂĽr seine Bilder um seine kĂĽnstlerischen Fähigkeiten zu verbessern. Spielerisch interessant ist, dass Franz die Fähigkeit besitzt, die „Aspekte“ von Menschen in Form einer Silhouette zu sehen, welche auch dem Spieler gezeigt wird.

Berechneter Sexismus

Episode 3 Derivation steht dann im ganz im Zeichen der Emanzipation. Die Mathematikerin Emma versucht den Beweis für ein komplexes Problem zu finden, doch als sie eine Gruppe von Kollegen in einem Wiener Kaffeehaus um Unterstützung bittet, lachen diese sie nur aus. So schnell gibt Emma aber nicht auf: Kurzerhand zieht sie sich das Gewand ihres verstorbenen Vaters an und kehrt als Professor Emil zu den Mathematikern zurück, die sie daraufhin sofort freudig aufnehmen. Bald ist sie sich nicht mehr sicher, wer sie nun ist, Emma oder Emil, und die Einzige, die von ihrem Doppelleben weiß, ist das kleine Nachbarsmädchen Nikol, das in Emma eine Freundin gefunden hat.

All on Board the Memory-Train

Episode 4 Closure führt dann schließlich die drei bisherigen Geschichten zusammen. Ihr übernehmt die Rolle eines Journalisten, der in einem Zug-Abteil mit drei anderen Männern sitzt und in ein Gespräch verstrickt wird. Wie sich herausstellt, hatten sie alle auf die eine oder andere Weise Kontakt mit den Charakteren der vorangegangen Episoden. So werden weitere Details aus dem Leben von Wilma, Franz und Emma präsentiert und eine Aussicht auf deren weiteren Lebensweg gegeben. Gleichzeitig haben auch die vier Männer im Abteil alle ihre eigene, interessante Geschichte zu erzählen.

Farbige Geschichten in Brauntönen

The Lion’s Song ist eine entspannte aber auch nachdenklich stimmende Erfahrung. Künstler Stefan Srb präsentiert das Spiel in einem einzigartigen Pixel-Look aus Sepiafarben und weiß dank toller Perspektiven mit jeder neuen Szene zu begeistern. Zusammen mit einem atmosphärischen Soundtrack und stimmungsvollen Umgebungsgeräuschen gelingt es dem Titel quer durch seine etwa vier- bis fünfstündige Spieldauer eine dichte Stimmung zu halten. Das Setting ist erfrischend und besonders als Österreicher interessant, da die Dialoge der Charaktere immer wieder bekannte Akzente aufweisen und ikonische Orte und Persönlichkeiten wie der Stephansdom, Wiener Neustadt, Gustav Klimt oder Sigmund Freud den Rahmen der Geschehnisse abstecken.

Unnötiger switch zum Analog-Stick

Obwohl The Lion’s Song ein Point-and-Click-Adventure ist, wurde leider bei der Switch-Version gänzlich auf eine Touch-Screen-Steuerung verzichtet. Das macht vor allem in Anbetracht der bereits erschienen Smartphone-Versionen des Titels eher wenig Sinn. Da es dem Spiel aber größtenteils an echte Rätsel fehlt und selten präzise Eingaben gefordert werden, stört die etwas fimmelige Steuerung des Cursors per Analog-Stick den Spielfluss zum Glück nicht sonderlich.

Review Overview

Wertung - 8

8

The Lion's Song weiß vor allem dank seiner einzigartigen Stimmung und einem erfrischend unverbrauchten Stil zu überzeugen. Warum die bereits auf dem Smartphone funktionierend umgesetzte Touchscreen-Steuerung es nicht in die Switch-Version geschafft hat, ist zwar unverständlich, stört aber nur mäßig. Vor allem für diesen Preis werden hier nämlich gute fünf Stunden anregende Unterhaltung geboten, die sich Fans von Gerne, Setting oder Stil auf keinen Fall entgehen lassen sollten.

Genre: Point-and-Click-Adventure
System: PC, OSX, Android, iOS, Nintendo Switch
Entwickler: Mipumi Games
Erscheint: Erhältlich
Preis: 10 Euro

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