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Review: The Last Oricru

Krieg auf einem fremden Planeten

Soulslikes sind nicht erst seit dem Riesenerfolg von Elden Ring (knapp 17 Millionen verkaufte Exemplare, Stand: August 2022) in aller Munde. Die dichte Atmosphäre, das indirekte Storytelling und vor allem das harte aber doch faire Gameplay entsprechen dem aktuellen Zeitgeist.

Mit The Last Oricru hat nun vor einigen Wochen ein neuer Genrevertreter die Bühne betreten. Ob er sie unter tosendem Applaus wieder verlassen wird, erfährt in diesem Review.

Prepare to die (oder doch nicht?)

The Last Oricru beginnt damit, dass wir auf einem Raumschiff aufwachen, um plötzlich wieder von einem Alien abgestochen zu werden. Das war aber naturgemäß nicht schon wieder das Ende des Spiels. Nein, wir erwachen wenig später erneut, diesmal jedoch nicht auf einem Raumschiff, sondern auf dem fernen Planeten Wardenia. Maltis, einer der Hüter der Alienspezies Naboru, erklärt uns, dass wir fortan „Silver“ heißen und unsterblich sind. Wenn wir sterben, werden wir umgehend (bei einem Speicherpunkt) wiedergeboren. Verantwortlich hierfür zeichnet sich ein spezieller Gürtel, der mit uns verbunden ist. Zudem erhalten wir von Maltis den Auftrag zu trainieren. Wir müssen schließlich auf das, was noch kommt, vorbereitet sein.

Rasch erkennen wir, dass Wardenia nicht nur von den Naboru, sondern auch von den Rattlingen, überdimensionierten Rattenwesen, bevölkert wird. Diese werden zu großen Teilen von den bleichen Naboru als Sklaven gehalten, gefoltert und nach Belieben getötet. Als es nach dem Eintreffen der Königin der Naboru plötzlich zu einem groß angelegten Angriff der Rattlingen kommt, entfacht ein Krieg zwischen den beiden Völkern, in den wir als Silver hineingezogen werden.

Silver ist der Protagonist des Spiels

Kein Tanz

The Last Oricru möchte eindeutig ein Soulslike sein, ohne scheinbar das Wesen dieser Spiele wirklich verstanden zu haben. Souls-Games zeichnen sich häufig dadurch aus, dass wir Gegner, vor allem Bossgegner, erst kennenlernen und ihre Angriffsmuster studieren müssen. Mit der Zeit (und nach vielen Toden) antizipiert man ihre Attacken, greift selbst ein-zweimal an und weicht wieder aus. Es entsteht ein Abwarten-Ausweichen-Angreifen-Muster, quasi ein Tanz mit dem gruseligen Ungeheuer. The Last Oricru versucht diese Merkmale oberflächlich zu übernehmen, ohne sie jedoch wirklich zu verinnerlichen. Dadurch konnten wir beispielsweise ohne großen Aufwand den Großteil der Zeit auf Gegner zulaufen und diese – ohne Ausweichen oder Parieren zu müssen – niederstrecken. Dasselbe gilt für die wenigen Bosskämpfe, die sich sogar wie bei den Souls-Games mittels Nebel, den wir zuvor betreten müssen, ankündigen.

Die Bosskämpfe sind viel zu einfach und wenig herausfordernd

Nicht zeitgemäß

Ein handvoll Male sind wir dann aber doch gestorben. Dies geschah dann aber eher dadurch, dass wir aufgrund der ungenauen Steuerung von einer Anhöhe hinuntergefallen sind oder Gegner verfehlt haben und dadurch für kurze Zeit ungeschützt waren. Das wäre frustrierend, wenn es grundsätzlich schwierig wäre, wieder an die besagte Stelle zurückzukehren und die verloren Punkte/Seelen (ebenfalls vorhanden!) wieder aufzusammeln. Das ist jedoch aufgrund der fair-gesetzten Speicherpunkte und einfachen Gegner nicht der Fall.

Grafisch erinnert The Last Oricru an ein durchschnittliches PS3-Spiel und erweckt den Eindruck, dass es an vielen Ecken und Kanten unfertig ist. So fielen uns gelegentlich Fackeln auf, die wie viereckige Wolken aussehen oder starre Gesichtsanimationen, die nur mit viel Vorstellungskraft Immersion erzeugen können. Ebenfalls unbefriedigend ist die Vertonung des Spiels. Zum einen ist nur eine englische Sprachfassung (mit deutschen Untertiteln) verfügbar und zum anderen wirken die gewählten Stimmen deplatziert. Hier ist vor allem die Stimme des Hauptcharakters Silver zu nennen, der scheinbar „edgy“ wirken soll, hierbei jedoch häufig nur unsympathisch wirkt.

Die Gesichtsanimationen wirken häufig sehr steif und wenig zeitgemäß

Entscheiden, was passiert

Interessant, aber vorhersehbar, ist die Haupthandlung des Spiels, welche uns circa 10 Stunden lang beschäftigt hat. Hier ist positiv hervorzuheben, dass sich Entscheidungen, die Silver trifft, wirklich auf die Story auswirken und dadurch ein Impact haben. So können wir uns im Laufe des Kriegs opportunistisch mal auf die Seite der Naboru, mal auf die Seite der Rattlinge schlagen, um für uns den größten Nutzen aus der Situation zu ziehen.

Wie in einem RPG üblich, ist es auch hier möglich, mittels abgespecktem Skilltree Fähigkeitenpunkte, die mit den erbeuteten Seelen/Punkte gekauft werden, für Attribute wie Stärke oder Intelligenz des Hauptcharakters auszugeben. Zudem finden wir im Laufe der Handlung allerhand Rüstungen und Waffen, mit der wir Silver ausstatten können. Zudem verfügt das Spiel über einen Online-Koop-Modus, wo ein*e zweite*r Spieler*in als Silver-Klon mit ins Gefecht ziehen kann.

Andere Menschen kommen auch auf Wardenia vor

Pros und Cons

+Ambitionierte Handlung
+Entscheidungen wirken sich aus
+Für Souls-Einsteiger*innen geeignet
+Online-Koop-Modus

-Handlung vorhersehbar
-Grafik nicht zeitgemäß, kleinere grafische Bugs
-Sprecher*innenauswahl
-Souls-Formel nicht verinnerlicht
-Unpräzise Steuerung

Der obligatorische „Nebel“ vor einem Bosskampf kommt auch hier vor

Fazit

Wertung - 5.5

5.5

The Last Oricru ist ein sehr ambitioniertes Werk der tschechischen Entwickler*innen von GoldKnights. Man wird das Gefühl jedoch nicht los, dass sie sich hierbei etwas überhoben haben. An vielen Ecken und Enden wirkt das Spiel unfertig und fällt mit kleineren Bugs auf. Zudem wird eine unzeitgemäße Grafik und zum Teil unsympathische Sprecher*innen für wichtige Figuren geboten. Nichtsdestotrotz haben wir uns beim Durchspielen der knapp 10h-langen Geschichte unterhalten gefühlt. Da The Last Oricru trotz Souls-Formel recht einfach daherkommt, ist es auch für Genre-Einsteiger*innen geeignet. Zu viel sollte man sich aber nicht erwarten.

Genre: Action-RPG, Soulslike
Entwickler: GoldKnights
System: Xbox Series X|S, Steam
Erscheint: Bereits erhältlich
Preis: ca. 40 Euro

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