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Review: The Count Lucanor

Die Nintendo Switch mausert sich langsam zu der Indie-Plattform schlechthin. Obwohl das Spieleportfolio der Konsole stetig um First- und Third-Party-Titel erweitert wird, sind die Absatzzahlen für Indiespiele auf der neuen Plattform immer noch verhältnismäßig hoch. Indie-Games und Switch scheinen also eine perfekte Kombination zu sein. Das haben sich vermutlich auch die Entwickler von Baroque Decay gedacht und haben der Switch eine Umsetzung ihres Puzzle-Adventures The Count Lucanor spendiert.

Es war einmal …

… ein armer Junge namens Hans, der mit seiner Mutter in der Nähe des Waldes lebte. An seinem 10. Geburtstag gab es für den Jungen weder Geschenke noch Süßigkeiten. Hans wurde daraufhin so wütend, dass er beschloss, seinem Heim für immer den Rücken zu kehren. Bevor er aufbrach, gab ihm seine Mutter den Stock seines Großvaters, etwas Käse und drei Goldstücke mit auf dem Weg.

Wer sich hier an den Anfang eines Märchens der Gebrüder Grimm erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch, denn auch The Count Lucanor entführt euch in eine gruselig-skurrile und gleichsam märchenhafte Welt. Spätestens als sich ein Reigen blutrünstiger Ziegen um den abgetrennten Kopf ihres Schäfers versammelt, wisst ihr, dass es in Hans‘ Welt nicht immer mit rechten Dingen zugeht. Auf der Flucht vor den Ziegen folgt Hans einem blauen Kobold in die Burg Tenebre, Sitz des Count Lucanor. Als euch der Kobold schließlich anbietet der neue Herr über die Burg zu werden, wenn ihr es schafft, seinen Namen zu erraten, ist das grimmsche Märchen perfekt.

Dreh- und Angelpunkt eures Abenteuers in The Count Lucanor ist der Burggarten. Hier könnt ihr speichern und euch mit skurrilen Charakteren unterhalten.

Das Spiel ist optisch zwischen 8- und 16-Bit angesiedelt und erinnert an eine Mischung aus Retro-Point-and-Click und 2D-Action-Adventure, mit einer Prise Survival-Horror. Um hinter das Geheimnis des Kobolds zu kommen, durchstreift ihr die Burg nach Hinweisen, löst verschiedene Rätsel und versteckt euch vor grauenhaften Gestalten. Der Name des Kobolds respektive die einzelnen Buchstaben seines Namens findet ihr in roten Truhen, verteilt über das ganze Schloss. Um die Truhen in den jeweiligen Räumen zu öffnen, müsst ihr Rätsel lösen und geschickt Fallen umgehen. Der Großteil der Rätsel und Hindernisse auf eurem Weg durch das Anwesen sollte kein allzu großes Problem darstellen und bereits beim ersten Versuch zu lösen sein. Dennoch gibt es ein paar knifflige Stellen im Spiel, bei denen ihr mehrere Anläufe benötigen werdet.

Droht Hans Gefahr, kann er sich unter Tischen und hinter Vorhängen verstecken.

Hide and Seek

Besonders dann, wenn einer der schaurigen Gegner euren Weg kreuzt. Denn der zehnjährige Hans hat den Monstern nichts entgegenzusetzen und so bleibt euch nur die Möglichkeit zu fliehen oder euch rasch ein Versteck zu suchen. Gelingt euch das nicht, segnet Hans meist unmittelbar das Zeitliche. Selbiges gilt für die unterschiedlichen Fallen des Schlosses, von denen viele sofort tödlich sind. Die Behausung des Count Lucanor verzeiht also kaum Fehltritte. Um euch abzusichern, könnt ihr beim Raben, welchen ihr am Brunnen des Burggartens findet, speichern. Der lässt sich dies allerdings mit einem Goldstück pro Speicherung vergüten. Wollt ihr noch einige Münzen für den Erwerb diverser Items übrig haben will, muss hier mit Bedacht vorgehen.

Im Spielverlauf trefft ihr immer wieder auf die schreckhafte Schatzjägerin Giulia, welche jedes Mal den ein oder anderen Tipp und eine Handvoll Kerzen für euch bereithält. Die Kerzen sind sogleich auch die wichtigste Ressource des Puzzle-Adventures, denn im gesamten Schloss ist es stockdunkel. Hält ihr eine Kerze in der Hand, könnt ihr einen kleinen Bereich um euch erhellen. Alternativ könnt ihr die Kerzen auch auf dem Boden platzieren. Womit ihr entweder für mehr Licht sorgen oder bereits besuchte Bereiche des verwinkelten Schlosses kennzeichnen könnt. Im Grunde solltet ihr mit eurem Kerzenvorrat gut auskommen. Geht ihr dennoch zu verschwenderisch damit um, müsst ihr zuvor platzierte Kerzen wieder einsammeln.

Die skurrilen Charaktere und Situationen sind eines der Highlights des Spiels.

Retro-Spielvergnügen

Nicht nur Hans kommt im Lauf des Abenteuers seinem Ziel immer näher, auch die Zeit schreitet im Spiel voran und löst unterschiedliche Ereignisse aus. Meist betrifft das die unterschiedlichen Charaktere, die sich im der Burg Tenebre tummeln. Es kann allerdings auch passieren, dass euch manche Hinweise verschlossen bleiben, wenn ihr zu spät mit einer bestimmten Person redet. Gelegentlich müsst ihr auch Entscheidungen treffen, die den Spielverlauf nachhaltig beeinflussen und zu einem der fünf Enden des Puzzle-Adventures führen.

Das Gameplay geht gut von der Hand und entspricht dem Retro-Design des Spiels. Auch wenn der gewählte Pixel-Grafikstil nicht jedermanns Sache ist, haben die Entwickler eine skurril-mysteriöse Gruselatmosphäre erschaffen – auch dank des stimmigen Sounddesigns und der barocken Musikbegleitung, die auf der Musik von Johann Sebastian Bach basiert. Sämtliche Texte des Abenteuers sind in englischer Sprache gehalten, eine deutschsprachige Version bietet das Spiel nicht.

Review Overview

70 - 7

7

Baroque Decay haben mit The Count Lucanor ein unterhaltsames und skurriles Puzzle-Adventure geschaffen, das besonders mit Kopfhörern im Handheldmodus der Switch viel Spaß macht. Das Gameplaykonzept des Survival- und Puzzle-Adventures motiviert und hat mich bis zum Ende gut unterhalten. Die angegebene Spielzeit von fünf Stunden hängt natürlich davon ab, wie schnell ihr im Spiel vorankommt. Zudem bietet das Spiel mit den fünf möglichen Enden die Möglichkeit, einen weiteren Anlauf zu wagen. Qualitativ hat der Nintendo eShop mittlerweile einige Indieperlen im Spieleangebot, die um denselben Preis ein besseres Gesamtpaket bieten. Wer dennoch Lust auf ein originelles Puzzle-Adventure hat, kann gerne einen Blick riskieren.

Genre: Puzzle-Adventure
Entwickler: Baroque Decay
Erscheint: Bereits erhältlich
Preis: ca. 15 Euro (Nintendo eShop)
System: Nintendo Switch (ebenfalls erhältlich: PC, Mac, Linux)

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