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Review: Super Smash Bros. Ultimate

Super Smash Bros. Ultimate ist ein gigantisches Spiel. Über 70 Charaktere, über 100 Stages und über 1000 Sammelobjekte hat Nintendo in den neuesten Teil der Prügelserie gepackt, der einige Neuerungen mit sich bringt, aber auch alte Lieblinge hinter sich lässt.

Smash!

Bei all den großen Zahlen vergisst Smash nicht, was es am besten kann. Der Hauptmodus heißt wieder einfach nur “Smash” und ermöglicht es ohne viel Vorgeplänkel, eine Partie mit bis zu acht Spielern zu starten. Es treffen über 70 Charaktere mit ihren Fähigkeiten aufeinander. Im Gegensatz zu vielen anderen Prügelserien geht es hier aber nicht darum, lange Tastenfolgen auswendig zu lernen und Kombos aneinanderzureihen. Stattdessen müssen Gegner mit einem Attacken aus dem Bildschirm getreten, geschlagen, geworfen oder geschossen werden.

Welcher Charakter hierbei besonders gut dabei ist und welcher besonders schlecht, ist Stoff für jahrelange Diskussionen unter Fans. Kirby gilt mit seiner Fähigkeit, lange in der Luft zu bleiben und unkomplizierte aber dennoch starke Attacken im Repertoire, als einer der einsteigerfreundlichsten Charaktere. Mario bietet eine gute Balance aus einfachen Attacken und fortschrittlicheren Techniken, mit denen er Geschosse kontern kann. Charaktere wie Ganondorf können zwar mächtig austeilen, sind dafür aber weniger beweglich. Shulk kann zwischen mehreren Modi wechseln, was ihn zu einem vielseitigen, aber auch komplizierten Charakter macht. Ein ewiger Favorit unter den eSportlern ist hingegen Fox McCloud.

Die vielen Charaktere in Super Smash Bros. Ultimate dürften gerade neue Spieler der Serie einschüchtern. Um dies zu verhindern, müssen die Charaktere erst nach und nach freigeschaltet werden, was durchaus seine Zeit dauern kann. Glücklicherweise gibt es mehrere Möglichkeiten, neue Kämpfer wie Belmont und Richter aus Castlevania oder Melinda aus Animal Crossing freizuspielen.

Die über 100 Stages im Spiel spiegeln die Vielfalt der Charaktere ebenfalls wieder. In der “langweiligsten” Stage kämpfen die Kontrahenten auf nur einer Ebene gegeneinander. Daneben gibt es Stages wie das Spukhaus aus Luigi’s Mansion mit dem grollenden Donner im Hintergrund, ein auf dem offenen Meer fahrenden Schiff aus The Legend of Zelda: The Wind Waker oder eine charmante Umsetzung der rudimentären Grafik eines Game & Watch-Systems. Bei all dem Chaos des Kampfes mögen die Stages vielleicht in den Hintergrund geraten, doch die tragen zu einem großen Teil dazu bei, aus Smash eine spielbare Party zu machen.

Geister

Smash-Fans sind sich besonders bei der Kämpferauswahl oft nicht einig. Was aber wohl allen Spielern in Erinnerung geblieben ist, ist der Smash Bros. Brawl-Story-Modus aus 2008. Dieser Modus verband 2,5D-Plattforming mit dem Kampfsystem von Smash und reicherte es mit filmischen Zwischensequenzen an, die auch nach all den Jahren ein besonderes Event in der langen Geschichte Nintendos sind. So einen Modus gibt es in Smash Bros. Ultimate nicht. Die Entwickler möchten im neuen Geister-Abenteuer mit einigen wenigen aufwendigen Zwischensequenzen aber daran erinnern.

Geister sind ein komplett neues Element für Smash. Sie stellen Buffs und Statuseffekte für die Kämpfer dar, haben dabei aber die Form eines Videospielcharakters. Es gibt primäre und sekundäre Geister, sie können unterschiedlich stark sein und zu unterschiedlichen Geister-Familien angehören. Spieler, die gerne sammeln und sich an der Unmenge an Geistern aus teils skurrilen Videospielserien erfreuen, werden viel Spaß mit dieser Neuerung haben. Wer dagegen wenig Lust auf das Managen der Geister hat, könnte nach einigen Stunden hingegen etwas genervt von ihnen sein.

Eine zentrale Rolle spielen die Geister im Geisterabenteuer. Hier hat ein übermächtiger Gegner alle Charaktere zu leblosen Hüllen verwandelt und ihre Geister gefangen genommen. Nur Kirby konnte dem Angriff entfliehen und muss nun auf einer riesigen 2D-Weltkarte Geist für Geist befreien. Dies geschieht in Kämpfen, die alle thematisch zum Geist passende Modifikationen erhalten haben. Im Kampf um den Geist des Wissenschaftlers Octagon aus Metal Gear Solid 4 muss zum Beispiel Dr. Mario besiegt werden, der von R.O.B. unterstützt wird. Wer Metal Gear Solid 4 gespielt hat, wird die Anspielung sofort erkennen.

Wer seit vielen Jahren viele Videospiele spielt, wird hier einige charmante “Aha”-Momente erleben. Der Modus dient auch als gute Erinnerung, was es alles an Einstellungsmöglichkeiten gibt in Smash. Mal kann der Boden voller Nebel oder Lava sein, mal wird die Häufigkeit der Items auf extrem gestellt, mal ist die Schwerkraft besonders niedrig und das Rausfliegen aus der Stage ist so einfacher. Diese Modifikatoren sind zum Großteil nicht neu, sie werden durch das Geisterabenteuer aber auf eine neue Art und Weise präsentiert und werden so zugänglicher.

Eine richtige “Story” gibt es aber nicht. Die schon veröffentlichte epische Anfangssequenz dienst als Aufhänger, viel mehr epische Zwischensequenzen gibt es aber nicht. Stattdessen bewegen sich hier die Charaktere auf einer riesigen 2D-Karte mit vielen Anspielungen auf Videospielserien aller Art. Auf Geisterfeldern kann ein Geist freigespielt werden, auf Kämpferfeldern ein neuer Kämpfer. Auf der Karte gibt es auch Dungeons mit simplen Rätseln, in denen weitere Geister, Kämpfer und einige wenige Bosse auf die Spieler warten. Die Bosse werden mit einer netten kleinen Sequenz vorgestellt und die Kämpfe spielen sich traditionell mit einem Lebensbalken, der für den Sieg geleert werden muss.

Neben all den Kämpfen gibt es auf der Karte auch Dojos, die den Geistern neue Effekte beibringen können, Läden, in denen sich Geister und Items kaufen lassen und Aktivitäten für die Geister, in denen sie eine gewisse Zeit lang (echte Stunden) auf Reise geschickt werden. Denn Geister können durch Kämpfe und Items auch aufleveln, manche von ihnen können sich sogar verwandeln. Zudem lassen sich doppelte Geister für die Währung Geisterchips wegschicken und sogar neue rufen, wenn man gewisse Geister dafür “opfern” möchte.

Also gibt es neben dem Meta-Element der Geister mit ihren Spezialfähigkeiten auch noch das Meta-Meta-Element des Auflevelns und Verwandelns der Geister. Das kann bei über 1000 Geistern selbst für Fans zu viel Arbeit werden, wobei es auch nicht aufgezwungen wird. Immerhin lassen sich “optimale” Geister vor jedem Kampf automatisch auswählen, auch wenn das Ergebnis dieser Auswahl stellenweise verwirren kann.

Wer gerne Sachen sammelt und einen Grund haben möchte, Smash auch alleine eine lange Zeit zu spielen, hat mit den Geistern diesen Grund gefunden. Zu einem gewissen Teil muss man sich mit den Geistern auch “begnügen”, da es keine Trophäen mehr zum Sammeln gibt. Im Vergleich zu den liebevoll modellierten 3D-Modellen sind die 2D-Bilder der Geister ein deutliches Downgrade, dafür gibt es aber weit über 1000 Geister. Auf dem Papier ein würdiger Trade-Off, für Fans der Trophäen aber trotzdem keine schöne Veränderung.

Ultimate

Von den Geistern abgesehen, ist Smash Bros. Ultimate fast die ultimative Krönung der Serie, die der Titel verspricht. Der Offline-Multiplayer wurde konsequent mit neuen Modi verbessert. Es lassen sich Turniere abhalten, die neuen Team-Matches (3v3 oder 5v5) versprechen eine ganz neue Dynamik, wenn man nicht nur den eigenen Main (also den Liebslingskämpfer) verwenden kann. Besonders spannend ist der Modus “Smash für alle”. Hier wird eine vorher festgelegte Anzahl an Runden gespielt, wobei die Auswahl an Kämpfern mit jeder Runde schrumpft. Gerade für mögliche eSports-Formate könnte dieser Modus für viel Spannung sorgen.

Im klassischen Modus lassen sich auf dem Kämpfer abgestimmte Kampagnen spielen, in denen mehrere Kämpfe abgeschlossen werden müssen. So stehen Link zum Beispiel serien-typische Charaktere auf der Gegnerliste. Am Ende wartet Ganondorf, mit einer Überraschung. In diesem Modus lässt sich die Schwierigkeitsstufe auch anhand eines eindrucksvollen Gemäldes festlegen. Und es gibt die typischen Credits am Ende. Mit einem Twist. Wer mal eine Pause vom Geistersammeln braucht, kann auch hier viele Stunden mit dem Durchspielen der einzelnen Kampagnen verbringen.

Für Fans der Minispiele in Smash gibt es hingegen keine guten Nachrichten. Der Homerun-Modus, in dem man in einen Boxsack so weit wie möglich schlagen musste, hat es nicht in Smash Bros. Ultimate geschafft. Auch Trophy Run gibt es nicht mehr, wobei der Modus ohne Trophäen ohnehin wenig Sinn ergibt. Viel schmerzlicher ist das Fehlen des Stage Editors. Mit dem konnte man in früheren Teilen eigene Stages entwerfen. Es bleibt zu hoffen, dass dieser mit einem Update nachgereicht wird.

Die spannenden Mii-Kämpfer aus dem früheren Teil gibt es auch wieder. Hier lassen sich einzelne Kämpfer aus drei Kategorien individuell mit Sets aus Attacken erstellen und mit einer Vielzahl an dekorativen Items individualisieren. Im Trainings-Modus lassen sich mit einer hervorragenden Stage die Attacken und Moves austesten. Im chaotischen Multi-Smash können wahlweise 100 Mii-Kämpfer oder auch alle anderen regulären Kämpfer in einem Marathon-Smash besiegt werden.
Immer noch schade ist die Implementierung der amiibo. Diese lassen sich wieder als KI-Figuren trainieren. Sie leveln auf und lernen mit jeder Partie dazu. Auch sie können mit Geistern verstärkt werden. Das System ist zwar immer noch ganz nett, aber nicht interessant genug und hat sich seit dem Wii U-Teil auch nicht genug weiterentwickelt. Vielleicht ist das aber auch besser so, damit Spieler ohne amiibo nicht zu viel verpassen.

Eine besondere Erwähnung hat sich die Audiothek verdient. Hier sind über 700 Musikstücke nach Spielserie kategorisiert. Das sind über 24 Stunde fortlaufender Musik. Ob die bekannten Tracks der Zelda-Reihe oder die Arcade-Klassiker aus Street Fighter; alle sind hier. Die Audiothek ist wahrgewordener Traum und ein wahrer Schatz voller Nostalgie und Emotionen. Es lässt sich sogar der Bildschirm deaktivieren, um die Musik weiter zu hören. Die Switch bleibt dabei aber “wach” und ist nicht im Standby-Modus. Alleine die Audiothek könnte für viele Spieler ein Grund für den digitalen Kauf sein, um sie immer parat zu haben.

Online

Zur Zeit dieses Reviews waren die Server noch nicht online. Ein Erfahrungsbericht wird nachgetragen.

Was Hoffnung macht, sind die Optionen “Nachrichten” und Geschenke für Events. Beide Optionen sind noch nicht auswählbar, machen aber Hoffnung für langjährigen Support wie bei Splatoon 2. Kostenpflichtiger DLC ist schon angekündigt, also dürfte dieser Support garantiert sein.

Handheld-Modus

Im Handheld-Modus lassen sich mit dem bloßen Auge keinerlei Nachteile ausmachen. Auch die Batterieleistung ist für das ganze Chaos auf dem Bildschirm gefühlt sehr ordentlich ausgefallen, wobei hier sicherlich noch technische Tests von anderen Kollegen folgen werden.

Fazit

Wertung - 9.5

9.5

Super Smash Bros. Ultimate ist ein gigantisches Spiel. Es gibt viel zu erzählen und zu erklären. Viel Gutes zu berichten, aber auch dem Fehlen der 3D-Trophäen und anderen kleineren Features nachzutrauern. Lässt man aber all das für einen Moment zur Seite, bleibt am Ende Smash über. Smash, das mit seinem unkonventionellen Spielsystem eine ganz neue Art an Kampfspiel erfand. Smash, das mit seiner erschlagenden Anzahl an Kämpfern, Stages, Items und Anspielungen auf eine Reise durch die Geschichte der Videospiele einlädt. Smash, das auch knapp 20 Jahre nach dem ersten Teil immer noch unglaublich viel Spaß macht. All das erledigt Super Smash Bros. Ultimate mit Bravour und fügt mit den Geistern eine interessante Neuerung hinzu, auch wenn sie vielleicht etwas zu viel “Arbeit” in den Spielablauf bringen und den einzigartigen 3D-Trophäen der vergangenen Teile qualitativ nicht das Wasser reichen können. Und auch wenn das neue Einzelspieler-Abenteuer nicht den Hunger nach vielen epischen Zwischensequenzen stillen kann, so bietet er Stoff für dutzende an Stunden Spiel- und Sammelspaß. Das größte Fragezeichen von Super Smash Bros. Ultimate ist aber der Online-Modus. Dieser war in der Vergangenheit nicht immer optimal. Nun, wo das Onlinespielen auf Switch kostenpflichtig ist, sind die Erwartungen deutlich höher. Das Ergebnis wird sich nach Launch zeigen müssen. Abgesehen davon hält der Titel das eigene Versprechen ein. Super Smash Bros. Ultimate ist der ultimative Liebesbrief an Videospiele.

Genre: Fighting Game
Entwickler: Nintendo
System: Nintendo Switch
Erscheint: 7.12.2018
Preis: ca. 70 Euro

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