Review: Star Wars: The Acolyte (Staffel 1) Episoden 1-4 (spoilerfrei)
Angesiedelt rund 65 Jahre vor dem Prequel Episode I – Die dunkle Bedrohung stellt Star Wars: The Acolyte den ersten Live-Action-Wurf von Lucasfilm in der Ära der Hohen Republik dar. Genauer gesagt befinden wir uns wohl in den letzten Tagen dieser Ära, in der sich die galaktische Republik auf ihrem Höhepunkt befindet. Bis jetzt wurde diese Epoche im Star Wars Kanon nur in Romanen und Comics behandelt. Mit Star Wars Eclipse ist auch ein Vidospiel bei Quantic Dream in Entwicklung, das jetzt nochmals einhundert Jahre zuvor ansetzen wird. Dies soll euch jedoch sicher nicht abschrecken, euch ab dem 5. Juni The Acolyte bei Disney+ anzusehen. Die Serie benötigt kein besonderes Vorwissen.
Während der Ära der Hohen Republik strebte die Galaktische Republik unter der Führung von Kanzlerin Lina Soh eine Expansion in den Äußeren-Rand an. Teil dieser Pläne war die Konstruktion der Starlight-Station, die als „Leuchtfeuer“ der Republik an der galaktischen Grenze dienen sollte, jedoch im Kampf gegen die Nihil zerstört wurde. Diese Fraktion führt auch die „Große Hyperraumkatastrophe“ herbei, die Milliarden an Leben vernichtete. Dennoch war es auch eine goldenen Ära des Fortschritts und Wohlstands und die hohe Republik stand unter besonderem Schutz des Jedi Ritter-Ordens, der in diesen Tagen zu seiner vollen Blüte aufsteigen konnte. Die Handlung von The Acolyte setzt nochmals rund 100 Jahre vor den Geschehnissen der aktuellen Romane und Comics ein. So wird auch nur ein einziger Charakter aus den Büchern eine deutlich sichtbare Rolle in der Serie einnehmen. SHOCK2 konnte im Vorfeld bereits die ersten vier Folgen, also die Hälfte der ersten Staffel von The Acolyte sehen.
Eine düstere Bedrohung
Ein Jedi nach dem anderen wird ermordet, und es liegt an dem Jedi Meister Sol (hervorragend gespielt von Lee Jung-jae) und einer Handvoll anderer, der Verbrechensserie auf den Grund zu gehen. Die Serie beginnt mit einem beeindruckenden Duell zwischen der jungen Mae und Carrie-Anne Moss‘ Jedi-Figur Indara. Anstatt mit Lichtschwertern zu kämpfen, erleben wir einen originellen Kampf mit Messern, der Macht und einer von Martial Arts inspirierten Choreografie. Die Sequenz ist ein sehr effektiver Aufhänger, und eine überraschende Wendung, die ich hier nicht verraten möchte, stellt die Serie bald auf den Kopf. Es ist ein durch und durch fesselnder Auftakt zu einer Serie, die scheinbare Wahrheiten über Star Wars, wie wir sie kennen, infrage zu stellen scheint.
Auch wenn „The Acolyte“ an vielen Stellen dann doch auf bekanntem Terrain wandelt und deutlich weniger düster ist als erwartet, heißt das natürlich nicht, dass die Serie nicht ihre eigene Identität entwickeln wird – es ist nur so, dass sich die ersten vier Episoden ein wenig vertraut anfühlen. Dennoch gibt es in der neuen Serie viel zu genießen. Lee sticht als weiser, sanfter Sol hervor, der seine eigenen, eher unkonventionellen Vorstellungen von Bindung zu haben scheint. Dafne Keen ist ebenfalls quirlig und aufgeweckter als die sachliche Jecki, Sols Padawan, während Charlie Barnett, als der eingebildete Yord, viel Spaß macht. Amandla Stenberg ist jedoch eindeutig der Star der Show – es wird viel von ihr verlangt, damit ihre Figur funktioniert, und ihre Leistung ist nahtlos und absolut überzeugend.
Dass es sich bei der Serie um einen Mordfall handelt, ist ein geschickt eingesetztes Ablenkungsmanöver, wie die Zuschauer bald feststellen werden. Das wahre Geheimnis der Serie dreht sich um das schattenhafte Sith-Training von Mae. Der einzig bisher vorhandene Hinweis ist, dass Mae und Manny Jacintos Qimir die Figur als „er“ bezeichnen, also lasst uns mit den Theorien beginnen. In den ersten vier Episoden bekommen wir nur flüchtige Eindrücke von ihm, und er ist ein fesselndes Mysterium – vor allem dank der Aufgaben, die er Mae stellt (ein maskierter, dunkler Bösewicht ist schließlich nichts Neues für Star Wars).
Regisseurin Leslye Headland (Russian Doll) erfüllt sich mit Star Wars: The Acolyte einen langgehegten Wunsch. In einem Interview erzählte sie vor Kurzem, dass sie „Star Wars-Filme“, seit ihren Teenagertagen drehte. In der Schule geächtet, weil sie anders war, zog sie sich in sich selbst zurück und drehte Stop-Motion-Filme mit ihren Action-Figuren von Luke, Leia, Han & Co. Ihr ist aber auch bewusst, dass dies auch die Chance auf ein demütigendes Scheitern in galaktischem Ausmaß sei. Mit Kosten von rund 180 Millionen Dollar (für acht Episoden) und einer Produktionszeit von vier Jahren versuchte sie zwei Dinge auf einmal zu erreichen: die „Star Wars“-Fans der alten Schule zufrieden zu stellen – die manchmal „unangenehm“ sein können – und gleichzeitig eine vollkommen neue Geschichte zu erzählen, die keine Vorkenntnisse über „Star Wars“ voraussetzt und in der Frauen und farbige Menschen im Mittelpunkt stehen. Auch wenn die Special Effekte nicht an allen Stellen komplett überzeugen können, bietet die Serie zusammen mit dem phänomenalen Sounddesign, inklusive eines wirklich guten Soundtracks, ein rundes audiovisuelles Erlebnis in einer Art und Weise, wie es noch keine andere Star Wars Serie gezeigt hat.
Meinung:
The Acolyte wurde 2020 als erste Thriller-Serie im Star Wars Universum angekündigt. Nun, nach den ersten vier Folgen würde ich eher sagen, wir haben es hier mit einem Mix aus Abenteuer und Murder Mystery zu tun. The Acolyte steckt voller Geheimnisse und es macht Spaß, zusammen mit dem Jedi-Meister Sol (gespielt von Squid Game-Star Jung-Jae Lee) eine Schicht nach der anderen zu enthüllen, während dieser auf verschiedenen Planeten ermittelt und den „Puzzlestücken“ hinterherjagt. So ist The Acolyte auch deutlich weniger düster als von mir ursprünglich erwartet und hat auch einen gänzlich anderen Ton als etwa Star Wars: Andor. Die neue Star Wars Serie schafft gleichzeitig ein recht frisches und unverbrauchtes Look & Feel auszustrahlen, gleichzeitig bedient man sich vieler Kernelemente aus der Star Wars Lore. Die ersten vier Folgen machen auf jeden Fall Lust auf mehr!
Star Wars: The Acolyte startet am 5. Juni mit den ersten beiden Folgen bei Disney+!